Hallöchen, meine Lieben! Ich habe mich entschieden ab sofort immer dienstags oder mittwochs Henrys und Vinnies Geschichte zu updaten😊 Vielleicht interessiert es Euch ja, wenn nicht, einfach schnell wieder vergessen😅 Wie dem auch sei, wünsche ich Euch auf jeden Fall viel Freude mit dem Kapitel!
Eure theuniverseinus
______________________H E N R Y
Schnellen Schrittes laufe ich Richtung Küche, beziehungsweise Esszimmer, und schaue um die Ecke.
Vincents Grandpa sitzt am Esstisch und hält sich das Festnetztelefon an sein Ohr, während er anscheinend mit einem Police Officer redet.
Leise schleiche ich in die Küche und setze vorsichtig die Teekanne auf den alten Ofen, der gerade Unmengen an Wärme produziert - es ist zwar schon relativ warm für den Frühling, aber behaupten können, dass es nicht kalt wäre, kann ich auch nicht.
»Ja, warten Sie bitte einen kurzen Moment, ein Freund meines Enkelsohnes ist gerade zu Besuch. Er kann ihnen bestimmt weiter helfen«, spricht Vinnies Grandpa und winkt mich heran.
Ich gehe auf ihn zu und nehme ihm das Telefon ab, welches er mir entgegen hält.
»Hallo?«, frage ich in den Hörer und bekomme prompt eine Antwort.
»Guten Tag, mein Name ist Officer Myers, ich würde dir gerne ein paar Fragen stellen. Hast du gerade Zeit dafür?«, fragt mich die tiefe Stimme des Officers. Irgendwie schüchtert sie mich ein, weil ich mir zu dieser Stimme nur einen großen bulligen Mann in Polizeiuniform vorstellen kann.
»Ja, für Angelegenheiten, die Vincent betreffen, habe ich immer Zeit. Wie kann ich ihnen weiter helfen?«
»Zuerst einmal möchte ich gerne deine persönlichen Daten aufnehmen, damit ich mich bei weiteren Fragen bei dir melden kann, in Ordnung?«
»Ja, selbstverständlich. Mein vollständiger Name lautet Henry Oliver Jones, mein Rufname ist allerdings nur Henry. Ich wohne hier in Toronto bei meinen Eltern. Unsere Adresse können sie höchstwahrscheinlich sehr schnell herausfinden, da mein Vater George Jones ist.«
Ich werde kurz unterbrochen. »Ja, eure Adresse ist uns geläufig. Wie geht's deinem Vater? Man hat lange nichts mehr von ihm in Sachen Strafverteidiger gehört.«
»Dem geht's super, er gönnt sich nur eine Pause«, murmele ich und muss Grinsen. Jap, mein Dad ist Rechtsanwalt und nicht gerade unbekannt, was mich mächtig stolz macht. »Naja, wie dem auch sei. Ich bin seit etwa neun Jahren mit Vincent befreundet und möchte, dass Bradley endlich aufhört ihn andauernd zu schikanieren, wenn ich ihm nicht helfen kann.«
»Was meinst du mit ›wenn ich ihm nicht helfen kann‹? Vergreift sich Bradley nur an ihm, wenn du nicht in seiner unmittelbaren Nähe bist?«, fragt mich Officer Myers prompt.
»Ja. Dazu sollten Sie wissen, dass Vinnie sich vor zwei Jahren mit Brad angelegt hat, indem er ihn von einen jüngeren Schüler katapultiert hat, als dieser von Brad zusammengeschlagen wurde«, spreche ich und kann nicht verhindern stolz zu grinsen, als ich mich daran erinnere, wie tapfer Vinnie damals nach dieser Prügelei war - er hatte noch nicht einmal eine Träne vergossen, obwohl es höllisch weh tut, wenn man eins auf die Nase bekommt. »Seitdem hat Brad ihn mächtig auf dem Kiecker!«
»Mh-hm«, brummt der Officer nachdenklich. »Aber warum schikaniert er Vincent nicht, wenn du in der Nähe bist?«
Ich lache etwas verlegen und kratze mich an meinem Hinterkopf. »Das könnte davon kommen, dass ich, sagen wir einfach Mal ein ›Treffen‹, nach dieser Angelegenheit mit Brad hatte, da er Vinnie ein blaues Auge und 'ne blutige Nase geschlagen hat«, antworte ich murmelnd und höre ein leises Glucksen von der Person am anderen Ende der Leitung.
»Du scheinst ihm ja 'ne ordentlich Lektion erteilt zu haben, dass er Vincent zufrieden lässt, wenn du in der Nähe bist.«
»Scheint so, am liebsten würde ich ihn im Moment wieder vermöbeln«, knurre ich leise, versuche aber meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Allein schon wenn ich daran denke, wie Vincent vor etwa zwei Stunden bewusstlos in meinen Armen gelegen hat, wird mir heiß und kalt zugleich - vor allem aber zeimlich schlecht, was wahrscheinlich von der unterdrückten Wut kommt, die in meinem Inneren brodelt. Wäre Vinnie nicht ohnmächtig geworden, dann hätte ich Brad auf der Stelle so sehr verprügelt, dass er am Ende nicht gewusst hätte, wo oben und unten ist.
»Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Mr Brown hat mir schon geschildert, was heute vorgefallen ist...«, spricht er und scheint irgendetwas in seinem Computer zu suchen - zumindest höre ich das laute Klacken von Tasten im Hintergrund. »Wie geht es ihm denn so?«
»Denn Umständen entsprechend, wenn es allerdings nach ihm gegangen wäre, würde er jetzt nicht hier bei sich Zuhause auf der Couch liegen, sondern im Unterricht sitzen«, brumme ich und riskiere einen Blick ins Wohnzimmer. Gerade rechtzeitig, schießt es mir durch den Kopf, denn gerade sehe ich wütend zu Vincent, welcher anscheinenden einen Moment zuvor aufgestanden ist. Wenn man vom Teufel spricht, würde ich sagen.
Sein Blick liegt plötzlich auf mir und sieht sehr unsicher aus. Er weiß ganz genau, dass er schneller aufstehen hätte müssen, damit ich ihn nicht dabei ertappe, wie er versucht sich davon zu schleichen. Jetzt hat er ein Problem, wenn er sich mir wiedersetzt.
»Vincent Walter, du legst dich gefälligst wieder auf die verdammte Couch! Oder willst du es drauf anlegen, dass ich dich an sie fessle?!«, sage ich laut, woraufhin Vinnie bloß seine Hände ergeben anhebt und sich wieder hinlegt. »Wehe ich erwische dich nochmal dabei, wie du versuchst aufzustehen! Hast du verstanden?!«
Ein genervtes Stöhnen ertönt aus dem Wohnzimmer. »Jaja, ist ja schon gut!«
Langsam hebe ich das Telefon wieder an mein Ohr, während ich weiterhin so stehen bleibe, dass ich Vincent im Wohnzimmer beobachten kann.
»Entschuldigen Sie bitte, ich musste nur einen völlig Verrückten wieder auf Spur bringen!«, brumme ich ins Telefon, woraufhin ein amüsierter Laut erklingt.
»Es scheint fast so, als würde er auf dem Weg der Genesung sein«, lacht Officer Myers. »Das ist schön zu wissen, aber nun zurück zu meinen Fragen. Ich hätte vorerst nur noch eine an dich.«
Ich nicke, obwohl Officer Myers das nicht sehen kann. »Dann schießen sie los!«, sage ich deshalb und warte gespannt auf seine Frage.
»Ist dir geläufig, ob euer Bradley Hansson der Sohn des Leiters der St. Michaels Bank hier in Toronto ist?«
Ich grüble ein wenig, doch mir will nicht einfallen, ob sowas jemals erwähnt wurde oder in der Gerüchteküche der Schule kursiert ist. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte Vinnies Gedächtnis.
Wartet mal kurz...
»Einen Moment bitte, ich frag' Vincent, ob ihm dies vielleicht bekannt ist. Ich hab' nämlich wirklich keine Ahnung, ob sowas jemals geäußert wurde«, sage ich in den Hörer und gehe währenddessen ins Wohnzimmer zu Vinnie.
»Geht klar, ich warte solange«, erwidert der Officer freundlich.
»Vinnie?«, frage ich den Jungen vor mir, der bis eben gerade noch seine Augen geschlossen hatte. »Sag' mal weißt du vielleicht, ob Brad der Sohn vom Leiter der St. Michaels Bank ist?«
»Ich weiß nicht, wobei...«, stoppt er und setzt dieses nachdenkliche Gesicht auf, was mich immer zum schmunzeln bringt - er sieht einfach zu süß aus, wenn er seine Nase kräuselt. »Ich meine mich zu erinnern, dass einer von Brads Schlägern irgendwann mal sowas angemerkt hat. Von wegen ›du solltest dich besser nicht mit Brad anlegen, sein Vater ist ein hohes Tier bei 'ner Bank‹ oder zumindest so in der Art.«
Ich nicke und hebe den Hörer wieder an mein Ohr, während ich mich zu ihm auf die Couch setze und kurz durch sein verstrubbeltes Haar fahre, damit es wieder wenigstens ein bisschen an seine normale Frisur erinnert.
»Vincent glaubt sich zu erinnern, dass dem so ist«, antworte ich Officer Myers.
»Ok, dann vielen Dank an Dich für die Beantwortung meiner Fragen. Könnte ich vielleicht noch einmal mit Mr Brown sprechen?«
»Warten Sie einen Moment«, sage ich und mache mich wieder auf den Weg in die Küche, wo ich Vincents Grandpa wieder antreffe. »Officer Myers möchte Sie gerne noch einmal sprechen.«
Lächelnd nimmt er mir das Gerät ab. »Danke, aber wie oft muss ich es dir noch sagen, Henry? Du darfst mich gerne duzen!«
Ich nicke und lächle leicht, bevor ich mich an Vincents Tee mache - das Wasser hat nämlich schon lange gekocht. Nebenbei höre ich allerdings noch zu, wie Vinnies Grandpa mit Officer Myers einige obligatorische Dinge regelt. Dann verschwinde ich aber auch schon ins Wohnzimmer und stelle den Tee auf den Couchtisch. Irgendwie sieht Vinnie etwas verloren aus.
»Hey, was ist los, Vinnie?«, frage ich ihn deshalb.
Langsam sieht er zu mir auf. Sofort fällt mir auf, dass seine Augen irgendwie stumpf aussehen und jeglicher Glanz, der sonst in ihnen zu sehen ist, verschwunden ist.
»Ich hab' Angst«, gesteht er mir leise, weshalb ich seinen Oberkörper etwas anhebe und mich so hinsetze, dass Vinnies Rücken an meiner Brust ruht. Mein linkes Bein winkle ich auf der Couch an, das rechte lasse ich einfach neben der Couch runter hängen und meine Arme habe ich fest um Vinnie geschlungen, um ihm halt zu geben.
»Du brauchst keine Angst zu haben«, sage ich entschlossen und ziehe ihn näher an mich, damit er nicht mehr so stark zittert und sich beruhigt. »Ich bin bei dir und werde dich nach dieser Sache von heute nicht mehr aus den Augen lassen, ok? Ab sofort werde ich dich auch immer vor den Kursräumen absetzen und dich dann nach dem Kurs wieder abholen, wenn wir nicht zusammen Unterricht haben, klar?«
Vinnie nickt leicht und legt seine Arme auf meine, die ich immer noch beschützend um ihn gelegt habe.
Erst jetzt fällt mir mein schneller Herzschlag auf, weshalb ich hoffe, dass Vinnie ihn nicht spürt.
Anna hatte Recht, schießt es mir plötzlich durch den Kopf. Ich sollte mir langsam im klaren über meine Gefühle für Vinnie werden und ihn fragen, ob es ihm auch so geht, wie mir. Ich kann es nicht ewig vor mir her schieben und mich dann Jahre später im Nachhinein fragen, was gewesen wäre, wenn ich Vinnie gefragt hätte.
Seufzend lehne ich mich ein wenig an die Seitenlehne der Couch und hauche Vinnie einen Kuss auf den Kopf. Es ist irgendwie ganz automatisch passiert, ohne dass ich groß nachdenken konnte. Doch niemand von uns beiden verliert auch nur ein Wort darüber.
Langsam merke ich, wie Vinnie sich zum Glück wieder entspannt.
»Ich hab' dir Tee gemacht. Möchtest du einen Schluck trinken?«, frage ich ihn leise und streiche sachte mit meinem Daumen über seinen viel zu flachen Bauch.
»Danke, du bist ein Engel. Und ja, ich würde gerne einen Schluck trinken«, antwortet mir Vinnie leise, weshalb ich leise lache und ihm die Tasse reiche.
»Vorsicht, ich habe keine Ahnung, wie warm das ganze noch ist.«
Zögernd nippend testet er, wie warm der Tee ist und trinkt dann, nachdem er anscheinend festgestellt hat, dass er nicht sonderlich heiß ist, einen kräftigen Schluck.
»Tee beruhigt mich wirklich immer«, murmelt er und trinkt gleich noch einen Schluck, bevor er ihn auf seinem Bauch abstellt und gedankenverloren aus dem Fenster uns gegenüber schaut.
Ich mache es ihm gleich und betrachte einige Vögel, die sich draußen auf einem der vielen Bäume, die rund um die Farm herum stehen, zanken und versuchen zu verscheuchen.
»Meinst du Brad wird sehr wütend sein?«, fragt Vinnie plötzlich in die Stille hinein, weshalb ich auch überrascht zu ihm sehe - zumindest so gut dies in unserer Position machbar ist.
»Wie kommst du darauf?«, antworte ich mit einer Gegenfrage.
»Ich weiß auch nicht, aber ich mache mir halt Sorgen, dass er sehr wütend sein wird, wenn ihm die Polizei mitteilt, dass er angezeigt wurde«, murmelt er und sieht in seine Tasse Tee.
»Bei Brad weiß man nie, wie er es aufnimmt, aber wie gesagt, ich bin bei dir. Er wird dir nichts antun können, das verspreche ich dir.«
Wieder nickt er und trinkt einen Schluck Tee.
»So Jungs, es ist erledigt!«, ertönt es plötzlich neben uns, weshalb Vinnie und ich zu seinem Grandpa sehen. Dieser lächelt uns strahlend an und setzt sich auf einen der Sessel, die neben der Couch stehen. »In spätestens zwei Tagen werden alle formellen Dinge erledigt sein und dieser Bradley bekommt weniger nette Post zugesandt!«
Ich seufze erleichtert und drücke Vincent ein wenig näher an mich, weil er unsicher zu seinem Großvater sieht.
»Hoffentlich muss ich ihn in der Zwischenzeit nicht noch vermöbeln, weil er wieder Oberangeber spielen will«, murre ich und lasse mich entspannt zurück fallen, sodass Vinnie nun halb auf mir liegt, doch das scheint weder ihm noch mir wesentlich unangenehm zu sein.
»Du solltest dich nun lieber bedeckt halten, Henry«, spricht Ulysses, Vinnies Grandpa, und sieht mich streng an. »Wir wollen doch nicht riskieren, das du von Bradley eine Anzeige kassierst. Das wäre mehr als ärgerlich - vor allem für dich und deine Familie.«
Ich nicke und schaue Vincent dabei zu, wie er die nun leere Tasse wieder auf den Couchtisch stellt, um es sich anschließend wieder auf mir gemütlich zu machen.
»Du hast Recht«, stimme ich Ulysses zu und helfe Vinnie dabei sich in die Decke zu wickeln, welche er gerade von dem Sessel genommen hat, der näher an der Couch steht. »Aber sollte er sich wieder an Vinnie vergreifen, dann kann ich für nichts garantieren.«
Nach dieser Unterhaltung kehrt Stille zwischen und dreien ein. Wenige Minuten später kann man nur noch den leisen Atem von Vinnie hören, welcher mittlerweile zum Glück eingeschlafen ist, und die sich immer noch streitenden Vögel.
»Ich bin wirklich froh, dass Vincent dich hat«, durchbricht Ulysses die Stille. Es ist kaum mehr als ein Flüstern und doch habe ich es klar und deutlich verstanden.
Lächelnd sehe ich zu ihm, während ich Vinnie durch seine braunen Haare streiche. »Und ich bin froh, ihn zu haben«, flüstere ich. Ich muss kurz lächeln, als er sich eher unbewusst im Schlaf dreht und mich nun fest in einer Umarmung umschlossen hält. »Ohne ihn wäre so mancher Tag um einiges finsterer.«
Grinsend kommt Ulysses zu mir und Vinnie und streicht seinem Enkel durch die Haare, bevor er sich zu uns runter hockt.
»Ich wüsste auch nicht, was ich ohne meinen Sonnenschein machen würde«, flüstert er und lächelt mich gequält an. »Weißt du wie oft ich mich gefragt habe, wie es heute um mich stehen würde, wenn Vincent ebenfalls in dem Auto seiner Eltern gesessen hätte? Wesentlich zu oft, denke ich mal. Doch ich habe mich auch gefragt, was gewesen wäre, wenn meine Tochter und mein Schwiegersohn nie gestorben wären.«
Ich sehe ihm fest in die Augen und nicke. Ich habe mich auch schon so einige Male gefragt, wie es hier ohne Vinnie gewesen wäre - wenn seine Eltern den Unfall überlebt hätten oder er mit ihnen verunglückt wäre - doch zumeist habe ich diese Gedanken einfach nur abgeschüttelt. Sie sind einfach nur schmerzhaft, denn sie zeigen mir eine Realität ohne meinen besten Freund, der für mich eigentlich schon sehr lange mehr als nur ein bester Freund ist.
»Ich weiß, was du meinst«, sage ich zu Ulysses und sehe traurig lächelnd in Vinnies schlafendes Gesicht. »Wir hätten uns wahrscheinlich nie kennengelernt - vielleicht ab und zu gesehen, wenn er und seine Eltern zu Besuch gekommen wären und ich bei meiner Tante gewesen wäre - aber so richtig gekannt hätten wir uns wahrscheinlich nicht.«
Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie Ulysses nickt und mich nachdenklich ansieht.
»Was ist los?«, frage ich ihn und sehe in sein mir bekanntes Gesicht.
In den letzten zwei Jahren hat er eine Menge an Sorgenfalten bekommen und sich einen Bart stehen lassen, weshalb er nun auch wie der typische Grandpa aussieht - zumindest denke ich, dass der typische Großvater einen Bart trägt, da ich dies bezüglich keine Erfahrung habe, weil ich meine beiden Großväter nie kennengelernt habe, obwohl einer von ihnen sogar in der Nähe wohnt. Aber ich habe nie bemerkt, dass Ulysses so alt geworden ist. Erst jetzt fällt mir auf, dass uns ab einem bestimmten Alter gar nicht mehr auffällt, wie Leute, die wir schon lange kennen, vor unseren Augen immer älter werden. Doch gerade in diesem Moment fällt es mir sehr stark auf.
»Ich mache mir Sorgen um Vincent«, gesteht Ulysses mir und sieht zu Vincent, der leise Schmatzgeräusche von sich gibt.
Lächelnd streiche ich über seinen Rücken und beobachte, wie er sich noch näher an mich drückt.
»Weshalb?«, frage ich Ulysses.
»Ich habe das Gefühl, dass er mir und dir etwas verheimlicht - und ich frage mich eigentlich rund um die Uhr, welche Last er mit sich herum trägt«, er unterbricht sich kurz und sieht mir wieder in die Augen. »Pass' bitte einfach auf ihn auf und lass' ihn nichts dummköpfiges machen.«
Ich nicke und frage mich nun auch, was es sein könnte, was Vincent uns nicht anvertrauen will. Doch wenn er noch nicht bereit ist es uns zu sagen, dann werden wir wohl oder übel warten müssen, bis er von sich aus zu uns kommt.
Wie lange es auch dauern mag, ich werde geduldig warten und für ihn da sein.
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Während ich schlief
Novela JuvenilAls Vincents Eltern bei einem Unfall verunglücken und er gezwungenermaßen zu seinem Großvater nach Toronto auf dessen Farm ziehen muss, scheint für ihn alles hoffnungs- und trostlos. Er fühlt sich alleine gelassen und verloren auf der großen weiten...