Hallöchen meine Lieben,
tut mir Leid, dass ich schon wieder so spät erst aktualisiere😅 Leider ist die Schule Mal wieder dazwischen gekommen und hat gemeint, lass' mal alle Zwölf-Klässler eine schriftliche Ausarbeitung zu ihrem Projekt machen😑
Naja, is' ja wie's is'...
Nächste Woche wird aber hundertprozentig das Kapitel rechtzeitig hochgeladen!
Bis dann und fühlt Euch gedrückt!
Eure
theuniverseinus
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H E N R Y
Seitdem ich weiß, dass meine Mutter vermutlich innerhalb der nächsten Tage auftauchen soll, strenge ich mich noch mehr an aufzuwachen, um dieser Frau die Leviten lesen zu können.
Ich meine, was erdreistet sie sich da Mal wieder?! Erst sich jahrelang nicht melden und dann einen auf die beste Mutter der Welt machen? Ganz bestimmt nicht mit mir!
Auch wenn es sich bitter anhören mag, aber diese Frau ist der Teufel höchstpersönlich. Kalt, berechnend und abgrundtief böse. Es gab einmal eine Zeit da war sie wirklich eine tolle Mutter, aber an diese Zeit erinnere ich mich kaum. Viel zu schnell ist ihr der Erfolg und ganze Ruhm zu Kopf gestiegen und hat sie zu dem Menschen gemacht, der sie nun heute ist. Sie hat selber gewählt, wer sie sein will und hat dafür halt eben ihre Familie und den Mann, den sie wohl einmal aufrichtig geliebt hat, einfach hinter sich gelassen. Für mich ist sie nicht mehr, als eine Fremde, die versucht aus meiner derzeitigen Lage Profit zu schlagen.
Etwas anderes kann man auch gar nicht von ihr erwarten. So war es schon immer.
Sobald sie in der Öffentlichkeit an Beliebtheit verloren hat, ist sie immer zu uns gedackelt gekommen und hat versucht einen auf Friede, Freude, Eierkuchen zu machen - mal ganz davon abgesehen, dass ihre Omletts und alles andere, was man mit Eiern so zubereiten kann an Speisen, mehr als scheußlich schmecken.
Ich kann und will diese Frau nicht verstehen. Wer gibt schon seine Familie für so etwas wie Ruhm und Reichtum auf? Anscheinend eine ganze Menge Leute, aber ich finde das ist völliger Schwachsinn.
Für mich gibt es nichts wichtigeres als meine Familie - Vinnie natürlich mit eingeschlossen. Ohne diese Chaoten wäre alles irgendwie viel trister und langweiliger. Vor allem aber würde ich immer das Gefühl haben, als würde mir etwas wichtiges fehlen. So ähnlich wie ein Phantomschmerz. Mir wurde zwar kein Bein amputiert oder was weiß ich was, aber da wäre dieser dumpfe Schmerz, der eigentlich gar nicht mehr da sein dürfte, der dir aber zeigt, dass etwas fehlt - etwas wichtiges fehlt.
»Wenn du nur wüsstest, was im Moment alles an Trubel hier los ist«, höre ich Vincent flüstern, ehe er seufzt.
Seit ein paar Wochen ist es tatsächlich wieder das erste Mal, dass ich und Vincent alleine sind. Irgendwie hat es mir gefehlt, wenn er nur mit mir gesprochen hat. Ich liebe meine Familie wirklich sehr, aber manchmal ist es auch schön, wenn Vinnie einfach von allem erzählt, was ihm auf dem Herzen liegt.
»Aber vielleicht ist es auch ganz gut, dass du es nicht weißt. Wenigstens kannst du dann keinen Tobsuchtsanfall hinlegen«, grübelt er weiter, während er den Griff um meine Hand verstärkt.
Wie in letzter Zeit immer, greife ich ein wenig nach seiner Hand. Ich kann das Lächeln auf seinem Gesicht förmlich vor mir sehen und bin froh, dass ich wenigstens meine Hand um seine schließen kann. Es gibt mir irgendwie ein Gefühl von Geborgenheit. Aber ich bin auch froh darüber, dass ihr wenigstens schon einmal wieder Kontrolle über meine Hand habe. Wenn ich mich noch mehr anstrengen schaffe ich es bestimmt bald aufzuwachen.
»In der Schule läuft soweit alles wie immer. Nur mit dem Unterschied, dass mich Brad meidet. Zum Glück. Ich glaube kaum, dass ich es ein zweites mal schaffe ihn zu Boden zu befördern. Ich frage mich aber auch noch immer, warum er Kontaktlinsen trägt. Hat er etwas mit dem Banküberfall zu tun? Ist es einfach nur eine seiner Phasen? Ich weiß es nicht und kannst es mir leider nicht beantworten, aber ich versuche mein bestes, um Brads Beweggründe heraus zu finden. Das bin ich dir schuldig.«
Wenn du nur wüsstest Vinnie... . Am liebsten hätte ich es wirklich, wenn du nicht weiter nachforschst. Immerhin begibst du dich so auch in Gefahr und das will ich wirklich nicht. Ich möchte dich in Sicherheit wissen. Das ist im Moment, das was mir am wichtigsten ist. Und du bist mir ganz bestimmt nichts schuldig, Kleiner.
Das würde ich ihm am liebsten sagen, aber im Moment kann ich es erst einmal nur denken und hoffen, dass er nichts unüberlegtes macht, was Brad erzörnen könnte.
»Naja, wie dem auch sei«, spricht Vinnie weiter. »Ich vermisse dich wirklich. Deine blöden Sprüche am meisten. Aber auch deine Nähe, dein Lächeln und das sanfte braun deiner Augen. Ich weiß, dass sich das alles schnulzig anhört, aber so ist es nun einmal.«
Es ist kurz leise, dann habe ich das Gefühl, als würde Vinnie weiter reden wollen, aber dann abrupt inne hält als sich die Tür öffnet und wieder schließt.
»Hey, Vinnie«, ertönt Trevors Stimme.
Soviel zur trauten Zweisamkeit.
»Hey, Trevor«, antwortet Vincent ihm und klingt dabei etwas müde.
»Alles gut? Du hörst dich erschöpft an«, spricht Trevor das aus, was mir durch den Kopf gegangen ist. Manchmal habe ich das Gefühl, das wir telepathisch miteinander kommunizieren können. Manchmal ist es gruselig und in Situationen wie diesen wiederum sehr hilfreich.
»Ja, alles bestens, ich mache mir bloß unnötige Sorge«, antwortet Vinnie meinem Bruder, was ich ihm aber nicht wirklich abnehme.
»Weswegen?«
»Wegen allem möglichen«, seufzt Vinnie und drückt meine Hand kurz. »Vor allem aber wegen Grandpa und Henry.«
»Du kennst deinen Großvater doch, der hat nun Mal seinen Dickschädel, aber der wird sich bestimmt bald von selbst Ruhe gönnen, da bin ich mir ganz sicher. Und was Henry angeht, da musst du dir nun wirklich keine Sorgen machen. Weißt du, seine Werte haben sich ein wenig gebessert. Aber vor allem ist er doch bis jetzt auch immer wieder auf die Beine gekommen.«
»Ja, er war und wird immer in Kämpfer bleiben, ich weiß. Aber ich mache mir trotzdem Sorgen und die lassen sich leider nicht so einfach abschalten.«
Oh, Vinnie... . Wenn du wüsstest. Ich wünschte, ich könnte endlich aufwachen und dich wieder in meine Arme ziehen, mehr will ich gar nicht. Dich einfach in meinen Armen halten und dir jegliche Sorgen nehmen, denn ich will derjenige sein, dem du sie anvertraust, auf den du dich stützen kannst, wenn die Welt Mal wieder verrückt spielt und der für den Rest seines Lebens an deiner Seite sein wird, der dich liebt und beschützt und vor allem bösen abschirmt. Mehr als dies und meine Familie brauche ich nicht, um im Leben glücklich zu sein.
Gott, ich hör' mich vielleicht schnulzig an, wie einer dieser Teenager in diesen Groschen-Romanen! Das ist ja kaum auszuhalten und ich kann mich nur mit mir selber unterhalten, das macht das ganze einfach nicht besser. Nein, ganz im Gegenteil.
Ich habe langsam das Gefühl, dass ich je länger ich im ›Koma‹ liege desto mehr schnulzige Liebeserklärungen an Vinnie ausarbeite. Meine Fresse, ich kann mich langsam selber nicht mehr reden hören.
»Die brauchst du dir nicht zu machen!«, sagt Trevor entschlossen, woraufhin kurz Stille herrscht, die durch ein Lachen seinerseits unterbrochen wird. »Allerdings würde ich mir Sorgen um deine Gemütsverfassung machen, wenn du gleich meiner Mutter das erste Mal begegnest.«
Bitte was? Mutter will heute hier aufschlagen? Warum schert sie sich nicht einfach wieder dahin zurück, wo sie her gekommen ist?! Meinetwegen könnte sie auch gerne einfach so tot umfallen, mich würde es jedenfalls nicht stören. Vor allem aber soll sie sich möglichst weit von Vinnie entfernt aufhalten und ihm nicht irgendwelche dummen Sprüche im die Ohren pfegen, so wie sie es immer mit uns macht, wenn sie uns besucht.
Ok, sollte ich irgendwann demnächst endlich wieder aufwachen, dann mach' ich dieser Frau die Hölle heiß, wenn sie auch nur ein einziges falsches Wort meinem süßen Engel gegenüber verliert. Am besten skalpiere ich sie umgehend. Oh, ja die Vorstellung gefällt mir sogar sehr gut.
»Stopp mal, was?«, unterbricht Vinnie meine Gedankengänge und hört sich vollkommen irritiert an. »Ich dachte, diese Frau hätte es sich anders überlegt und würde doch nicht kommen wollen, wegen einem ach so wichtigen Termin, den man nicht verschieben könnte.«
Ein Seufzen von Trevor ertönt, bevor er anfängt unruhig mit seinem Fuß auf den Boden zu tippen.
»Ihr Termin scheint geplatzt zu sein, sonst würde sie sich hier nicht blicken lassen«, erklärt er Vinnie sachlich, kann aber den verletzten Unterton nicht aus seiner Stimme vertreiben.
Mir ist schon seit langem bewusst, dass es Trevor am meisten von uns verletzt hat, dass Mutter einfach gegangen ist. Immerhin hatte er auch am längsten Zeit eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Um ehrlich zu sein kann ich mich kaum noch an die glückliche Zeit erinnern. Ich sehe eigentlich immer nur schöne Momente, die wir mit Dad erlebt haben. Mutter war nie Zuhause, hat sich nicht für uns interessiert. Naja besser gesagt für mich. Es ist nicht leicht, das mittlere Kind zu sein. Man hat immer zurück zu stecken. Auf dem ältesten ruhen alle Hoffnungen und die jüngste ist immer das Kind, auf das am meisten geachtet wird. Das Kind in der goldenen Mitte erzieht sich zumeist selbst und lernt schnell Eigenständigkeit. Ich hatte zwar nie wirklich Grund mich zu beschweren, dass man mich nicht beachtete, aber ich habe immer gemerkt, dass Trevors und Lindas Erziehung anscheinend ernster genommen wurde. Mich hat es nicht gestört, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als mich Mutter immer wieder anmeckerte, dass ich viel zu dreckig war. Ich habe es damals noch nicht verstanden, dass es nicht gerne gesehen wurde, wenn man als Kind mit schlammigen Schuhen und verdrecktem Gesicht Heim kam, nachdem man im Wald Entdecker gespielt hatte. Das habe ich erst, als Mutter einen völlig unnötigen Streit mit Dad anfing, was alles in meiner Erziehung falsch gelaufen sein müsste, wenn ich in einem solchen Zustand wieder Zuhause aufkreuzte. Danach habe ich mich zurück gehalten und nur noch sehr wenig draußen gespielt, weil ich nicht riskieren wollte wieder von meiner Mutter so zusammen gefaltet zu werden.
Ich hatte regelrecht Angst vor ihr, was wohl so ziemlich alles über unsere nicht vorhandene Beziehung zueinander erklärt.
»Ich glaube es nicht«, flüstert Vinnie leise und entrüstet. »Am liebsten würde ich dieser blöden Schnepfe ihren Hals umdrehen, damit sie nie wieder auch nur ein falsches Wort zu Vinnie sagen oder auch dich und Linda verletzten und ausnutzen kann kann.«
»Das solltest du lieber lassen«, rät ihm Trevor und seufzt. »Sie hat einflussreiche Freunde und würde dich und deinen Grandpa fertig machen, bis ihr finanziell ausgeblutet seid.«
»Ich hasse sie trotzdem, obwohl ich sie noch nicht kennengelernt habe«, flüstert Vinnie in die Stille, was aber eher einem Donnergrollen ähnelt.
Ich habe Vinnie noch nie sagen hören, dass er jemanden hasst und bin deshalb mehr als überrascht, aber was soll ich schon erwarten. Er weiß ungefähr, was bei uns vorgefallen ist und es scheint ihm überhaupt nicht zu passen.
Einige Zeit gehen wir alle drei unseren Gedanken nach, doch dann klopft es wieder an der Tür. Doch diesmal sagt niemand etwas, das muss auch niemand, sie wäre so oder so in diesen Raum gestürzt.
»Oh, Gott, mein armes Baby!«, ruft sie theatralisch, was mich und die beiden Anwesenden im Raum in keinster Weise beeindruckt.
»Spar' es dir, Mutter«, sagt Trevor kalt an unsere ›Gelegenheits-Mutter‹ gewandt. »Es ist niemand von der Presse oder der Familie anwesend.«
»Nana! Spricht man so erwa mit seiner über alles geliebten Mutter?!«, tadelt sie Trevor.
»Nein, aber du bist nicht unsere über alles geliebte Mutter, das ist allein Christa.«
»Jaja«, spricht so mehr als genervt. »Und wer ist das da?!«
Am liebsten wurde ich ihr ins Gesicht springen, denn das letzte hat sie mehr als nur abfällig ausgesprochen. Und da Vinnie der einzige im Raum ist, den sie nicht kennt, hat sie ihn gemeint und das bringt mich bloß in noch größere Raserei als sowieso schon.
»Ich bin Vincent Walter, Ma'am«, stellt sich Vinnie emotionslos vor. »Ich bin Henrys bester Freund.«
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Während ich schlief
Teen FictionAls Vincents Eltern bei einem Unfall verunglücken und er gezwungenermaßen zu seinem Großvater nach Toronto auf dessen Farm ziehen muss, scheint für ihn alles hoffnungs- und trostlos. Er fühlt sich alleine gelassen und verloren auf der großen weiten...