Justin zog mich an meinem Arm zu sich hinunter. Ich kicherte. Wenigstens für meine verbleibende Zeit wollte ich, unverhofft auf das was mich erwarten würde, einfach aus meinem Kopf verbannen, dass ich Justin mit großer Wahrscheinlichkeit das letzte Mal sah. Ich wollte ihm noch einige verstohlen Blicke zuwerfen, mir ein paar seiner liebevollen Küsse stehlen, seine zarte Haut so oft wie möglich unter meinen Fingerkuppen spüren und ihn noch so lange lieben, wie ich konnte. Wenn ich daran dachte, wie oft Justin in kürzester Zeit wegen mir sein Leben riskiert und beinahe seines für meins hergegeben hätte, kam mir mein Entschluss nicht mehr allzu leidvoll vor. Zumindest nicht für Justin. Ich hingegen würde für mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate, in meinem neuen Zimmer in meinem neuen Zuhause - wenn ich es jemals als das bezeichnen konnte - verkriechen, und an meiner Erinnerung festhalten um mir selbst klarzumachen, dass es tatsächlich kein Traum gewesen war.
Während mein Kopf auf Justins Brust lag, die sich stetig auf und ab bewegte, dachte ich an all unsere schönen Momente.
''Ich sollte dir noch ausrichten, dass du mich nicht auch von dir wegstoßen sollst.'' Fügte ich hinzu und stand auf, woraufhin ich nach seiner weichen Hand griff.
''Das werde ich nicht. Das verspreche ich.'' Versprach Justin, und küsste meine Stirn.
Er hatte sein Versprechen gehalten. Und jetzt war ich diejenige, die sein Versprechen zunichte machte. Das Letzte was ich jemals wollte -vor allem in den letzten Wochen- war Justin zu verlassen. Vor allem auf so eine schreckliche Weise, wie ich es jetzt vorhatte. Justins Finger fuhren immer wieder durch mein verknotetes Haar. Die Sonne, die hinter ihm unterging, ließ seine Augen beinahe golden aufleuchten. Ich würde niemals sein engelsgleiches Erscheinungsbild aus meinem Kopf löschen können. Wie er mich ansah, mit so viel Liebe und Hingebung in seinen Augen. Würde niemals unsere erste Begegnung vergessen.
"Bekomme ich jetzt die Sachen oder nicht?" -Waren die Ersten seiner Worte, die er mir geschenkt hatte. Ich erinnerte mich, wie schüchtern ich war, in seiner Gegenwart gestattet hatte, als würde jemand mit einem Presslufthammer meine Sprachgewohnheiten völlig durcheinander bringen. Ich erinnerte mich, wie er mir seine Geschichte erzählt hatte, und ich den Tränen nah war. Trotz all der schönen Erinnerungen, die ich an unsere gemeinsame Zeit hatte -Die bei weitem alles übertraf, was ich je erlebt hatte- wäre es die falsche Entscheidung gewesen, bei ihm zu bleiben. Auch wenn er immer beteuert hatte, dass er und sein außerordentlich außergewöhnlicher Lebensstil zu gefährlich für mich wären, war ich der festen Überzeugung, dass es ohne mich wesentlich ungefährlicher und sicherer für ihn war.
Wir lagen eine ganze Weile so da. Eng umschlungen, sodass ich seinem ruhigen Herzschlag lauschen konnte, der mir einen Teil des immer mehr aufkommenden Schmerzes nahm, den ich verspürte. Ich würde warten, bis er tief und fest schlief. Ich wusste, dass dieser Zeitpunkt nicht mehr weit entfernt lag. Und somit rückte auch der Zeitpunkt meines Verschwindens immer weiter in greifbare Nähe. Als ich mich ohne weiteres von Justin lösen konnte, entschwand ich seinen Armen und somit auch der Wärme, die mich in seiner Nähe immer durchströmte. Auf seinem Schreibtisch lagen, als hätte er gewusst was ich vorhatte, Zettel und Stift, die ich mir griff und auf den Balkon ging. Mein Blick fiel noch ein letztes Mal auf sein schlafendes Ich. Friedlich lag er dort und ahnte nichts davon, was ihn erwartete -oder eher nicht erwartete- wenn er aufwachte. Seufzend ließ ich mich auf den Liegestuhl und begann zu schreiben, was ich ihm zu sagen hatte.
Liebster Justin,
vermutlich wunderst du dich, wo ich abgeblieben bin. Ich liege weder neben dir, wo ich so gerne sein würde, noch bin ich hier irgendwo in deinem Haus versteckt. Und ich entschuldige mich jetzt schon für den Schmerz, den du spüren wirst. Aber ich leide mit dir, das kann ich dir versichern.
Bitte verstehe, dass ich das tun musste, dass ich dich verlassen musste, um dich zu schützen. In den letzten Wochen, als du mehrmals für mich dein leben gegeben hättest, ist mir klar geworden, dass es ohne mich sicherer für dich ist. Auch wenn du die Gefahren wahrscheinlich gewohnt bist, bin ich mir sicher, dass sie niemals solche Ausmaße angenommen haben. Vielleicht wäre unter anderen Umständen alles anders gekommen, aber leider gibt es nunmal keine anderen Umstände.
Du könntest mit mir alles machen was du willst, und ich würde dich nicht daran hindern. Du könntest alles von mir verlangen, und ich würde mir ein Bein ausreißen im Versuch, dich glücklich zu sehen, denn mein Herz sagt mir, dass das eines der glückseligsten und herzerwärmenden Gefühle wäre. Aber mein Verstand kennt den Unterschied zwischen Sehnsucht nach dem, was man nicht haben kann, und dem, was man nicht begehren sollte. Und ich sollte dich nicht begehren. Nicht weil du nicht begehrenswert bist, sondern gerade deswegen. Ich habe dir einige Zeit beim Schlafen zugeschaut, der Mond ist inzwischen aufgegangen. Ich habe die Schatten betrachtet, die er auf dein Gesicht gemalt hat und ich versichere dir, ich habe noch nie etwas schöneres gesehen.
Die Wahrheit ist: ich möchte jede Nacht mit dir verbringen aber stattdessen schleiche ich mich wie ein Feigling aus deinem Zimmer. Aber ich weiß, dass ich mich nicht dazu bringen könnte zu gehen, wenn ich dir all diese Worte ins Gesicht sagen würde.
Ich nehme dir nicht übel wenn du mich hasst. Ich wünschte du würdest mich hassen. Vergiss niemals das du so bist wie du bist, perfekt bist. Du bist einzigartig, dich gibt es kein zweites Mal. Sei stolz auf dich und sei dir sicher das du etwas ganz besonderes bist und das jemand da draußen für dich bestimmt ist.bIch wünschte ich wäre diese Person, doch das bin ich nicht. Solange ich noch träumen kann, werde ich von dir träumen.Lily
Schweren Herzens faltete ich das Blatt einmal in der Mitte und schrieb in der schönsten Schrift, die ich mit meiner zitternden Hand hervorzaubern konnte, seinen Namen darauf. Doch meine Mühen waren unbegründet, denn nichts auf aller Welt könnte seiner Schönheit die Stirn bieten. Leise legte ich den Zettel auf das Nachttischchen neben seinem Bett. Verstohlen schaute ich auf das T-shirt welches auf dem Boden lag. Es sah getragen aus. Schneller als ich überhaupt eine Entscheidung fällen konnte, waren meine Hände schon dabei, dass schwarze, etwas ausgeblichene Shirt in meine Tasche zu stopfen, die schon bereit um meinen Arm hing.
Noch ein letztes Mal sah ich Justin an. Meinen Liebsten. Meine Füße trugen mich fast geräuschlos zu meinem Bett. Sein Mund war leicht geöffnet und ein leises Schnarchen drang aus seiner Kehle. Die Tränen brannten in meinen Augen und drohten in naher Zukunft über meine Augen zu laufen wie kleine Rinnsale. Dessen war ich mich zu einhundert Prozent sicher. Schmerzverzerrt drückte ich ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. Nichts wünschte ich mir in diesem Moment sehnlicher, als mich standesgemäß und ordentlich von ihm zu verabschieden, doch das war nicht möglich. So sehr Es mir weh tat ihn zu verlassen, ich musste es tun.
Ich warf noch einen allerletzten Blick auf den friedlich und seelenruhig schlafenden Jungen, dem meine bedingungslose Liebe gebührte. Ich wusste nicht, ob ich jemals einen anderen so lieben konnte, wie ihn, doch im nächsten Moment war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich das überhaupt wollte. So leise wie es mir möglich war, verschloss ich dir Tür hinter mir. Die Tränen rannten, wie vorausgesagt, in kleinen Bächen meine Wangen hinunter und tropften von meiner Nase und meinem Kinn, als ich auch die Tür des großen Hauses hinter mir schloss, wohlwissend, dass ich niemals an diesen Ort zurückkehren würde. Ich stopfte die Hände in meine Taschen und ging den breiten Pfad entlang. Am Ende des Waldes, stand mein Auto. Ich erinnerte mich, wie ich zum ersten Mal damit diese Auffahrt lang gefahren war. Dieser Gedanke entlockte mir ein kleines Lächeln. Ich schmiss meine Tasche in der sich Justins Shirt befand -wenigstens ein kleiner Lichtblick- auf die Rückbank und setzte mich danach auf den Beifahrersitz. Mein Vater startete wortlos den Motor und setzte das Auto in bewegung. Durch die dichten Bäume könnte ich noch letzte Blicke auf das weiße Haus werfen, dass dazwischen hindurch schien. Ich lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe und ließ eine letzte Träne mein Gesicht hinunter laufen.
Ich liebe dich Justin, bis zu dem Tag an dem ich sterbe. Und wenn es danach noch ein leben gibt, dann werde ich es auch weiterhin tun.
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Behind Bars - Justin Bieber (German)
FanfictionJustin. Der meist gesuchte Verbrecher in ganz Amerika, festgenommen von ihrem Vater. Lily. Das brave Mädchen welches das Gute in ihm Sucht.