Kapitel 22: Erpressung

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Edward und ich hatten schöne Tage. Die meiste Zeit lagen wir zusammen im Bett, wir lachten viel, schliefen wenig und genossen einfach unsere Zweisamkeit. Jedes Mal, wenn er mich sanft auf die Wange küsste und beteuerte, dass er mich liebte, wusste ich, weshalb ich ihn so sehr liebte. Ja, er war nicht gerade immer höflich, ich hätte gerne vieles verpasst, was er mir angetan hatte, aber diese Tage brachten mich nur dazu ihn immer mehr zu lieben. Wen kümmerte noch Morgana? Wen kümmerten all die Menschen, die mich hassten, weil ich ihn liebte, wenn ich doch einfach nur ihn brauchte in meinem armen, kleinen Leben. "Ich werde dir ein Haus kaufen", flüsterte er mir irgendwann an einem Abend zu, "Ein Haus nur für dich, im Schloss bist du nicht sicher. Dort wirst du leben, deine eigenen Bediensteten haben und irgendwann auch nach unseren Kindern sehen." Ich wollte nie Bedienstete haben, kein großes Haus. Alles was ich wollte war eine Familie und damit meinte ich nicht den Haufen von Bastarden, den er mir versprach. So konnte ich nur darauf hoffen, dass Edward sein Versprechen hielt, dass er mich einem Mann überlassen würde, den ich wahrhaftig liebte. Nun war aber der Tag nach unserer Rückkehr, dass Morgana schlecht reagiert hatte, brauchte ich wahrscheinlich nicht zu erklären. Nur konnte ich sagen, dass ich ein weiteres Mal keine Lust hatte, dass sie mich so sehr anschnauzte. Sehr viel hatte ich von der Königin dieses Königreiches schon gesehen, aber so wie sie ausrastete, hatte ich sie noch nie erlebt. 

Den ganzen Morgen nach unserer Ankunft verschlief ich, sodass mich ein Klopfen an der Tür wieder wach rüttelte. Mich besuchte normalerweise niemand, außer Edward, weshalb ich nur noch verwirrter war. Edward würde mich doch nicht jetzt schon wieder besuchen, vor allem nicht, weil er wahrscheinlich Aufgrund seiner Fehltage viel Arbeit hatte. Demnach schmiss ich die Decke zurück, stand vom Bett auf und lief die paar Meter zur Tür, bevor ich diese auch öffnete. "Guten Morgen", meinte der Mann. Wenn ich richtig lag war das Drake: Erster Berater und bester Freund von Edward. Einmal sollte ich ihn bedienen und er schickte mich zu seinem Pferd. Schlechte Erinnerungen, die ich nun nicht auch noch in meinen Monologen erwähnen würde. "Guten Morgen", erwiderte ich seine Begrüßung, trotz der Tatsache, dass ich mein Nachthemd an hatte und das eventuell nicht angemessen war. Anscheinend gehörte Drake nicht zu den Menschen, die um eine Sache herum redeten, denn er bat mich um einen Spaziergang, dem ich zusagte. Nachdem ich mich also für ein paar Minuten entschuldigte und ihn alleine vor der Tür ließ, zog ich mir etwas anständiges an, bürstete meine Haare und flocht sie mir, wo gut es auf die Schnelle eben ging. Danach trat ich wieder aus dem Zimmer. "Können wir gehen?", fragte Drake meine Wenigkeit und nachdem ich nickte, ging er voraus in den Garten. Ich folgte ohne zu zögern, immerhin war dies der Grund weshalb ich mich angezogen hatte und kurz darauf waren wir im königlichen Garten. Ich mochte es hier. Blumen, Grün, keine feindseligen Blicke, die Ruhe. Tief atmete ich den frischen Geruch ein, während ich langsam begann über diesen kleinen Spaziergang zu lächeln. Es gefiel mir hier herum zu laufen, egal ob in Begleitung oder nicht. "Nun Elaina, was machen Sie gerne?", brach der Mann die Stille zwischen uns und nachdem ich kurz zu ihm gesehen hatte, blickte ich wieder auf die Blumen des Gartens. "Nähen, Reiten, Lesen, vielleicht auch ein wenig Tanzen", erklärte ich der Wahrheit gemäß. Auch wenn davon nur eine Sache wirklich zu den Aufgaben einer Magd gehörte. Nur als bester Freund des Königs, würde es ihm schon bekannt sein, dass ich keine so normale Magd war, wie einige zu glauben schienen. "Was halten Sie davon, wenn wir irgendwann einmal gemeinsam reiten?", fragte er mich. "Sehr gerne." Edward war kein Mann, der gerne mit mir ritt. Mit Morgana zwar jederzeit, aber ich besaß nicht einmal ein Pferd. "Mein Anwesen wird dir gefallen." Wann hatte dieser Mann nun angefangen mich zu duzen? In letzter Zeit vergaßen das viele, aber ebenso hatte ich nichts auf seinem Anwesen zu suchen. "Das vermag ich zu hoffen", meinte ich deshalb nun etwas unwohl in meiner eigenen Haut. Über was sprach er denn bitte? Ich würde bald in ein Haus in der Stadt gebracht werden, ich würde aufhören zu Arbeiten, was würde ich da noch mit Drake zu tun haben? "Also Sie sind die Geliebte des Königs." Ich glaubte es war weniger eine Frage als eine Feststellung darüber, aber ja, das war ich, was ich ihm auch antwortete. "Sind Sie das freiwillig?" Wieso kamen Menschen auf solche Fragen? Natürlich war ich das! Mehr oder weniger... eher weniger, denn ich hatte in dieser Beziehung nichts zu entscheiden, er war der König... nach dieser kurzen Pause nickte ich dennoch, wenn auch etwas zögerlich. "Wie lange wollen Sie das noch sein?", fragte er mich weiter und für meinen Geschmack war er etwas zu neugierig. "Es ist eine komplizierte Antwort, die ich Ihnen geben kann", antwortete ich in der Hoffnung nicht mehr darüber reden zu müssen, doch es kam anders, wie in letzter Zeit zu oft. "Ich habe Zeit." Ich wollte aber nicht, dass dieser Mann Zeit hatte. "Sobald ich den Mann finde, den ich mehr liebe als Edward, habe ich die Erlaubnis zu gehen, nur wird er wahrscheinlich keine Männer in meine Nähe lassen." Mehr oder weniger hatte ich jetzt gestanden, dass ich nicht ganz so freiwillig hier war wie erst vorhin behauptet. "Er lässt mich in deine Nähe, Elaina." Der Ernst in seiner Stimme verschwand und diesen Platz nahm dann ein Ton ein mit dem nur Edward mich ansprach. "Sie sind eine wahre Schönheit." Unbehaglich, wich ich ihm ein kleines bisschen aus und begann an dem Stoff meines Kleides herum zu spielen. "Ich sollte gehen", meinte ich etwas leiser und hoffte nun hier weg zu kommen, doch Drake hielt mich an meinem Arm fest. "Hast du keine Schuldgefühle, wenn du mit Edward so verschwindest?" Wenn ich seine Stimme gerade eben als Sanft bezeichnet hatte, war sie nun Bedrohlich und ich konnte sagen, dass ich noch nie in meinem Leben mehr Angst hatte als in diesem Moment, weshalb ich ihm nicht Antworten konnte. "Du solltest auch heiraten und Edward vergessen." Endlich ließ er mich los, und ich richtete mir den Ärmel des Kleides, wagte es aber nicht mich noch einmal von hier weg zu bewegen. "Wie sollte dein Mann sein, Elaina?" Seine Stimme wurde wieder normal, weshalb ich meine Schultern hängen ließ und wieder zu ihm sah. "Ich habe in meinem Leben nicht genug Männer kennen gelernt um darüber aussagen zu können", antwortete ich etwas zu leise, aber der Mann vor mir hatte alles verstanden. "Würdest du so einen wie mich heiraten?", fragte er dann und langsam wurde ich mir seiner Absicht bewusst. "Sie wollen das ihrem Besten Freund antun?", fragte ich ihn daraufhin, doch er zuckte nur mit seinen Schultern. "Es wäre das Beste. Für Edward und für mich", antwortete er. "Womit sollte es gut für Sie sein?" "Ich schätze, ich habe mich in dich verliebt?" War das sein Ernst? Sein vollkommener Ernst? Wir sprachen das erste Mal miteinander und er behauptete solche Dinge. "Du kannst mich nicht lieben, du kennst mich gar nicht, Drake", versuchte ich mich heraus zu reden, doch er schüttelte den Kopf. "Ich kenne deine Geschichte, außerdem habe ich das hier." Aus seiner Tasche zog er ein Armband. Es war aus Leder und hatte eine Metallplatte auf der in geschwungener Schrift ein Name stand. "Du hast es?", fragte ich erschrocken. Es war das Armband meiner Mutter und erst vor wenigen Tagen hatte Edward behauptet, dass eine Dienerin es hatte und für mich aufhob. "Ja, ich habe es der Dienerin geklaut." Was wohl hieß, er hatte das, was mir im Leben zu viel bedeutete als das es weg zu werfen, als es so nahe war. "Kann ich es wieder haben?", fragte ich ihn, nachdem ich zögerte es mir wieder zu holen. "Was bekomme ich dafür?", war seine Erwiderung darauf. Ich hatte ihm nichts zu bieten, ich war eine Magd, ich hatte nichts. "Was willst du dafür?", fragte ich ihn dann, aber seine Antwort konnte ich mir schon denken. "Einen Kuss vor Edward." So war es also. Für das Armband meiner Mutter sollte ich den Mann, den ich liebte hintergehen und das Ende meines Lebens mit Drake verbringen. "Lass mich in Frieden", meinte ich deshalb leise, drehte mich um und ging etwas von ihm weg. Diesmal hielt mich kein Arm auf, doch kurz nachdem ich los gegangen war, bemerkte ich, dass Drake neben mir her lief. "Denk nach, Elaina. Das ist das Beste für euch. Bald schon wird man an seinen Fähigkeiten als König zweifeln, wegen dir!" Er drängte mich und es gab nur selten Dinge, die ich genauso sehr verabscheute. "Das ist kein Grund jemandem das Herz derart zu brechen." Ich versuchte ruhig zu bleiben, war es aber nicht. "Anders wird er es nicht verstehen." Nun blieb ich stehen. Wie sollte ich es tun können? Ohne es getan zu haben, fühlte ich mich schlecht. "Er wird mich hassen", flüsterte ich leise. Noch war ich nicht dazu bereit zu gehen. "Es ist das einzige richtige", bestand er darauf. "Und dennoch wird es weh tun." "Dies ist der Preis." 

Noch am selben Tag, begaben wir uns zu Edward und Morgana. Ich wünschte ich hätte den Schmerz in seinen Augen niemals sehen müssen, niemals hören müssen, wie er mich weg schickte. Und das alles nur für ein einzelnes Armband. "Und manchmal, Elaina, heißt Liebe auch zu wissen, wann es besser ist jemandem, den man liebt den Rücken zu zu drehen und ihn glücklich zu wissen." So hatte es Elisabeth vor wenigen Wochen ausgedrückt und es stimmte, als ich auf dem Weg zu Drakes Anwesen so darüber nachdachte. Ich hatte Edward gehen lassen, damit er mit seiner Königin glücklich sein konnte. Ich war gegangen, damit er glücklicher mit ihr war, als er es je mit mir sein durfte. "Dir wird unser Anwesen gefallen, Elaina", flüsterte mir Drake ins Ohr, während er mir viel zu nahe kam, also rutschte ich in der Kutsche etwas von ihm weg. Fürs erste würde ich Drake gegenüber schweigen und dann würden wir weiter sehen, wie diese Geschichte ihr Ende finden würde. Mein Blick glitt zu dem Armband für das ich alles aufgegeben hatte und anschließend aus dem Fenster an dem ich meine Vergangenheit, meiner Zukunft weichen sah. Es wurde Zeit los zu lassen. 

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Hey, Menschis :3

Das hier ist das letzte Kapitel von Cinderella Story und ich hoffe, ich habe es nicht allzu sehr verbockt. Es kommt noch ein Epilog, eine Danksagung und fünf weitere Dinge raus, heute noch, also noch nicht löschen! :D 

Nike

Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt