Kapitel 21

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Ich schlug die Tür hinter mir zu und rannte auf die leere Straße.  Ich hatte kein Plan wo Louis wohnte und wusste deshalb auch nicht wie ich nach hause kommen sollte. Ich suchte ein par Straßenschilder und zu meinem Glück lag meine Straße nicht weit entfernt. Als ich mein Haus erblickte rannte ich auf das in einem hellen beige gestrichene Gebäude zu. Als ich vor der Tür stand kramte ich in meiner Jackentasche nach dem Schlüssel doch ich konnte ihn nicht finden. Wahrscheinlich bei Louis vergessen, dachte ich mir. Doch gerade als ich meinen Finger auf die klingel legte ging bereits die Tür auf.  Mein Dad stand mit einem roten Kopf im Türrahmen.

,, Wo warst du junges Fräulein?"

Er kam einen schritt auf mich zu und packte mich am Kragen. Wieso musste er so viel wert auf Pünktlichkeit legen? Ich bekam eine Gänsehaut und  die Angst holte mich ein. Ich stolperte ein par Schritte zurück, immer noch im griff meines Vaters. Er hob seine Hand und ich kniff meine Augen zusammen. Ich spürte schon wie meine Wange brannte doch es passierte nichts. Ich öffnete meine Augen und sah meinen Vater immer noch in der Position verharren.

,, Lass sie runter Peter" meine Mum kam aus der Küche und sah ebenfalls nicht gerade glücklich aus, doch ich war ihr gerade so dankbar dafür,  wer weiß was mein Papa sonst noch mit mir gemacht hätte.  Er ließ mich runter und ging einen schritt zur Seite. Ich trat in das Haus, mein Blick auf das Laminat gerichtet. Ich zog meine Jacke und meine Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Mein Vater stand nun mit einem Telefon in der Hand vor dem Fenster und schaute leicht besorgt.

,, Ja es tut mir schrecklich leid. Meine Tochter hat es nicht so mit Pünktlichkeit.  Wir kommen sofort."

Stille.

,, Ok dann in 2 Stunden? Wir werden pünktlich sein, versprochen" dann legte er auf. Dad legte das Telefon beiseite und kam auf mich zu.

,, Du weigerst dich zum Frauenarzt zu gehen weil du angst hast.  Du hättet jeden Monat einen Termin, doch da du ja so großzügige Eltern hast wie uns brauchst du nur ein mal im Jahr dorthin gehen und selbst dann kommst du zu spät?  Du weißt wie wichtig uns das ist. Wir wollen doch nur das du gesund bleibst und nicht mit 17 ein Baby bekommst. Du hast genug Schulstress." er schrie mich an und drang mit seinen giftgrünen Augen in meine. Ich hielt den Blick nicht länger stand und schaute zu Boden.

,, E-es t-ut-"

,, Oh nein komm jetzt gar nicht erst mit irgendwelchen Entschuldigungen. In zwei Stunden haben wir einen neuen termin. Geh jetzt hoch in dein Zimmer ich will dich nicht mehr sehen" Er zeigte auf die treppe. Ich senkte meinen Kopf und ging langsam die Treppe hinauf. Als ich in meinem Zimmer ankam schlug ich die Tür zu. Eine silbrig,  glänzende Flüssigkeit zog sich unter meinen Augenlider hervor und meine Sicht verschwamm. Ich kämpfte gegen die Tränen an, doch sie schossen wie Pfeile aus meinen Augen. Alle Eltern wollen immer das perfekte Kind haben,  das Kind was gute Noten  hat,  Manieren und alles tut was die Eltern wollen, doch ich bin nicht perfekt Und ich bin es leid zu sehen wie meine Eltern darunter leiden. Sie können mich nicht ändern,  ich werde nicht wie die anderen Streber die keine Freunde haben.  Ich habe meine besten freunde, Zayn meinen freund und ich bin verdammt noch mal nicht schlecht in der schule. Wieso erwarten meine Eltern so viel von mir? Der Traum jedes Kindes ist es, seine Eltern stolz zu machen. Ich habe diesen Traum schon längst aufgegeben.

Ich lehne mich an die verschlossene Tür und rutschte mit meinem Rücken runter,  bis mein Po Bekanntschaft mit dem Boden macht. Ich winkelte meine Beine an und legte mein Gesicht in beide Hände.  Meine braunen, lockigen Haaren fielen nach vorne und versperrten mir die Sicht.  Doch das war mir egal. Ich wollte nur für einen Moment nichts mehr sehen. Blind sein. Meinen Eltern nicht mehr in die Augen blicken zu müssen, die aus tiefstem Hass bestehen, diese grausame Welt nicht mehr sehen zu müssen.  Einfach nur blind sein. Wie viel ich jetzt im Moment dafür geben würde.  Ich holte einmal tief luft und ließ dann meinen Tränen freien lauf.  Meine Hände wurden nass und fingen die Tränen auf. Plötzlich hörte ich ein knallen, was mich aufschrecken ließ. Ein schluchzen war zu hören,   dann war alles still.

EleanorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt