Kapitel 5

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Elisha

Ich hatte schon damit gerechnet, dass es etwas voller werden würde, als es normalerweise üblich war, doch das gleich zwei große Saale gemietet werden mussten, ist mir definitiv nicht in den Sinn gekommen. Die Säle sind unheimlich riesig und trotzdem komplett gefüllt mit Werwölfen jegliches Alter. Und genau diese Tatsache verunsichert mich sehr, bereits fühlte ich mich direkt beim betreten unwohl. Im Moment würde ich nirgends lieber sein, als bei mir Zuhause, in meinem Bett, aber nein – stattdessen stecke ich in diesem Haufen von Wölfen fest. Um so länger ich zwischen all diesen Fabelwesen stecke, um so größer wird die Angst auf einen bestimmten Menschen zu treffen.

Meine Mutter, die sich bisher nur stumm im Saal umgeschaut hat, legt ihre Hand auf meinen unteren Rücken ab. »Wir sollten uns einen freien Tisch suchen, Elisha«, murmelt sie, weswegen ich Probleme damit habe sie zu verstehen. Nachdem sie mich aber einfach mitzieht, verstehe ich, dass sie sich einen Platz zum Sitzen sucht. Als mein Blick beim Gehen zögernd über den Saal gleitet senke ich direkt wieder meinen Blick. Ich sehe keine Frauen und Mädchen, die nicht übertrieben zurecht gemacht sind und darauf warten, dass der Alphakönig endlich erscheint, in der Hoffnung, seine Mate zu sein. Doch sie sich alle hübsch, auch wenn ich bei vielen der Meinung bin, dass weniger mehr sein könnte – wenn es ihnen gefällt, dann soll es mir recht sein.

Genervt davon, dass wir erst gehen dürfen, wenn der Alpha aufgetaucht ist und seine Mate gefunden hat – oder eben nicht – beiße ich mir verkrampft auf die Zunge. Die ganze Feier ist mir ganz gleichgültig, erst recht nachdem ich gehört habe, dass ich keinen Seelenverwandten besitze. Ich muss nicht hier sein, wenn ich sowieso nicht die Mate des Alphas bin, also warum quälen Melina und meine Mutter mich so? Warum haben sie mir das genau heute gesagt? Hätten sie nicht warten können? Verletzt blinzle ich meine Tränen weg, damit meine Mutter nichts von meinen gemischten Gefühlen mitbekommt, denn sie hat endlich an einem Tisch Halt gemacht und wartet darauf, dass ich mich an ihn setze, was ich auch dankbar mache.

Während sie mich dabei beobachtet schleicht sich ein Grinsen auf ihren Mund, welches ich auch dieses Mal nicht deuten oder gar verstehen kann. Gerade möchte ich meinen. Blick von ihr abwenden, um mir das Grinsen nicht weiter weiter anschauen zu müssen, als sie mich bei meinem Vorhaben unterbricht.
Doch mit einem Mal verändert sich ihre Mimik und ich schaue sie leicht eingeschüchtert an.
»Halte dich heute Abend bitte im Hintergrund«, nach ihren Worten tue ich nichts anders als wie von selbst zu Nicken, als würde ich mich sowieso nicht immer versuchen zu verstecken und mich im Hintergrund zu halten. Sie braucht mich an so etwas absurden nicht zu erinnern, wenn ich es schon seit klein auf automatisch mache.

Wieder lasse ich meinen Blick durch den Saal gleiten und diesmal fällt mir ein Buffet auf, welches ich eben noch nicht gesehen habe. Gerade würde ich liebend gerne aufstehen und mir etwas zu essen holen, wenn ich heute Abend sowieso nichts als sitzen darf, aber ich lasse es, weil ich weiß, dass meine Mutter mich selbst dafür nicht aufstehen lassen würde. Sie würde versuchen mir einzureden, dass es sich nicht gehört, was ich als ein dummes Argument sehe, wenn man bedenkt, dass es das Essen gibt, um es zu essen. Augenverdrehend schaue ich auf meine Hände.

Im Moment sollte ich mir eigentlich ein Kopf um bedeutsamere Dinge machen, wie die Tatsache, dass ich vor nicht mal einer Stunde erfahren musste, dass ich nie meinen Seelenverwandten treffen werde, weil ich einfach keinen habe. Ich verdränge das Geschehen aber aus meinem Kopf so gut es geht, weil ich Melina einfach nicht hundertprozentig glauben kann. Sie hätte zwar keinen Grund mich, was diese Sache angeht, anzulügen, doch etwas in mir wehrt sich dagegen ihren Worten Glauben zu schenken.
Vielleicht ist es mein winziger Wolfinstinkt in mir, egal was es ist, ich kann ihr einfach nicht glauben.

Natürlich bereitet mir die Tatsache, dass ihre Worte die pure Wahrheit sein könnten, große Angst, aber Melina hat mir auch etwas von einer Überraschung für mich erzählt, die sie und meine Mutter vorbereitet haben. Möglicherweise ist alles bloß ein Scherz gewesen und sie löst es später auf? Warum aber sollte sich Melina so einen unlustigen Spaß einfallen lassen? Bevor ich weiter in diese Gedanken sinke, versuche ich mich schnell mit etwas anderem abzulenken. Ich werde es später schon erfahren.

Dangerous MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt