ElishaOhne noch eine Sekunde abzuwarten setze ich mich wieder in Bewegung, bevor ich stumm schluchzend auf einen der Stühle Platz nehme und meine Finger unter den Tisch miteinander verschränke, sodass ich meinen gesamten Druck an meinen Händen raus lasse. Was mache ich hier? Warum zerfleischt er mich nicht schon? Wieso bin ich aufgestanden? Warum habe ich mich wieder gesetzt? Was ist los mit mir? Unwissend warum breche ich in Tränen aus und schluchze immer wieder laut auf. Immer noch habe ich das Essen nicht angerührt, weswegen ich nach wenigen Sekunden erneut ein tiefes Knurren wahrnehme, weshalb ich sofort meine Augen zusammen kneife und mir gleich darauf natürlich Tränen die Wange runterkullern. Seine schweren Schritte sind zu hören, das Glas, auf welches er unbekümmert tritt und dann ein Stuhl, welcher zurückgezogen wird, ehe ich auch schon seine starke Präsenz neben mir spüre. Als ich seine kalten Hände an meinem Arm spüre, keuche ich erschrocken und gleichzeitig ängstlich auf, während der Alpha mit seinen Fingern über meine Haut streicht und mich somit in eine Starre fallen lässt. Es bereitet mir keine Schmerzen, aber angenehm ist es nicht, schließlich könnte er jeden Moment weitergehen und ich könnte wie beim ersten Mal nichts dagegen unternehmen. Was denke ich hier überhaupt schon wieder? Warum sollte mir etwas angenehm gemacht werden? Wie bereits gesagt, er könnte mich jeden Moment wieder überwältigen und es wäre allen egal, schließlich ist er der König. Aber vielleicht täusche ich mich da auch. Wer möchte schon einen König der jemand missbraucht? Ein König ist jemand, der sein Volk beschützt und nicht jemand, der machen darf was und wann er will.
Verdammt natürlich kann er machen was er möchte, wer sollte ihn auch schon etwas vorschreiben können? Er wollte mich sowieso töten und keiner hat mir geholfen, eher hat man ihn dabei zur Seite gestanden. Krampfhaft bohre ich meine Nägel in meine Haut. Andererseits mache ich nichts anderes, als auf genau das zu warten; dass der Alpha mich endlich von meinem Leid erlöst und mich umbringt, schließlich bin ich laut den Worten des Mannes, der mich in dem stickigen Raum geschlagen hat, bloß eine Last – vor allem für den König, also warum tut er es nicht endlich?
»Warum weinst du jetzt, hm?«, haucht er, ehe seine Lippen mein Ohr leicht streichen und er meinem Gesicht erneut viel zu nah ist. Ein frischer Duft nach Minze vermischt mit Zitrone trifft auf mich ein, als er wieder anfängt zu sprechen. »Ich würde dir niemals etwas antun«, seine Augen, ich spüre sie auf meiner Haut. Sie brennen und tun weh, und dennoch genieße ich sie. Sie sind wie warme Sonnenstrahlen, dessen Gefahr ich mir bewusst bin und mich trotzdem in ihnen sonnen möchte. Ich öffne meine Augen, um in seine verhasste zu schauen. Lüge. Ich hasse sie nicht, ich hasse die Erinnerungen die ich mit ihnen verbinde. Es vergehen Sekunden, in denen wir uns nur stumm anstarren, in denen mein Atem sich mit seinem vermischt, in denen mein Herzschlag sich verlangsamt, in denen seine Augen wieder über mein Gesicht wandern, als wolle er es studieren – nein, als müsste er es tun.
Ich schaue auch auf seine Lippen, doch ich spüre sie nicht auf mir. Warum weiß ich nicht. Tagelang habe ich noch seine Hände, seine Lippen, ihn in mir und an mir gespürt. Doch jetzt, wo er nur wenige Zentimeter von mir entfernt ist, spüre ich nichts mehr davon. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie seine Lippen sich auf meiner Haut angefühlt haben.
Es ist mein schöner Moment, nach Tagen. Nach Tagen vergesse ich, wie seine Lippen sich angefühlt haben, als sie auf meine Haut trafen und ich verliebe mich in den Moment der Vergessenheit. Doch wie kann es sein? Wie kann es sein, dass ich mich nicht mehr an seine Lippen erinnern kann?»Tut mir leid, ich wollte dich nicht anknurren, verzeihe mir, meine Emotionen sind mit mir durch gegangen.« Seine Hand hebt sich, ich zucke kurz zusammen, fasse mich dann aber wieder und beobachte, wie er sanft mein Kinn umfasst und mit seinen Finger über meine leicht geöffneten Lippen fährt. »So schön«, brummt er leise und wendet dann seinen Blick von meinem Mund ab, ehe er sich wieder mit meinen Augen trifft und er anfängt zu lächeln. Augenblicklich überfährt mich ein Schauer und eine Gänsehaut. Wow. Er ist so schön. Wie kann ein grausamer Mensch so eine hübsche Facette besitzen? Als ich mir wieder vor Augen führe, wer mich gerade berührt, schiebe ich wieder seine Hand weg, dieses mal aber leichter, sodass ich ihn nicht wütend mache.

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Dangerous Mate
Werewolf𝗧𝗿𝗶𝗴𝗴𝗲𝗿𝘄𝗮𝗿𝗻𝘂𝗻𝗴 Elisha leidet schon seit ihrer Geburt an einer scheinbar unheilbaren Krankheit - das sechzehnjährige Mädchen ist stumm. Damit muss sie lernen zu leben, doch so gut es ihr auch gelingt, gibt es immer wieder Rückschläge. D...