4. Kapitel

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Ich keuchte grausam auf, als ich das Gefühl in den Beinen verlor und in mich zusammensackte. Obwohl meine Augen nichts wahrnehmen konnten, ließ ich diese weit offen und probierte mich an etwas festzuklammern.

Mein Magen drehte sich in alle möglichen Richtungen und sorgte dafür, dass ich einen starken Brechreiz bekam.

„Elsie", hörte ich Liams Stimme und seine Hände klammerten meinen anderen Arm, während die Krallen auf der anderen Seite langsam meinen Arm verließen.

„Liam", keuchte ich und rang nach Luft. Mein Kopf schwirrte wie in einem Karussell und ich hatte das Gefühl, dass ich gleich in Ohnmacht fallen würde.

„Hilf mir." Tränen schossen aus meinen Augen und ich fuhr mit meinen Fingern über meinen Arm. Vor Schmerz keuchend kniff ich die Augen zu und presste die Lippen aufeinander, während einzelne Tränen mir über die Lippen wanderten und meine Lippen benetzten.

„Elsie. Oh mein Gott! Elsie." Voller Schreck packte mich Liam an den Taillen und zerrte mich auf die Beine. Sein Arm drückte gegen die offene Wunde, aus dem Blut herausquoll.

„Bleibt weg von mir", schrie plötzlich eine der beiden Frauen und ich klammerte mich an Liam, der die Arme schützend um mich legte und seinen Kopf auf meinen lehnte.

Mein Herz pochte wie wild, als das Licht zum Flackern begann. Doch sie starb sofort wieder ab.

„Verdammte scheiße", hörte ich den Brillenträger brüllen. Ein Reißverschluss wurde aufgezogen.

„Liam", piepste ich ängstlich und hielt den Atem an.

Plötzlich wurde der Boden erhellt und ich wandte meinen Körper etwas um. Der sportlich wirkende Typ hatte sein Handy als Beleuchtungselement benutzt und beleuchtete den toten Mann von vorhin.

Ich verfolgte das Licht, als es von Gesicht zu Gesicht wanderte. Und als das Licht bei mir angekommen war, befreite ich mich aus Liams Griff und stellte meinen Arm zur Schau. Fingerabdrücke waren zu sehen und passend zum Fingerabdruck jeweils eine Fingernagelmulde.

„Wer von euch war das?", brüllte Liam voller Wut und zog mich wieder an sich.

Das Licht wanderte weiter und blieb beim Brillenträger stehen, der vor seinem Koffer hockte und nach etwas suchte.

„Du. Wage keine weitere Bewegung", fauchte der, der das Handy hielt und der dem das Wort gilt, hob erschrocken den Kopf an, wobei seine Brillen das Licht reflektierten und er leicht die Augen zukneifen musste.

„Was? Ihr wollt doch nicht ernsthaft mich beschuldigen?" Er lachte falsch auf und wandte sich wieder an seinen Koffer.

„Stopp", brummte der andere und trat einen Schritt auf den Brillenträger zu.

Voller Wut richtete sich der Träger der Brillen auf und schob den Koffer mit dem Fuß beiseite.

„Was ist dein Problem? Hm?" Erschrocken beobachtete ich, wie die beiden aufeinander losgingen. Doch ehe einer von den beiden handgreiflich werden konnte, gingen die Lichter des Fahrstuhles an.

„Könnt ihr beide mal auf die Seite gehen, damit wir uns überlegen können, was hier vor sich geht?", meldete sich Ansel zu Wort und deutete mit der Hand auf mein Arm.

„Was hier vor sich geht?", fragte der sportlich wirkender ungläubig und schob das Handy in die Hosentasche.

„Meiner Meinung nach weiß dieser Mann hier ganz genau, was hier los ist." Er deutete mit der Hand auf den Brillenträger, der als Antwort laut knurrte.

„Gut. Dann wühl mal in meinem Koffer herum. Nein, warte. Lass uns doch in deinem Herumwühlen."

„Lasst uns eben bei jedem nachsehen?", schlug die blonde Frau vor und der sportlich wirkender nickte.

„Gut. Dann fang ich eben an." Er machte seinen Weg zum Brillenträger, während er darauf achtete, dass er nicht auf den Körper, der auf dem Boden lag trat.

„Was zum Teufel macht ihr da?", dröhnte es durch die Lautsprecher und die Schwarzhäutige übernahm das Sprechen.

„Wir sehen nach, ob jemand scharfe Gegenstände dabeihat." Ich sah zu, wie der sportliche Mann sich aufrichtete und zum nächsten Koffer wanderte. Bevor er dies tat, schenkte er dem Brillenträger einen hasserfüllten Blick.

„Tja", gab dieser nur preis.

„Wir haben Männer geschickt, die von oben probieren werden die Türen aufzureißen und euch zu retten. Jeder von euch soll vom anderen einen Sicherheitsabstand lassen." Danach schwieg er.

„Was ist das?", fragte der Typ, der die Koffer durchsuchte und fischte ein Glätteisen heraus.

„Mit dem kann ich niemanden verletzen?" Die blonde Frau zog ängstlich die Schultern ein und drückte sich fester gegen die Wand des Fahrstuhles.

„Okay." Genervt richtete sich der Typ auf und ging auf Ansel zu, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und zusah, wie der Typ sein Koffer erkundigte und sich danach mit leeren Händen an Liams wandte.

Liam schob mich von sich weg, zerrte sein Koffer etwas nach vorne und legte diesen danach auf den Boden.

„Hier." Er bückte sich herunter und zog den Reißverschluss seines Koffers auf.

„Danke." Mit einem leichten Lächeln suchte der Typ, dessen Namen ich noch immer nicht wusste in Liams Koffer herum und als seine Finger an ein paar Kondomen streiften, spürte ich, wie meine Wangen rot glühten.

„Auch nichts", sagte der Sucher laut und wandte sich an mich.

Nickend ahmte ich Liam nach, schob meinen Koffer nach vorne und legte diesen auf den Boden. Während der Mann den Reißverschluss aufzog, setzte ich mich neben meinen Koffer hin und sah zu, wie er ein paar T-Shirts auf die Seite schob und meine Sachen abtastete.

„Auch nichts", sagte er und zog den Reißverschluss zu, während die anderen erleichtert ausatmeten.

„Was ist da drinnen?", fragte er plötzlich und deutete auf ein langes Fach auf der Seite.

„Uhm. Gar nichts." Schützend legte ich die Hände auf den Reißverschluss und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter.

„Zeig es uns." Der Mann probierte meine Hände wegzuschieben, doch ich presste diese hartnäckig auf den Stoff.

Hilfe suchend sah ich zu Liam, der verwirrt die Stirn runzelte.

„Elsie?", fragte er erschrocken und bückte sich herunter, um meine Hände wegzuschieben.

„Liam, nein!" Doch es war schon zu spät. Der Sucher zog mit einem schnellen Ruck den Reißverschluss auf.

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