Mein Herz schlug im Eiltempo, als ich merkte, dass sich die Situation zum Schlechten wandte. Hände bekamen mich an den Armen zu fassen und die Angst war mir groß und fett ins Gesicht geschrieben.
Ich war verwirrt. Mein Gehirn konnte nichts mehr voneinander unterscheiden und ich wusste nicht, ob ich schreien oder weinen sollte.
Die Zeit verging und verschiedene Stimmen schrien um die Wette. Doch ich stand wie unter Schock. Ich verstand nichts. Nahm ein Inneres dröhnen wahr und konnte nicht wirklich sagen, welche Stimme zu wem gehörte.
Tränen kullerten über meine Wangen und die Griffe wurden stärker.
„Liam", keuchte ich und riss meine Arme los.
Mit einem lauten Keuchen ließ ich mich auf die Knie fallen und wandte meinen Oberkörper so, dass ich Liam direkt in die Augen blicken konnte.
Schock. Wut. Angst. Sein Gesicht spiegelte so viele Gefühle wider und ich wusste, was er dachte. Mörderin.
„Liam, sag bitte etwas." Es wurde still. Niemand brachte einen Muckser heraus und ich fragte mich, ob es nur eine Einbildung war oder ob es wirklich der Realität entsprach.
„Du .." Das Wort rollte mit großer Schwierigkeit über seinen Lippen und ich hielt die Luft an.
„Elsie .. wie konntest du nur?" Mein Herz brach in tausend kleine Stücke. Seine Augen bohrten sich in meine und ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Meine Kehle wurde zugeschnürt und ich bekam wortwörtlich keine Luft mehr. Es tat weh. Zu wissen, dass er mich mit diesem Blick ansah und ich ihm nicht beweisen konnte, dass ich es nicht war.
Wie hätte ich ihm den je so etwas angetan? Meinem Seelenverwandten weh getan? Dem Vater meines Kindes.
Hände packten mich erneut und diesmal ließ ich es geschehen. Ich wurde schmerzhaft auf die Beine gerissen und weggezerrt.
Ich sah ihn an, während alle anderen Augen auf mir lagen. Die Menschenmenge wurde von der Polizei zurückgehalten und obwohl ich nichts mehr hören wollte, wusste ich, dass sie über mich sprachen. Sie fragten sich, wie ich hätte so etwas tun können. Aber sie wussten es nicht. Wussten nicht, wie es zwischen diesen vier Wänden war. Sie hatten keine Ahnung, was ich hatte alles durchmachen müssen und sie wussten nicht, dass ich hatte mein eigenes Leben, für das von Liam aufgeben wollen.
Und jetzt war es vorbei. Ich war die Schuldige. Die Frau, die drei Menschen umgebracht und einen verletzt hatte. Ich war eine Mörderin. Ein Jemand, der man gerne ins Gesicht spucken würde.
Und an Liams Augen hatte ich erkannt, dass er genau das hatte tun wollen. Er hatte keine Ahnung, wie es war, ihn zu lieben. Sich nicht vorstellen zu können, ohne ihn zu leben und ich wusste nicht, was mehr weh tat.
Zu wissen, dass er mich hasste oder das er nie erfahren würde, dass ich von ihm schwanger war.
Es sollte eine Überraschung bleiben. Eine Überraschung, die ich ihm auf eine besondere Art und Weise sagen wollte. Doch nun war es zu spät. Er würde nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollen.
Ich wurde um die Ecke gezerrt und verlor Liams Gesicht. Doch ich ließ mein Herz liegen. Genau vor seinen Füßen. Vielleicht würde er es zerstören. Gegen die Wand schleudern. Oder es aufheben und sich fragen, wie ich hätte so etwas je tun können. Vielleicht würde er nachkommen. Mich suchen und nach Antworten streben.
Tränen kullerten über meine Augen, als ich ins Polizeiauto gesteckt wurde und meine Hände mit Handschellen gefesselt wurden.
Es war vorbei. Die Liebe. Die Hoffnungen. Die Wünsche. Alles war vorbei. Und es tat so schrecklich weh, dass ich das Schluchzen nicht mehr zurückhalten konnte. Mein Körper zitterte und meine Muskeln lockerten sich, sodass ich ohne die Lehne hinter mir nach hinten fallen würde.
Das Auto setzte sich in Bewegung und die Sirene drang mir ins Ohr.
Ich starrte auf meine Hände, die mit getrocknetem Blut verschmiert waren und die Wunde an meinem Arm, die sich langsam zu entzünden begann, spürte ich wegen dem seelischem Schmerz den ich verspürte gar nicht mehr.
Was sollte ich tun? Ich hatte keine Beweise. Konnte nicht sagen, dass der Mörder nicht ich war, sondern -
„Raus mit dir." Erst jetzt merkte ich, dass wir vor dem Polizeigebäude standen und der Polizist zu meiner Linken mich am Arm gepackt hatte.
Stumm ließ ich mich herauszerren und ließ den Kopf schlapp nach unten hängen, während ich herumgeführt wurde.
Es packte mich. Die Angst vor den Folgen. Ich wünschte, ich könnte ein letztes Mal mit Liam sprechen. Ihm sagen, was wirklich passiert war. Die Liebe, die ich für ihn empfand, ein letztes Mal in Worte fassen. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen.
Doch als ich den Kopf anhob und die Tür erblickte, die zur Befragung führte, wusste ich, dass es zu spät war. Und bevor die Tür aufgerissen wurde, ließ ich die letzten Tränen mit meiner ganzen Hoffnung und Liebe fließen.

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Elevator
FanfictionAcht Menschen gefangen in einem Fahrstuhl. Einer davon ist nicht der, der er zu sein scheint. © harrystic, 2014