Die letzten warmen Sonnenstrahlen prallten auf mein Gesicht, während ich die Arme eng um meinen Körper geschlungen hatte und in die Ferne blickte. Meine Augen waren auf keinen bestimmten Punkt fixiert. Sie nahmen alles wahr. Die zwei Vögel, die miteinander um die Wette flogen. Die Wolken, die langsam weiterzogen, die leichten Wellen, die mit jedem weiteren Schlag Wasser bis zu meinen nackten Füßen zogen und diese vollständig in das magische Blau eintauchten. Und schlussendlich nahm ich das Glitzern der Sonne auf der Meeresoberfläche wahr.
Zwei Monate war es her. Zwei ganze Monate später war ich endlich hier. Doch nichts war mehr so, wie vor zwei Monaten. Die Gefühle, die Hoffnungen – alles hatte sich in diesen vier Wänden verändert und ich wusste, dass nichts mehr so sein würde, wie damals.
Ich hatte mich verändert. Lernte die Welt aus anderen Augen zu sehen. Jeden Moment als den letzten zu betrachten und jeden Atemzug wie in Not in meine Lungen zu saugen.
Ein starker warmer Windstoß zerrte meine Haare nach hinten und ich schloss die Augen, um diesen Moment in mein Gedächtnis zu bannen. Es war eine harte Zeit gewesen, in der ich jemanden verloren hatte. Jemanden, der nicht die Möglichkeit gehabt hatte, die Augen zu öffnen und die Welt zu sehen. Ein kleiner Mensch aus meinem eigenen Blut.
Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich verschwommen. Die Trauer hatte mir Tränen in die Augen gejagt und mir wieder klargemacht, wie sehr ich nun Angst vor anderen Menschen hatte. Vor Menschen, die nicht so waren, wie sie zu sein schienen.
Während ich weiterhin in Gedanken versunken war und den Tränen ihren freien Lauf gab, spürte ich eine warme Hand auf meinem Arm. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, um wessen Hand es sich handelte und ich machte mir auch nicht die Mühe, mir die Tränen aus den Augen zu wischen.
„Elsie", sagte er, die Stimme sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
Ich antwortete nicht.
„Elsie", wiederholte er und schlang die Arme über meine, um mich an sich so drücken.
„Es tut mir leid", flüsterte er nun und hauchte einen Kuss auf meine Schulter. Er musste nicht sagen, was ihm leid tat. Ich wusste es und es schmerzte immer noch so sehr wie damals. Der Schmerz hatte sich kein bisschen verringert. Ich lernte nur damit umzugehen.
„Liam", wimmerte ich, als seine Hand langsam unter meine wanderte und sanft über meinen platten Bauch strich.
„Ich werde nicht zulassen, dass du mir ein zweites Mal aus den Händen gleitest, Elsie. Ich habe diesen Fehler einmal gemacht und ein zweites Mal werde ich es nicht machen. Wir hatten beide eine schwere Zeit, aber anstatt dir sofort einen Glauben zu schenken, hatte ich gezweifelt. Ich hatte an dir gezweifelt. An Jemandem, die ich mehr als alles andere auf dieser Welt liebe und ich werde es mir niemals verzeihen. Wir hatten uns einen gemeinsamen Urlaub erwünscht, doch weder du noch ich hätten uns vorstellen können, wie sich die Dinge entwickeln würden und ich hasse mich selber dafür, dass ich nicht dafür gesorgt habe, dass dir etwas zustoßt. Während du mich hast beschützen wollen, habe ich –"
„Nein", unterbrach ich ihn und drehte mich in seinen Armen, um ihm in die Augen blicken zu können.
„Rede bitte nicht so." Noch mehr Tränen wanderten über meine Wangen und ich schluchzte leise. "Hättest du mich je aufgegeben, wärst du nicht gekommen, um mich zu finden. Du hättest nie die Videoaufnahmen des Fahrstuhles gesehen, die meine Unschuld beweisen und wärst du nie gekommen, hättest du nie erfahren, dass ich dich immer geliebt habe und es immer tun werde."
Mit dem Daumen strich er mir die Tränen weg und nahm danach mein Gesicht in seine Hände.
„Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Ihm nie erlauben, in deine Nähe zu kommen und ihm die Möglichkeit geben, deine Taschen durchzusuchen." Tränen füllten sich in seine Augen und er drückte mich an seinen Körper. Als hätte er Angst, dass ich ihm aus den Händen gleiten könnte.
„Ich verspreche dir, dass ich dafür sorgen werde, dass du von nun an nie wieder eine weitere Träne verlieren wirst. Ich verspreche dir, dass ich der Grund dafür sein werde, dass du die schrecklichen Dinge vergisst und einen Neuanfang machst. Es wird schwer sein. Für beide von uns, aber wir werden es beide durchstehen. Du und ich."
Und während wir eng umschlungen am Ende des Meeres standen und ich seinen Wörtern lauschte, wusste ich, dass es schwer sein würde. Nichts von dem würde uns leichtfallen. Wir würden viele Tiefen erleben, aber nach jeder Nacht erschien immer die Sonne, die die Schatten der vergangenen Nacht überdeckte. Und ich wusste, dass es genauso sein würde.
The End
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Elevator
FanfictionAcht Menschen gefangen in einem Fahrstuhl. Einer davon ist nicht der, der er zu sein scheint. © harrystic, 2014