"Niemals habe ich mit dir gesprochen"

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Kennst du die Band "Saltatio Mortis"? Das ist so meine absolute Lieblingsband und ich kann bei ihrer Musik sehr gut abschalten. Dieser Text ist im weitesten Sinne vom Song "Tief in mir" inspiriert und ich hab daraus meine Geschichte gebaut. Schau :)

Als du fortgingst, ließ du nicht mein Selbst zurück. Was am Ende der Treppe stand, dir mit flehendem Blick hinterher sah und noch Stunden später einfach nur in die Ferne blickte.
Das war nicht ich selbst.
Es war eine Mischung aus Traumgestalt, wütende Beast und kleinem Kind, welches dir die letzten Worte sprach. Es war der Träumer in mir, der dachte alles nochmal zu retten, als er dir völlig überstürzt den Heiratsantrag gemacht hat. Es war das Beast in meiner Brust, was sich von die wegdrehte und das Ultimatum "entweder sie oder ich" stellte. Am Ende war nur noch das Kind in mir verweilt, als ich dir nachsah und weinte, als du um die Ecke verschwandst.

Niemals hab ich mit dir gesprochen an dem Abend. Nicht ein Wort konnte, durfte ich wechseln. Ich konnte nur tatenlos zusehen wie mein gespaltener Geist sich abwechselnd mit dir unterhielt. Ich lauschte den Worten, die meine Geister sprachen, sah den Handlungen zu, die meine Monster ausführten. Ich war nicht Herr meiner Sinne, war nur dabei den Kampf gegen die Geister zu verlieren. Mit all meiner möglichen Kraft kämpfte ich gegen die Biester, die über die Jahre zu unbesiegbaren Kreaturen geworden sind. Der Kampf war entschieden, bevor er überhaupt angefangen hatte. Und das wusste ich.

Doch hab ich nie etwas gesagt, versucht deine Hilfe zu nehmen. Ich dachte, du würdest fliehen, weglaufen vor meiner Kapitulation. Oder du würdest mich für verrückt erklären, mich nicht für voll nehmen. Generell nahm man mich selten für voll, gerade weil ich mich selbst nie ganz ernst nehme. Ich bin eigentlich ein Freudenbündel, lachte viel, verbreitete immer gute Laune. Es war wie eine Sucht, die ich neben den Biestern zum Ausgleich suchte.

Die Geister in mir waren schon lange da und zogen mich oft mit in ihre Tiefe. Der Boden war hart, jedes Mal und wenn ich es schaffte mich wieder aufzuraffen, war das jedes Mal wieder ein Kampf.

Mein Körper gab auf, das merkte ich so langsam und doch kam ich da nicht mehr weg. Meine Bestien hatten mich im Griff nicht mehr ich sie.

Dabei waren sie einmal mein Schutz gewesen. Der Träumer in mir kam immer dann zum Vorschein, wenn ich neue Leute kennenlernte. Über viele Jahre der Einsamkeit hatte ich gelernt, dass man mit Träumen, Vorstellungen und Visionen viele Leute kennenlernen kann. Menschen fühlen sich dann zugehörig und wollen einem helfen.

Das Kind wollte immer hinaus, wenn Leute mich umgaben. Es gab mir das Selbstbewusstsein, was ich in der Öffentlichkeit brauchte. Ich war es satt, dass ich zwar irgendwie akzeptiert wurde, doch trotzdem alleine war. Ich wollte den Kontakt, doch hatte ich mich lange nicht getraut den ersten Schritt zu machen. Bis das Kind da war.

Das Tier in mir war meine Abwehr. Wenn ich verletzt wurde oder allein war, dann kam es zum Vorschein und half mir, mich zu wehren. Es gab viele Situationen, wo ich nicht mehr alleine aufstehen konnte und auch keiner an meiner Seite stand, um mir zu helfen. Dann kam das Biest und half mir, als Retter in der Not.

Ich hätte niemals gedacht, dass die Geister die Oberhand gewinnen. Ich hatte gehofft, dass ich die Kontrolle über sie behalten würde und sie zur Not auch einfach ziehen lassen kann, damit ich frei wäre.
Aber das war heute nur noch ein Hirngespinst.

Lange Tage hatte ich schon probiert, meine Monster loszulassen. Doch klammerten sie sich an meine Seele und zogen mir die Kraft, damit ich den Kampf verlor. Es war eine Taktik, die jedes Mal aufs Neue funktionierte. Immer wieder verlor ich die Kraft, um alle Geister von mir zu stoßen. Es war eine Tortur, die jedes Mal ein wenig mehr wehtat und ihre Wunden in mein Fleisch schlug. Die Narben blieben, verteilten sich. Und ließen meinen Geist zerfallen und drei Gestalten, die sich verschiedener waren als sie es sein sollten.

Adevntskalender 2018: Auf den Spuren der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt