Namenlos

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Tatsächlich hat diese Geschichte nie einen Namen erhalten, weil ich nicht den Plan hatte, sie jemals zu veröffentlichen. Zu dem Zeitpunkt hab ich gefallen an Streitsituationen gefunden und hab sehr oft Texte so eingeleitet. Ich mach das immernoch sehr gerne, doch nicht mehr so oft wie vor gut einem Jahr.

,,Ich hab dir mein Vertrauen geschenkt, und du? Du schmeißt es einfach weg!",brüllte er immer lauter werdend,"ich kann das einfach nicht verstehen!"
"besonders, wenn man einfach dann auch nichts sagt!",stieg der andere mit ein,"Fehler können passieren, aber nicht dazu zu stehen, ist einfach scheiße!"
Sie schrien noch mehr, brüllte Vorwürfen und mehr. Und ich? Ich blieb ruhig sitzen, leise atmend und einfach nicht reagierend. Warum sie so waren? Ich hatte Mist gebaut, ziemlich großen, ihnen aber nichts gesagt, bis zum bitteren Ende. Bis zuletzt hatte ich so getan, als wäre alles in Ordnung, aber das war es nicht. Das war es nie. Lange Zeit hatte ich sie angelogen und selbst irgendwie versucht mit der Lüge zu leben. Ich war krank, psychisch krank, aber das wussten sie nicht. Und ich Trottel hatte auch nichts gesagt. Ich hatte mich in alles irgendwie hineingesteigert und die Welt vergessen, mich vergessen. So tat es auch nicht weh, als ich die klinge ansetzte. So war es auch nicht schwer, mich so zu hassen.
Tja, und eines Tages kam es raus. Sie waren zufällig zu mir gefahren, den Grund wusste ich selbst nicht. Keine 2 Schritte in meiner Wohnung hatten sie den Dreck gesehen, die Scherben gefunden. Erst war für Sekunden Stille, Schock in ihren Augen. Und dann ging es los. So wie jetzt. Nur jetzt, da wir gerade über Discord Sprachen, war alles viel schlimmer.
"Hörst du eigentlich noch zu?!",hörte ich einen von beiden fragen, ich wusste nicht wer.
"Nein",sprach ich leise, fast nicht hörbar und schwieg wieder. Ich glaube, 'ne Lüge hätte mich weitergebracht. Jetzt kamen beide in Fahrt. Ich hörte alles und merkte, wie mir Tränen über's Gesicht liefen. So lange hatte ich nicht geweint und jetzt kam alles, was ich versteckt hatte; Was ich versucht hatte, zu verstecken. Ich merkte, dass sie schwieg, diese kleine Frau, auch einer meiner Freunde. Sie war auch dabei gewesen, aber sagte jetzt gar nichts. Am liebsten wär ich bei ihr gewesen. Am liebsten wäre ich jetzt auch einfach aus dem Discord gegangen, hätte mir eine Scherbe genommen und wieder angefangen. Ich hasste mich, hasste meine Art und Charakter. Ich wollte und konnte nicht mehr.
Mein schluchzen vernahm man kaum, mein weinen auch nicht.
"Seid ihr endlich mal fertig?",hörte ich sie plötzlich laut fragend. Stille herrschte und man hörte nur mich.
"Das führt doch zu nichts",sprach sie weiter,"jetzt hier alles rauszulassen. Weiterbringen wird uns das alle nicht."
Wieder herrschte vollkommende Stille.
"Es tut mir doch leid",flüsterte ich weinerlich. Einer der beiden seufzte laut.

Adevntskalender 2018: Auf den Spuren der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt