Getrieben

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Ihr erinnert euch an "Nur auf loem Sand gebaut"? Ja, manchmal nimmt man sich einen Text vor und merkt, dass das alles nicht so passt, wie man es möchte. "Getrieben" ist der Teil, den ich komplett verworfen habe, als ich an "Nur auf losem Sand gebaut" gearbeitet habe. Es hätte sich auch in so eine Richtung bewegen können. Dieser Schnipsel ist also eigentlich aussortiert, doch fand ich es zu schade, ihn achtlos wegzuwerfen. Also ist er nun hier.

Es hätte um alles gehen können, es hätte sich sogar um den Weltuntergang handeln können.
Es hatte wieder etwas nicht geklappt. Wieder hatte einer seiner Pläne nicht funktioniert. Schon wieder stand er vor den Trümmern einer Mauer, die schon wieder nur auf losem Sand gestanden hatte.
Er verfluchten diesen Sand. Diesen blöden Sand, der immer alles zum Einsturz brachte.
Auch nach weiteren Minuten blieb er nicht stehen.
Aus dem Zorn war Enttäuschung geworden.
Er war enttäuscht von sich selbst, weil er so viel probiert hatte. Soviele Projekte, die immer wieder wie ein Kartenhaus zusammengefallenwaren. Und wieder stand er vor den Karten auf diesem Sand.
Diese Karten, die einst seine Hoffnung waren, bestanden nun nur noch aus Zweifel an ihn selbst.
Lag es vielleicht wirklich an ihm, dass absolut gar nichts so wollte, wie es sollte? War all die Zuversicht und der Glaube wirklich immer umsonst?
Ers chüttelte den Kopf, als würde so der Gedanken abgeschüttelt.
Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass das nicht sein könnte. Jeder war seines Glückes Schmied und es konnte nicht sein, dass alle ein scharfes Schwert erschaffen und er bei einem einfachen Nagel oder Hufeisen hängenblieb.
Das war einfach unmöglich.
Doch hatte er schon das Gefühl, dass alle besser waren. Jeder er schuf irgendwie sein eigenes Schwert, sein Glück, und er bekam nichtmal das Einfachste hin.
Mit dem Zweifel, ein längst eingesessener Vertrauter, lief er weiterseine Bahn. Das Telefon lag auf dem Tisch, die Nachricht noch offen.
In der Bewegung griff er danach, las die Nachricht erneut.
Diese Worte, dieser ganze Mist. Alles nur wegen mir, dachte er.
Er umfasste sein Handy mit festem Griff, hob es etwas hoch, und schmisses durch das Zimmer.
Es landete so weit weg, wie es in dem kleinen Zimmer ging.
Aber es störte ihn nicht mehr.
Ihn störte gar nichts mehr in diesem Zimmer.
Auch die Dunkelheit nicht, die schon seit Wochen in diesem Raum herrschte.
Er hatte damals die Vorhänge zugezogen und bis heute nicht mehrgeöffnet. Irgendwo hatte er geglaubt, dass die Sonne ihm heute Glückbringen würde, als er das Licht heute hineinließ.
Doch die Sonne war auch nur da, um nichts zu tun, dachte er und gingzurück in den Schatten.
Die Sonne blendete ihn, störte ihn einfach nur.

Adevntskalender 2018: Auf den Spuren der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt