Nachdem Jeonggukie und ich unsere Geschwister über unseren Erkundungsplan informiert hatten, starteten wir auch schon unsere kleine Rundtour. Und klein war hier sogar noch übertrieben. Das Dorf bestand literally aus zwei Straßen, die von einem Fluss getrennt wurden inklusive zwei Brücken und einer Allee. Ein typisches niederösterreichisches Angerdorf.
"Zu unserer Linken, der Mühlbach", stelle ich Jeonggukie das Gewässer vor.
"Schön, schön"
Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und schlenderte aufmerksam neben mir her. Der Mühlbach war vielleicht drei Meter breit, wenn's viel war, und jetzt im Sommer einigermaßen warm. Trübes Wasser kämpfte sich den Weg hinunter und spiegelte verspielt das Sonnenlicht wieder. In der Nacht fand ich ihn schöner, da war es wurscht, ob trüb oder klar.
"Nachts ist es sicher cool hier", meinte er, die Stimme von einem träumerischen Hauch begleitet, und kam dabei meinem Gedankengang sehr nah. Lol.
"Ja, ist es. Können wir uns ja auch mal anschauen. Eine Nachttour"
"Gerne, Herr Reiseführer"
Ich schmunzelte und hob ein tiefgrünes Blatt vom Boden auf, da ich irgendetwas in der Hand haben wollte. Ich war oft in der Nacht im Dorf, aber jedes Mal mit einer Ausnahme war ich alleine gewesen. Die meisten spürten diesen speziellen vibe der Nacht nicht. Vielleicht tat es Jeonggukie ja. Wäre schön, jemanden dabei zu haben, dann wäre es weniger gruselig. Das lustige war nämlich, dass ich Nachtspaziergänge liebte, mich aber jedes Mal halb anschiss vor Angst. Diese finsteren Umrisse mutierten in meinem Kopf immer zu furchteinflößenden Gestalten und sorgten dafür, dass sich zarte Gänsehaut auf auf meinen Armen bildete. Aber das konnte mich nicht vom Rausgehen abhalten hehe.
"Hier die Kirche", deutete ich ihm.
Die bescheidene Kirche befand sich gleich hinter dem Spielplatz in der Allee. Neben dem Mühlbach und mit den ganzen grünen Bäumen gab sie echt ein idyllisches Bild ab. Einige vereinzelte Blätter grundelten verloren am Boden herum. Mein Opa spielte seit 77 Jahren die Orgel während der Messe und letztens hatte er auch eine Auszeichnung vom Kardinal für seinen langen Dienst erhalten.
"Können wir da rein?", wollte Jeonggukie mit großen neugierigen Augen wissen.
"Na, da ist immer zugesperrt. Aber mein Opa hat einen Schlüssel, also wenn du willst"
"Nein, egal. Aber die ist echt winzig im Vergleich zu denen in Wien"
"In Wien hast du auch über 'ne Million Einwohner"
"True. Und Gegenrevolution war hier wohl auch nicht so"
"Nope, bei uns geht's sparsam zu"
Ich zeigte Jeonggukie noch den Fußballplatz und ja, sonst gab's eh nicht wirklich was zu sehen in diesem Kaff. Das Wirtshaus hatte auch geschlossen, also fiel die Einladung auf ein Getränk wohl aus, sad.
Stattdessen setzten wir uns nach der Tour auf ein Bankerl neben dem Spielplatz mit Blick auf den Bach. So waren wir immer noch in Reichweite unserer kleinen Geschwister und trotzdem weit genug weg, um nicht von dem ausgelassen Herumtollen abgelenkt zu werden.
"Echt süßes Dorf", meinte Jeonggukie und streckte seine langen Beine aus. Wow, seine Waden waren ziemlich trainiert, das musste man zugeben.
"Ja ge. Mir gefällt's auch. Findest du's auch cooler als die Stadt?"
"Welche Stadt?"
"Na Wien. Wien ist bei uns immer die Stadt"
Er musste grinsen, da er das anscheinend witzig fand. Entspannt legte er seine Arme auf die Rückenlehne der Bank, wobei er leicht mein linkes Schulterblatt berührte. Machte er das absichtlich? Hoe.
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Sandkastenfreunde || TaeGuk
FanfictionTaehyung, als der gedankenversunkene Dorfbursch. Jeongguk, als der hingebungsvolle Wiener. Eine Story voller Unterstützung, Vertrauen und Fluff für mein Libra-Harmoniebedürfnis :) Mit random Zeichnungen und Edits von mir uwu Enjoy!