brozoned

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Jeonggukie führte mich an einen wunderbaren Ort. Umrundet von schillernden Laubbäumen und tanzenden Wasserwogen der Donau standen wir zum sanften Rauschen der Donau unter dem rosaroten Himmel. Die Goldtöne in der Luft waren gewichen und sanfte pinke Farben vermischten sich über unseren Köpfen. Und das komplette Farbenspiel der Natur spiegelte sich im glänzenden schwarzen Lack eines Klaviers wieder. Harmonisch stand es mit einem drehbaren Hocker inmitten der kleinen Lichtung, fast andächtig verschmolz es mit seiner Umwelt. Der bloße Anblick vermittelte mir eine solche Ruhe und Idylle, vor lauter Begeisterung schälten meine Finger sich eigenständig von Jeonggukies. 

"Gefällt's dir?", fragte er, auch wenn die Antwort offensichtlich war. 

"Ja", brachte ich nur knapp heraus, doch mehr Worte bedurfte es nicht. 

Bedacht tat ich ein paar Schritte, ließ meine neugierigen Augen alles betrachten, was ihnen vor die Nase kam. Das satte Grün der Bäume, das zarte himmlische Rosa, das tiefe Blau des Wasser mit einem leichten Violettstich, das alles reflektierte das Klavier und man brauchte nur den Kopf einmal zu drehen, und schon wirbelten die Farben schon wieder durcheinander, schufen ein neues, kurzweiliges Bild. Wunderschön. Als ich wieder zu Jeonggukie schaute, beobachtete er mich mit einem seligen Lächeln. 

"Früher stand es beim Museumsquatier", erzählte er, "Aber ein paar Kunststudenten haben es gefladert und hierher gebracht, keine Ahnung warum, irgendwelche Kunstgründe. Felix' Schwester hat uns das verraten. Hier passt es sowieso besser her"

"Ja, es ist wirklich schön"

"Willst du drauf spielen? Die Leute haben ein paar Noten da gelassen, da rechts ist so ein kleines Fach"

"Ich schau mal, ob ich was finde"

Aufgeregt blätterte ich die zahlreichen Notenpapiere durch, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten. Eine süße Geste, das Spenden von geschriebener Musik, damit andere sie vertonen konnten. Die Bandbreite an Werken war sehr umfassend, viele Stücke sagten mir gar nichts, auch nicht deren Komponisten. Doch es waren ebenfalls bekannte Namen wie Beethoven und Chopin dabei, Mozart durfte natürlich in seinem eigenen Heimatland auch nicht fehlen. Die Arabesque, die ich letztens bei Jeonggukie daheim gespielt hatte, fand ich nicht, dafür aber Clair de Lune und Rêverie, die gleichfalls von Debussy geschrieben worden waren. Also Clair de Lune hebte ich mir fix auf für später, das konnte man doch nur unter Mondschein spielen. Für jetzt wählte ich das Ständchen von Schubert, das von Liszt fürs Klavier umgeschrieben wurde. Es war ein Liebeslied mit einem traurigen Beigeschmack, eine süße Melancholie schwang mit. Übrigens das einzige Stück von Liszt, das ich halbwegs passabel spielen konnte. In den anderen kamen Kadenzen vor, die ich nur im Traum greifen konnte. Ja, ich hatte zwar lange Finger, aber gegen Liszts Yaoi-Hände waren sie trotzdem mickrig. 

"Ich spiel das Ständchen von Schubert, beziehungsweise Liszt", kündigte ich an, nahm die paar abgegriffenen Zettel und setzte mich auf den Hocker. 

"Oh, wie romantisch", säuselte Jeonggukie grinsend und legte sich neben dem Klavier ins Gras. 

"Kennst du's?"

"Nö, aber bei Sims 4 spielen die auch immer Ständchen, wenn sie verliebt sind"

"True"

Ich ging akribisch die Noten durch, sah mir nochmal jeden Takt für sich an, da ich das Stück jetzt schon länger nicht mehr gespielt hatte. Als ich mich mehr oder weniger sicher damit fühlte, legte ich die Finger auf die Tasten und begann, betont gefühlvoll zu spielen. Die Bewegungen glitten leicht von meinen Fingern, der rosa Himmel passte perfekt zu diesem Stück und es gelang mir, eine stimmige Atmosphäre zu schaffen. Ach, heute floss die Musik wirklich gut!

Sandkastenfreunde || TaeGukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt