Am kommenden Morgen brauchten Jeonggukie und ich locker eine Stunde, bis wir es schafften, aus dem kuschligen Bett zu kriechen. War halt schwierig, wenn man ein knuddeliges Häschen neben sich liegen hatte, das übrigens auch ein sehr großes Bedürfnis an Bussis hatte.
Seine Eltern hatten wir verpasst, die waren schon zur Arbeit gefahren, also mixten wir uns selbst irgendwas zum Frühstück zusammen. Die regenschwangeren Wolken hatten sich verzogen und unter der warm strahlenden Sonne genossen wir auf der Terrasse unsere improvisierten Spiegeleier mit prallen Paradeisern und körnigem Brot. Mit dem Geruch vom Essen lockten wir auch seine kleine Schwester Hanmi aus ihrem Zimmer und sie forderte vehement ein Stück zur Kostprobe. Süßes Mädchen, mit dem regenbogenfarbenen Kleidchen und den zwei seitlichen Zöpfen. Sie durfte wohl eine Vorliebe für Haarspangen haben, denn sie hatte sich mindestens ein Dutzend davon wahllos in die brünetten Strähnen geklemmt. Natürlich in allen möglichen Farben und Variationen, glitzernd oder gestreift, mit Blümchen oder Tupfen.
"Wir könnten heute noch in die Schottergrube baden fahren, das Wetter ist wieder schön. Magst du?", schlug ich vor, biss in einen Paradeiser und saugte die Fruchtsaft von innen heraus. Keine Ahnung, warum ich das machte.
"Klar gern", willigte Jeonggukie fröhlich ein.
"Ich will auch!", rief Hanmi begeistert dazwischen und spuckte schön ein paar Reste vom Ei aus.
"Ach, Hanmi, bleib doch daheim"
"Nein! Du machst fast gar nix mehr mit mir seit wir hierher gezogen sind!"
Mit einem Schlag bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dem lieben Mädchen ihren Bruder wegnahm. Jeonggukie und ich verbrachten so viel Zeit miteinander, kein Wunder, dass sie sich da vernachlässigt fühlte. Oh crap, ging es vielleicht meinem Bruder Baekyul genauso? Gesagt hatte er nichts, aber die letzten Tage war ich nicht wirklich lang daheim gewesen. Da half nur eins.
"Wir könnten ja zu viert fahren, du, Hanmi, mein Bruder und ich"
"Jaaa! Der Yuli kommt auch mit!", freute sie sich euphorisch. Ah ja, der Spitzname, den sie meinem Bruder gegeben hatte haha. Und er hatte sich beschwert, weil Yuli ja so mädchenhaft klang. Na ja, dann sollte er sie einfach Hannes nennen, dann waren sie wieder quitt.
"Ok, können wir schon machen", stimmte Jeonggukie zu, "Aber wie wollen wir hinkommen? Radfahren können die Kiddies ja noch nicht"
"Wir hauen sie einfach auf den Gepäckträger, das mach ich mit meinem Bruder immer so"
"Na servus, das wird ein wilder Ritt"
"Yuhu, Radfahren!", jubelte das Mädchen. Wie leicht zu begeistern sie war, niedlich.
Nach dem Frühstück räumten wir also auf, packten die nötigen Sachen zusammen und machten uns in Badebekleidung dann auf den Weg zu mir nachhause, um meinen Bruder und das Rad abzuholen. Jeonggukie und seine Schwester probierten schon mal das Fahren zu zweit aus und er erwies sich als durchaus talentiert und behielt gut das Gleichgewicht. Ja, mein boyfriend war ein Allroundtalent, nichts Neues.
Baeki war hell froh, als er von unserem Plan erfuhr und sprang aufgeregt mit seinen Händen zu kleinen Fäustchen geballt herum. Er hatte mich wohl wirklich vermisst, der Kleine. Ich sollte wieder mehr bei meiner Familie sein.
Voll bepackt radelten wir mit schlotternden Reifen zur Schottergrube, Baeki klammerte sich lauthals lachend an mein Shirt, Hanmi jauchzte vor Freude auf Gukies Gepäckträger. Was für eine ungebändigte Freude unsere Geschwister in die Welt warfen, man ich mochte Kinder wirklich sehr.
"Ich bin Erster, ich bin Erster!", kreischte Baeki, als wir beim idyllischen Badeteich angekommen waren und rannte halb stolpernd ans steinige Ufer.
"Haha, das glaubst auch nur du!", stieg Jeonggukie in das Wettrennen ein, der sich ja bekanntlich nie eine Challenge entgehen ließ, und sauste meinem Bruder hinterher. Er packte ihn bei der schmalen Hüfte, riss ihn in die Höhe und schupfte ihn in seinen Armen. Baeki war kaum zu halten vor Lachen und Schreien, wild zappelnd ließ er mit sich in der Luft jonglieren. Flink trappelte Hanmi den beiden hinterher, in der einen Hand ein knalloranger Plastikkübel, in der anderen das flatternde Handtuch. Gukie schnappte ich auch sie und trug die beiden strampelnden Fliegengewichte unter seiner Achsel zum Wasser. Na, sollte ich mich auch noch auf ihn schmeißen?
"Gukie, warte auf mich!", rief ich ihm hinterher und flitzte über Gras und Steine.
"Komm, Taehyungie!"
Er stellte die Kinder auf den Boden ab, drehte sich zu mir und streckte die Arme breit aus. Mit eiligen Schritten hopste ich ihn seine Arme, umschlang ihn fest und riss uns dabei fast nieder. Oof, an Jeonggukies Körper gepresst zu sein, war schon ein Gefühl.
"Haha, gleich so stürmisch", lachte er und wirbelte mich herum. Da kam mir eine hinterlistige Idee.
"Nicht böse sein", flüsterte ich in sein Ohr, hievte uns beide ans Ufer und fetzte uns erbarmungslos in die Fluten. Kühles Wasser nahm uns in sich auf, der plötzliche Temperaturwechsel schockte mein Gehirn einmal so richtig und mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er sich zusammenziehen. Jeonggukie fuchtelte dezent überrumpelt um sich und tauchte prustend wieder auf.
"Geez, Taehyungie, das ist so kalt", klapperte er übertrieben mit den Zähnen. Remember, es war Hochsommer und das Wasser hatte sicher so um die 25 Grad.
"Nicht weinen, Hasi", tröstete ich ihn grinsend und gab ihm ein Bussi auf die Nasenspitze. Hasi...aha, wieso rutschte das jetzt auf einmal aus meinem Mund?
Überrascht von dem neuen Spitznamen blickte Jeonggukie mich mit seinen runden Rehaugen an, doch viel Zeit blieb ihm nicht zum Nachdenken, denn schon meldeten sich unsere Geschwister empört zu Wort.
"Schmeiß mich auch ins Wasser, Taehyungie!", protestierte mein Bruder und auch Hanmi wollte unter Genuss dieses exklusiven Services kommen.
"Jaja, ich komm ja schon"
Ich kämpfte mich aus dem Wasser, was bei den handgroßen Steinen als Untergrund gar nicht so leicht war, und stakste zu den beiden Kids. Auch wenn mein Bizeps mit Jeonggukies nicht mithalten konnte, krallte ich mir die zwei unter die Arme und klemmte sie fest unter meinen Achselhöhlen ein. Haha, wie die vor Freude kreischten. Auf wackeligen Beinen stakste ich zum Wasser zurück und schaukelte sie hin und her, um Schwung für den Abwurf aufzubauen.
"Waaah, Taehyungie!", schrie Hanmi, während mein Bruder wild lachte und zack dann flogen sie auch schon durch die Lüfte.
Mit einem lauten Platscher klatschten sie auf die Wasseroberfläche, die Tropfen explodierten glitzernd und regneten wie Kristalle auf uns hinunter. Erst jetzt fiel mir ein, dass Baekyul ja nicht schwimmen konnte und Hanmi, vorausgesetzt sie war nicht so ein Wunderkind wie ihr Bruder, wohl auch nicht. Schnell tapste ich ihnen also hinterher, damit nichts passierte oder so, das Wasser war hier zwar eh noch seicht, aber man wusste ja nie.
"Haha, das war so lustig!", kicherte mein Bruder und plantschte mit den Armen im Wasser. Er konnte grad noch stehen, genauso wie Hanmi, die etwas größer als er war.
Baekyul tauchte zu mir, da er das schon gelernt hatte, und nahm meine Hand, um sich dann auf der Oberfläche treiben zu lassen. Viel Ruhe war ihm jedoch nicht vergönnt, da Hanmi ihn kurz darauf energisch mit Wasser anspritzte, wobei ich natürlich auch was abbekam. Das war der Dank dafür, dass ich die beiden hier rein geworfen hatte.
Jeonggukie amüsierte sich ganz gut beim Beobachten der Szene und grinste verschmitzt. Tja, hier kam dann wohl die Fortsetzung meines niederträchtigen Plans. Blitzschnell katapultierte ich das Wasser mit meiner Handfläche auf ihn, machte ihn noch nasser, als er eh schon war.
"Hey!", meinte er angegriffen und versuchte sich mit den Armen zu schützen. Erfolglos.
Ich lachte, noch, denn keine Sekunde später hatte Jeonggukie mich auch schon bei den Schultern gepackt und unter Wasser gedrückt. Hilflos strampelte ich um mich, bis er mich unter den Achseln wieder hochzog wie einen frisch geangelten Fisch. Schöner Fang war ich.
"Ich auch, ich auch!", meldete sich sogleich seine Schwester zu Wort und so verbrachten wir einen turbulenten, kinderfreundlichen Tag in der Schottergrube.
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Sandkastenfreunde || TaeGuk
FanfictionTaehyung, als der gedankenversunkene Dorfbursch. Jeongguk, als der hingebungsvolle Wiener. Eine Story voller Unterstützung, Vertrauen und Fluff für mein Libra-Harmoniebedürfnis :) Mit random Zeichnungen und Edits von mir uwu Enjoy!