Ein Mörder im Kaff

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Irgendwann nach Sonnenuntergang hatte ich keinen Bock mehr auf Schlafen. Ich war schon die ganze Zeit immer wieder aufgewacht, nur um kurz darauf wieder einzuschlafen. Nicht sehr erholsam, eher nervig. Deswegen stand ich schließlich auf.

Nach einem kurzen Uhrcheck, halb zwölf in der Nacht zeigte sie an, nahm ich eine ausgiebige Dusche, um meinen Körper irgendwie in Schwung zu bekommen. Mein Kopf fühlte sich nämlich noch immer wie komprimiert an und meine Wirbelsäule hatte kaum genügend Kraft, mich aufrecht zu halten. Bei Sims 4 waren die ja auch immer energiegeladen, wenn sie eine erfrischende Dusche nahmen.

Kaum in der Dusche musste ich an Jeonggukies Blumenkranz denken, den ich zerstört hatte. So aufgeregt hatte es mich in diesen Minuten und jetzt? Jetzt war es überhaupt kein Thema mehr. Verrückt, wie kurzlebig und intensiv Sorgen sein konnten. Zur Ablekung holte ich mir einen runter, war ganz praktisch in der Dusche, da musste man nicht aufpassen, dass man nix dreckig machte. 

Das kalte Wasser und der Orgasmus belebten meinen Geist, nur mein Körper schien nicht so ganz mitzukommen. Ein bisschen schlecht war mir auch noch, lag vielleicht am gesunden McDonalds Frühstück. Wo wir grad von Essen sprachen, so einen kleinen Mitternachtssnack konnte ich schon vertragen. 

In Boxershorts schleifte ich mich hinunter in die Küche, wobei ich genau darauf achtete, jeden Lichtschalter in der Nähe zu betätigen. In dunklen Ecken schaltete sich oft meine Fantasie ein und malte blutrünstige Gestalten in den Raum. Mehr Licht!

Der monoton summende Kühlschrank bot mir von Frischkäse und Gouda über Paprika bis hin zu Salami und Dosenfisch alles an. Da ich meinen Kreislauf nicht noch mehr ficken wollte mit ungesundem Zeug, nahm ich mir Paprika und Butter und schnitt mir eine Schreibe Tirolerbrot runter. Ehrlich gesagt, keine Ahnung ob das viel gesünder als Schinken war, aber Obst war doch immer eine gute Wahl. 

Da ich nicht allein in dem großen, für paranormale Gestalten anfälligen Haus mein Brot futtern wollte, verzog ich mich mit großen Schritten in mein Zimmer. Weniger Platz ist gleich weniger Spielraum für sie. Das Butterbrot mit Paprika schmeckte gut, ich mochte es, wie die kleinen Bläschen unter meinen Zähnen zerplatzen. 

Währenddessen kramte ich mein Handy aus der am Boden liegenden Hose und drehte es auf, um ein bisschen Snake zu spielen. Eine viel größere Auswahl bot sich auf dem Tastenhandy nicht, aber störte mich eh nicht sonderlich. Hauptsache das Teil ging nicht kaputt am Feld, wie mein vorheriges Samsung. 

Ich hatte mir grad schon wieder selbst in den Arsch gebissen, da bekam ich eine SMS von Jeonggukie, die erste seit wir Nummern ausgetauscht hatten. Kein Wunder, dass er mir jetzt schrieb, sein Schlafrhythmus war ja auch hinüber. 

bist du schon wach?

Ich schlang den letzten Bissen von meinem Brot hinunter und machte mich ans Tippen. Was übrigens eine ziemlich langwierige Angelegenheit war, wenn man bedachte, dass ich vier Mal auf eine Taste drücken musste, um ein S zu bekommen. 

yes wie gets dir?

Sorry, aber für Rechtschreibung hatte ich wirklich keinen Nerv bei dem ganzen Gedrücke. 

erstaunlich gut, hab vorhin die Reste vom Mittagessen gesnackt. wby?

geht hab brot gegessen

willst zum spielplatz? i'm bored

kloa

Froh, dass die Tortur des Schreibens vorbei war, schaltete ich mein Handy wieder aus und kehrte die Brösel vom Tisch in den Mistkübel. Auch wenn es draußen warm genug für nur Boxershorts gewesen wäre, griff ich nach einer Basketballhose und einem weißen schlabbrigen Leiberl. Vielleicht schaute ja ein neugieriger insomnischer Nachbar raus, den wollte ich doch nicht verstören. 

Sandkastenfreunde || TaeGukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt