Get to know the gang

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"Und wie geht's deinen Öhrchen?", erkundigte ich mich, als Jeonggukie und ich auf den Schaukeln am Spielplatz lungerten. 

Der Platz wurde nur spärlich beleuchtet vom sichelförmigen zunehmenden Mond, die Laternen reichten niemals bis hier her. Die Bäume hoben sich in mystischen Verformungen vom Nachthimmel ab und hie und da zerschnitt ein Vogel mit seiner Stimme die Stille der Natur. Jeonggukie und ich schaukelten eigentlich nicht wirklich, wir saßen nur und stupsten uns mit den Füßen leicht vom Boden ab. Mit den Zehen hätte ich ihn aber jederzeit wieder berühren können, also konnte man eher nicht vom Schaukeln reden. 

"Wieder alles gut. Woah ich hab echt geglaubt, diese Durchsagen im Zug killen mich", antwortete Jeonggukie und machte einen erleichterten Eindruck. Hände weg vom Alkohol Kinder, mich eingeschlossen. 

"Ja, hast echt arm ausgeschaut"

"Und dein Kopfweh ist auch weg?"

"So ziemlich, ja"

"Gut"

Jeonggukies Blick schweifte wieder zu den Sternen. Keine fünf Minuten konnte er diesem Anblick widerstehen. Und jedes Mal hatte er dabei eine stille Euphorie und Begeisterung in seinen Augen, dass ich nicht anders konnte, als ihn voller Bewunderung zu betrachten. So zufrieden, so glücklich sah er aus, es kam wir vor, als würde er selbst diese Gefühle auf mich ausstrahlen wie ein kleiner Stern. 

Und trotzdem hatte sein Anblick auch etwas Sehnsüchtiges, Verlorenes an sich. Als wäre sein Platz nicht hier unten auf der Erde, sondern dort oben in einem weit entfernten Sternbild. Die Räuberleiter kam mir wieder in den Sinn. 

"Hier ist es echt chillig", meinte Jeonggukie und holte mich aus meiner Fantasiewelt heraus. Wie naiv ich war, eine Räuberleiter würde doch nie genügen, um ins Universum zu klettern!

"Ja schon. Und wegen vorhin", begann ich und Jeonggukie wandte augenblicklich den Blick zu mir, schaute dann aber doch wieder weg, weil er ja wusste, dass ich das nicht so mochte.

"Ja, was möchtest du noch sagen?"

"Also, du hast mich ja ziemlich erschreckt da vor der Tür"

"Kann man so sagen, du warst echt bleich"

"Oh je. Jedenfalls malen meine Gedanken mir oft so entstellte und gruselige Gestalten in die Dunkelheit"

"Jetzt auch?", fragte Jeonggukie neugierig nach und fixierte mich doch mit seinen funkelnden Augen. 

"Nein, das ist nur in Häuser. Drum hatte ich so Angst vorher eben"

"Okay, das klingt echt creepy. Und was wollen die von dir?"

"Weiß nicht, sie stehen halt da und stalken mich"

"Haben sie Namen?"

"Ich- ich weiß nicht, hab noch nie mit ihnen geredet", gestand ich perplex. 

Jeonggukies Fragen verwirrten mich ein bisschen. Außerdem waren meine Gedanken irgendwie langsamer, während er mich so genau musterte. Aber es freute mich irgendwie, dass er mir ehrlich zuhörte.

"Hast du die etwa auch?", wollte ich wissen.

"Nein, aber Felix hat sowas ähnliches"

Felix, der Blonde von Jeonggukies Freunden. Der in Militärhosen mit der offenen Beziehung. Der uns netterweise in seiner Wohnung übernachten hat lassen und uns dann mit Wasserpistolen verscheucht hatte. Er sah sie auch?

"Wie ist das bei ihm?"

"Also wenn er irgendein Problem hat oder eine schwierige Entscheidung, dann geht er in so ein kleines Häuschen auf einem Spielplatz bei uns im Bezirk und redet mit so einer Gestalt. Das hilft ihm die Gedanken zu ordnen und eine richtige Wahl zu treffen"

Sandkastenfreunde || TaeGukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt