Kapitel 6

7.9K 525 44
                                    

• G A V I N •

Als ich mich an ihn schmiegen will, schiebt Tristan mich von sich. "Tris-" "Das hätte nicht passieren dürfen. Wirklich nicht! Was ist nur los mit mir? Ich bin mit der tollsten Frau zusammen und habe nichts besseres zu tun, als mit irgendeinen dahergelaufenen Typen zu schlafen."

Als er aufsteht, um sich anzuziehen, richte ich mich ebenfalls auf. "Du hast mir gesagt, dass ich vorbeikommen kann-" "Weil du mit mir reden wolltest. Sieht das hier aus wie reden?", er deutet zwischen uns hin und her, "Ich denke nicht, Gavin." Ich verdrehe die Augen. "Jetzt tue mal nicht so, als hätte ich dich zu irgendwas gezwungen. Du wolltest es genauso wie ich." Er lacht auf und wirft mir einen ungläubigen Blick zu. "Du hast mich doch verführt!" "Verdammt, es gehören immer zwei dazu, Tristan! Du hast dich von mir 'verführen' lassen. Was willst du mir denn als nächstes unterstellen? Dass ich dich vergewaltigt habe?"

Ich warte seine Antwort nicht ab, stehe auf und fange an, mich anzuziehen. Dabei spüre ich seinen Blick auf mir. "Gavin, i-ich, ähm, es..." Er beißt sich auf die Lippe. Genervt verdrehe ich die Augen. "Werde dir erstmal über deine Gefühle bewusst, Tristan. Bevor du nicht weißt, was du willst, bringt es gar nichts, mit dir zu reden."

So sollte das alles wirklich nicht ablaufen. Okay, ich wollte nicht nur mit ihm reden, aber dass er sich jetzt so albern aufführt...

Schnell sehe ich mich um, ob ich nicht noch irgendwas vergessen habe, und lasse ihn dann im Wohnzimmer stehen. "Du bist mich gleich los, ich will mich nur nochmal schnell frisch machen", meine ich und gehe auf die erst beste Tür los. Wenn ich mich recht erinnere, muss dahinter...ahh das Badezimmer sein!

Während ich reingehe, höre ich Tristans Schritte, die näher kommen. "Gavin, hör mal-" "Du brauchst mir nichts zu erklären", ich stelle mich vor das Waschbecken und schaue ihn durch den Spiegel an, "Was das zwischen uns auch immer ist, hat für dich keine Bedeutung. Schließlich hast du eine Freundin, die du bald heiraten willst. Ich habe es schon heute morgen verstanden."

Er sieht mich mit einen fast mitleidigen Blick an. "Es tut mir wirklich leid, dass ich dir womöglich Hoffnungen gemacht habe. Aber ich war heute Nacht betrunken und nicht zurechnungsfähig."

Ich erwidere nichts, weil ich nichts zu sagen habe. Nachdem er heute morgen so, naja, willig auf mich reagiert hat, dachte ich, dass es einfacher wäre, seine innere Blockade zu durchdringen. Aber weit gefehlt...

Nachdem ich mir etwas Wasser ins Gesicht gespritzt habe, wollte ich mich meinen vollkommen ruinierten Haaren zuwenden, als Tristan mir ein Handtuch hinhält. Fragend sehe ich ihn an. "Für deine Hände. Zum Abtrocknen."

Dass man ein Handtuch zum Abtrocknen benutzt, ist mir auch klar.

Augenverdrehend trockne ich meine Hände, bevor ich mich meiner Frisur zuwende. Denn so wie jetzt kann ich wirklich nicht auf die Straße.

"Du bist wütend", stellt er fest. Ein genauerer Blick in den Spiegel verrät mir, dass er dich hinter mir steht. "Wie kommst du denn darauf? Eigentlich bin ich so gut gelaunt, ich wollte gleich in den Sonnenuntergang auf mein Pegasus reiten und dabei 'I believe I can fly' singen. So gut bin ich drauf", erwidere ich mit einem aufgesetzten Grinsen und wende mich dann wieder von ihm ab.

Er folgt mir selbstverständlich, als ich das Badezimmer verlasse und zur Haustür gehen will. "Gavin, heute Nacht war es nicht ich selbst, der mit dir geschlafen hat und-" "Dann hast du also, bevor ich vorhin gekommen bin, getrunken? Oder was ist jetzt deine Ausrede, dass wir es miteinander getrieben haben?"

Tris schweigt, beißt sich auf seine Lippe. Und leider muss ich zugeben, dass das wahnsinnig gut aussieht.

"Weißt du", ich ziehe mir meine Jacke über, während ich mit ihm rede, "ich werde es nicht einmal abstreiten. Gut, ich hatte womöglich vor, dieses Erlebnis von heute Nacht zu wiederholen. Und ich musste dich auch nicht wirklich dazu überreden, mitzumachen", er weicht meinem Blick aus, "Aber ich wollte auch wirklich mit dir reden. Dir sagen, dass es mir wahnsinnig gefallen hat. Nicht nur der Sex, sondern auch unsere kurzen Gespräche in der Bar. Wahrscheinlich kannst du dich nicht mal mehr an sie erinnern."

Ich sehe es ihm an, dass ich Recht habe. Er scheint sich tatsächlich nicht daran zu erinnern, dass wir uns neben der Flirterei meinerseits auch gut unterhalten haben.

"Deine Freundin kann sich glücklich schätzen, so einen tollen Typen zu haben. Ich beneide sie schon beinahe." Er lacht plötzlich auf, es klingt verachtend. "Ich glaube, jeder kann auf einen Freund verzichten, der dich betrügt." Ich zucke mit den Achseln. "Eine Beziehung ist schon wegen anderen Sachen gescheitert, glaube mir das. Ich kenne mich da zufällig ziemlich gut aus."

Eigentlich sollte ich einfach aus dieser Tür hinausgehen. Aber meine Beine steuern wie von selbst zu ihm. Er zuckt leicht zurück, als ich mich nach vorne beuge und ihm einen Kuss auf die Wange hauche.

"Es war schön, dich kennengelernt zu haben, Tristan. Du bist etwas ganz besonderes", sage ich leise und lasse ihn dann stehen.

Mein Hals schnürrt sich auf dem Weg zu meinen Auto zu, sodass es mir schwer fällt, zu atmen. Ich spüre seinen Blick auf mir, als ich einsteige, und auch als ich losfahre, weiß ich, dass er an der Tür steht und mir hinterherschaut.





Das ist wohl schlecht gelaufen zwischen den beiden...

Sie denken, dass sich ihre Wege für immer getrennt haben, doch sie werden sich schneller wieder begegnen, als sie sich hätten vorstellen können 🙈

Ich hoffe, ihr hattet ein tolles Weihnachtsfest, meine Lieben! 🤗

The Wedding Planner [manxman] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt