Kapitel 16

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• T R I S T A N •

Nervös wippt mein Bein hin und her, während ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Maya sitzt mir gegenüber und textet wahrscheinlich einer Freundin. Auf mich achtet sie nicht.

In den letzten zwei Wochen war gleichermaßen so viel los, wie ich behaupten würde, dass nichts passiert ist. Maya hat sich desöfteren mit Gavin getroffen, alleine, weil ich feiges Arschloch mich nicht getraut habe, ihm gegenüber zu stehen.

Dafür habe ich umso mehr Zeit in der Bar verbracht. Derek war überrascht, dass ich nach mehr Schichten gefragt habe. Schließlich weiß er von der Verlobung und wundert sich, weshalb ich nicht lieber Zeot mit meiner Zukünftigen verbringen möchte.

Wenn alles doch nur so einfach wäre. Ich habe jetzt schon oft mit den Gedanken gespielt, mich von Maya zu trennen. Um Gavin zu kämpfen. Damit würde ich aber auch so vieles aufs Spiel setzen.

Sie war immer gleichzeitig eine gute Freundin, mit der ich über alles sprechen konnte. Womöglich könnte ich Maya durch das alles verlieren.

Und Josh. Unsere Freundschaft gleicht gerade einer Eiszeit. Er gibt mir die Schuld, dass Gav ihm aus dem Weg geht. Dabei sollte ich darüber froh sein. Dass er meiner Bitte nachgeht, nichts mit ihm anzufangen.

Oder aber es ist nur die Ruhe vor dem Sturm.

"Tristan, was ist mit dir los?" Ich schaue von meinem Kaffee auf und blicke in Mayas Gesicht. "Was meinst du?" "Das geht jetzt schon seit einiger Zeit, dass du so abwesend bist. Und das nicht nur mir gegenüber. Du scheinst in einer ganz anderen Welt zu leben."

Seufzend fahre ich mir durch die Haare, stütze dann meinen Kopf mit einer Hand und mustere sie eindringlich. "Warum hast du bei deiner Rückkehr so gelassen darauf reagiert, als ich dir von meinem Seitensprung erzählt habe?" Ihre Augen weiten sich überrascht. "Wie kommst du denn jetzt darauf? Das beschäftigt dich? Oder willst du mir jetzt etwa gestehen, schwul zu sein?" "Beantworte bitte einfach meine Frage", bitte ich sie.

"Hättest du es lieber gehabt, wenn ich einen Aufstand gemacht und unsere Beziehung infrage gestellt hätte?" "Ehrlich gesagt ja", beantworte ich wahrheitsgemäß, "Das wäre eine entsprechende Reaktion darauf gewesen, dass ich dich betrogen habe." "Das ist allen Ernstes dein Problem? Dass ich es nicht schlimm finde, dass du etwas mit einen Kerl hattest?" Lachend legt sie ihr Telefon aus der Hand und nippt an ihrem Cappuccino.

"Es war nicht nur einmal", sage ich dann, "Das erste Mal war ich betrunken. Aber wir haben dann nochmal miteinander geschlafen. Und da war ich nüchtern." An ihrem Gesicht merke ich, dass sie über die Sache nicht mehr reden möchte. Doch ich kann die Worte nicht mehr steuern. "Es hat mir wahnsinnig gut gefallen, mit ihm zu schlafen. Wir, ähm, sehen uns auch noch. Zwar passiert nichts mehr zwischen uns, weil er von uns beiden weiß, aber", ich schlucke, "ich mag ihn wirklich sehr gerne."

Nun ist es raus. Dieses Mal kann sie es nicht einfach so abhaken. Ich habe ihr gerade offenbart, dass mir dieser eine Mann nicht mehr aus dem Kopf geht.

Damit könnte ich jetzt alles zerstört haben. Aber ehrlich gesagt, seit es Gavin gibt, zweifle ich auch an der Beziehung mit Maya.

Wir sind schon seit einigen Jahren zusammen und, naja, es ist nicht mehr so aufregend wie es damals war. Und das weiß sie tief in ihrem Inneren auch.

"Liebst du ihn?", fragt sie, lässt sich dabei nichts anmerken. Als wäre eine Mauer zwischen uns, kann ich nicht ihre Gefühle nicht deuten. "Ich weiß es nicht", erwidere ich ehrlich, "Aber da ist etwas zwischen uns, das ich nicht leugnen kann." Maya mustert mich eindringlich, als würde sie mir meine Seele entreißen wollen. "Es ist Gavin", stellt sie dann fest. Als wäre sie sich hundertprozentig sicher, sodass sie es nicht einmal anzweifeln muss.

Auf der Lippe kauend weiche ich ihrem Blick aus, nicke aber. Warum sollte ich es leugnen? Zwischen Maya und mir wird es sowieso von jetzt an nicht mehr so sein, wie es einmal war. Das könnte ich nicht. Schon deshalb, weil der Wedding Planner meine Gefühlswelt durcheinander bringt.

"Das erklärt so einiges. Dass es dich auch so gestört hat, dass Josh sich an ihn herangemacht hat", sie lacht, "Ich hätte es mir schon denken können, dass er es ist. Und was bedeutet das jetzt? Willst du mit ihm zusammen sein?" Ich bin schon wieder recht erstaunt, dass sie so ruhig bleibt. Immerhin stelle ich alles infrage. "I-ich...Er soll nicht mit Josh zusammen kommen. Das, ähm, ich kann das nicht zulassen."

Maya steht auf und stellt ihre Tasse in die Spüle. "Was hast du dann jetzt vor?" "Maya, warum lässt es dich so kalt, dass ich Gefühle für jemanden anderen entwickelt habe?" Sie lehnt sich gegen den Kühlschrank und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Falls sie wütend ist, lässt sie es sich wirklich nicht anmerken. "Tris, wir sind jetzt schon seit einigen Jahren zusammen. Da ist es nicht unüblich, wenn sich die Gefühle ändern könnten." "Haben sich deine denn verändert?" "Es geht hier nicht um mich. Du bist nicht mehr glücklich in dieser Beziehung und das habe ich zu akzeptieren. Gut, dass du mir dann gleich fremdgegangen bist, ist schon scheiße-" "Es tut mir so unendlich leid."

Sie kommt mit einem ehrlichen Lächeln auf mich zu und bedeutet mir, aufzustehen. Ich gehe ihrer stummen Aufforderung nach und lasse mich von ihr in eine Umarmung ziehen. "Es ist alles in Ordnung. Wirklich. Du bist nicht nur mein Lebensgefährte, sondern auch mein bester Freund, Tristan. Und ich möchte das beste für dich. Wenn Gavin es ist, den du an deiner Seite haben möchtest, dann...akzeptiere ich das." Gerührt drücke ich sie enger an mich, atme ihren vertrauten Geruch ein. "Du bist so wundervoll, Maya. Ich liebe dich." "Ich dich auch, Tris."







Tristan hat Maya gestanden, Gefühle für Gavin zu haben ❤ Und sie hat auch verständnisvoll reagiert. Was haltet ihr davon?

Ist es wohl doch nur der Ruhe vor dem Sturm? Oder ist es für sie wirklich in Ordnung?

Und wie wird es jetzt wohl zwischen Tristan und Gavin weitergehen?

The Wedding Planner [manxman] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt