Kapitel 20

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• G A V I N •

Der Geruch von Kaffee weckt mich. Verschlafen sehe ich mich um, bis mir bewusst wird, dass ich in meinem Bett liege.

Drei Cocktails haben gestern Abend gereicht, dass ich vollkommen fertig war. Travis hat mich, glaube ich, sogar zum Auto tragen müssen. Er ist so ein guter Freund. Auch wenn er gedroht hat, mich im Rotlichtmilieu auszusetzen, falls ich kotzen sollte.

Streckend richte ich mich auf und fahre mir dann durch meine Haare. Travis scheint offenbar schon wach zu sein, denn draußen herrscht schon ziemlicher Betrieb. Und leise war er nie gewesen.

Ich verzichte darauf, mir etwas anzuziehen, und verlasse lediglich in Shorts das Schlafzimmer. Als ich am Wohnzimmer vorbeikomme, fällt mir das Kissen und die Decke auf der Couch auf. "Du hättest auch bei mir schlafen können. Das Bett ist definitiv bequemer", meine ich, als ich in die Küche gehe.

Travis steht, nur in seiner engen Jeans, vor dem Herd und scheint Frühstück zu machen. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange und öffne den Kühlschrank, um Orangensaft rauszuholen.

"Wie geht es dir?" "Meine Kopfschmerzen sind auszuhalten", sage ich und setze mich an den Tisch. "Du verträgst echt gar nichts", zieht er mich auf. Mein Magen knurrt bei dem Geruch von Pancakes. Der Tisch ist ebenfalls schon mit Toast, Belage und Obst gedeckt. "Wenn du mich so weiter verwöhnst, halte ich dich definitiv als Dienstmädchen", scherze ich, während ich nach einer Erdbeere greife und reinbeiße. Köstlich.

Grunzend wirft er mir einen Blick über die Schulter zu und konzentriert sich dann wieder auf seine Tätigkeit. Ich kann nicht anders, als auf seinen nackten, breiten Rücken zu starren. Travis ist defintiv heiß! Das lässt sich wirklich nicht abstreiten. Und noch dazu hat er einen tollen Charakter. Ein echter Traumtyp.

"Hör auf, mich anzuschmachten", unterbricht er dann meine Gedanken, "Sowas gehört sich nicht für einen vergebenen Mann." "Ich schaue doch nur", merke ich an und grinse, "Außerdem bist du mein bester Freund, da ist ja wohl nichts dabei." Wasser läuft mir im Mund zusammen, als er einen Teller mit Pancakes auf den Tisch stellt. "Und dein extrem heißer Ex. Also ist das hier", er deutet auf sein ausgeprägtes Sixpack, "Sperrzone für dich." Schmollend nehme ich mir einen Pfannkuchen. "Du gönnst mir aber auch nichts." "Ahornsirup?" Er wartet meine Antwort nicht ab, sondern verteilt ihn großzügig auf meinem Teller.

Ich bedanke mich und nippe dann an meinem Kaffee. "Was sind deine Pläne für heute? Soll ich dich ins Büro fahren?" "Ich werde wohl von Zuhause arbeiten", erwidere ich und beginne zu essen. Stöhnend verdrehe ich genüsslich die Augen. Dieser Mann ist ein Meister darin, zu kochen! "Und du arbeitest auch wirklich?" "Was meinst du?" "Naja, haben die beiden Idioten heute nicht frei?" Ich sehe ihn warnend an. "Tristan ist kein Idiot, verstanden?" Er gluckst. "Dann er eben nicht. Aber dieser Ken für Arme schon. Spielt sich auf, als wäre er der Herrscher über die Welt." Kopfschüttelnd steckt er sich ein Stück seines Pancakes in den Mund. Aufmerksam mustere ich meinen Freund.

Könnte da womöglich etwas zwischen den beiden laufen? Sie sind wie Tag und Nacht, das steht fest - genauso wie, dass sie sich vom Tod nicht ausstehen können.

Aber ich weiß nicht. Ich könnte sie mir schon als Paar vorstellen.

Und wie heißt es so schön? Was sich neckt, das liebt sich.

Ob ich die beiden verkuppeln sollte?

Als es an der Tür klingelt, schauen wir beide recht verblüfft. "Erwartest du jemanden?" Meine Antwort reduziert sich auf ein Kopfschütteln. Er hält mich zurück, als ich Anstalten mache, aufzustehen, und geht selbst.

Einen Moment später stöhnt er genervt auf. "Hat man vor euch beiden nicht mal am Morgen Ruhe? Seid ihr irgendwelche kranken Stalker?" "Was tust du bitte halbnackt in Gavins Haus?", höre ich Tristan fragen. Er klingt gereizt. "Tja, ich kenne ihn besser als du es jemals tun wirst. Ein Fingerschnipsen reicht und er liegt stöhnend unte-" "Travis!", rufe ich lautstark, verschlucke mich auch direkt.

Sowas kann er doch nicht sagen!

"Was denn?", er taucht am Türrahmen auf, hinter ihm unsere Gäste, "So war es doch immer gewesen, Liebling." Er liebt es, andere zu reizen. Besonders meine Liebhaber. Eigentlich sollte mich sein Verhalten also nicht wundern. "Komm jetzt her", knurre ich und deute auf seinen Stuhl. Augenverdrehend befolgt er meine Forderung.

Tristan und Josh betreten vorsichtig die Küche. Aufmunternd lächle ich beide an und hebe meinen Kopf in seine Richtung, damit Tris mich küssen kann. Was er auch tut. "Ich habe heute frei. Da dachte ich, wir könnten vielleicht etwas unternehmen." Travis neben mir räuspert sich auffällig, während er nach seiner Kaffeetasse greift. Ihm werfe ich einen bösen Blick zu, was ihn nicht zu stören scheint. Ich hasse seine gleichgültige Art und Weise, mit Situationen umzugehen. Das macht mich wahnsinnig!

"Wollt ihr vielleicht mit uns frühstücken?", biete ich ihnen an, "Es ist genug da." Sie tauschen einen Blick aus, schauen dann zu Travis, der sie ebenfalls mustert. Josh schluckt. "Ähm, ich habe eigentlich schon gegessen, aber danke." "Jetzt kommt schon, es ist auch nicht vergiftet." Nur widerwillig setzen sie sich neben uns. Der Sunnyboy versucht dabei, so weit wie möglich von dem Afroamerikaner zu sitzen. Die beiden machen mich fertig.

"Also, eigentlich muss ich arbeiten", meine ich zähneknirschend und sehe Tristan entschuldigend an. Er winkt ab. "Kein Problem. Wäre es, ähm, für dich okay, wenn ich bei dir bleibe? Ich würde auch nicht stören", versichert er sofort. Lächelnd nicke ich. "Das fände ich sehr schön." Er erwidert mein Lächeln.

"Könnte das Anschmachten warten, bis ich gegessen habe? Ich würde mein Frühstück gerne genießen", brummt Travis, der meinen Freund feindselig anschaut. Eingeschüchtert weicht dieser zurück. "Sag mal", ich wende mich ihm zu, "Wann musst du eigentlich im Büro sein?" Er zuckt mit den Achseln. "Ich habe mir frei genommen." "Und das bedeutet?" "Es wird wohl ein interessanter Dreier heute zwischen uns", verkündet er und lächelt beinahe schon teuflisch.

Hilfesuchend bittet Tristan stumm nach meiner Unterstützung. Ich weiß allerdings auch nicht wirklich, was ich dazu sagen soll. Mir ist bewusst, dass er unsere Beziehung in Augenschein nehmen möchte. Aber ist das nicht ein bisschen albern?

"Also...ich kann dann auch gehen, falls ihr ungestört sein wollt", sagt Josh auf einmal und macht Anstalten aufzustehen. Dieses Mal bin ich es aber, der meinen Gegenüber aufhält. "Du solltest auch bleiben. Dann machen wir uns halt einen schönen Tag zu viert." "Was soll das denn jetzt?", nörgelt mein bester Freund, "Was ich vorhabe, ist nicht für den Kleinen", er deutet auf dem Blonden, der ihn böse anstarrt. "Wer sagt denn, dass ich etwas mit dir Gorilla zu tun haben will?", entgegnet er gereizt und geht auf die Sticheleien vollends ein. "Kommt schon", mische ich mich ein, bevor es zu eskalieren droht, "Würdet ihr euch für einen Tag zusammenreißen? Für mich?"

Ich schiebe meine Unterlippe vor, weil ich genau weiß, dass diese Masche bei Travis immer funktioniert. Und so auch jetzt, als er schließlich einlenkt. Josh zögerlich auch. Überrascht beobachtet Tristan das Geschehen und schmunzelt mich an, als ich augenzwinkernd nach seiner Hand greife.





Das kann ja was werden... 😂

The Wedding Planner [manxman] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt