• G A V I N •
"Komm rein. Hier sind wir ungestört." Er deutet an, dass ich durch die Tür gehen soll. Ohne ihn anzusehen, nicke ich und gehe vor. Als wir drinnen sind, schließt er die Tür und lehnt sich dagegen. "Okay, sprich."
Wo soll ich bloß anfangen?
Ich setze mich an einen Tisch und streiche das Muster auf ihm nach. "Ich wollte mich entschuldigen", fange ich an, "Ich hätte dich nicht aus meinem Büro rauswerfen sollen. Allgemein für das ganze Chaos bin ich verantwortlich. Nach dieser einen Nacht hätte ich dich in Ruhe lassen sollen. An dem Punkt, als du mir von Maya erzählt hast, hätten wir es beenden sollen. I-ich, ähm, wollte mir wohl etwas beweis-" "Bevor du weitersprichst, muss ich dir etwas sagen", unterbricht Tristan mich. Überrascht blicke ich auf, schaue in sein wunderschönes Gesicht.
"Maya und ich haben uns getrennt." Als diese Worte seinen Mund verlassen, weiß ich nicht ganz, wie ich reagieren soll. Was sollte ich jetzt fühlen?
Wollte ich nicht genau das? Aber dann hätte ich eine Beziehung zerstört. Kann ich das mit meinem Gewissen vereinbaren? Nun, jetzt ist es wohl zu spät, um mir über solche Dinge Gedanken zu machen.
"Etwa wegen mir? Tris, du hast mir doch gesagt, du wärst so glück-" "Ich konnte das alles nicht mehr. D-du hast dich irgendwie, ähm, in mein Herz geschlichen. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist das mit Maya schon seit längerer Zeit nicht mehr dasselbe." "Ich habe mich zwischen euch gedrängt", murmle ich und wende meinen Blick schuldbewusst ab.
Travis hat mir gestern noch ziemlich den Kopf gewaschen. Es würde mir nicht ähnlich sehen, eine Beziehung kaputt zu machen. Und damit hat er vollkommen recht. Was dieses Mal anders ist, kann ich nicht sagen. Mir ist das auch noch nie passiert. Bisher habe ich nie mit einen vergebenen Mann etwas angefangen.
Tristan hat irgend etwas an sich, das mich an ihm fasziniert hat, als ich ihn damals in diesem Club sah.
"Gavin, du bist nicht daran Schuld. Eigentlich kann man sagen, du hättest uns die Augen geöffnet, dass in unserer Beziehung irgendwas nicht stimmt. Als ich Maya vor einigen Wochen gesagt habe, ich hätte sie betrogen, war es ihr egal. Sie fand es nicht einmal ansatzweise schlimm. Mir kam es komisch rüber, aber...wäre es andersrum gewesen, kann ich nicht abstreiten, dass ich es wahrscheinlich auch nicht so unfassbar krass gefunden hätte."
Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie er sich mir nähert und zu mir setzt. Unsere Hände finden zueinander. Wir verschränken unsere Finger miteinander. "Also ist es zwischen euch beiden vorbei?" Er nickt. "Wir haben einstimmig beschlossen, dass wir uns trennen sollten." "Und was ist-" "Wir bleiben Freunde. Nur weil wir uns nicht mehr auf diese Art und Weise lieben, bedeutet das nicht, dass wir nichts mehr füreinander empfinden. Sie ist noch immer meine beste Freundin." "Damit ist sie einverstanden?" Nochmals nickt er. "Ihr ging es genauso. Und dir ist sie auch nicht böse, falls du das denken könntest."
Erleichterung erfüllt mich. Ich bin froh darüber, dass ich kein unschönes Ende zwischen den beiden entstehen lassen habe. Das hätte ich mir niemals verziehen. Und auch nicht, dass nur einer der beiden wütend auf mich wäre.
"Also...wie soll es nun weitergehen?", frage ich vorsichtig. Fühle mich wie ein verknallter Teenager. Aber Tristan ist der coole Typ und zuckt nur gelassen mit den Achseln. "Ich würde mich freuen, dich besser kennenzulernen. Die Person, die sich hinter diesem unglaublich süßen Lächeln verbirgt." Augenblicklich muss ich schmunzeln, beiße mir aber auf die Lippe.
Tris hebt mein Kinn mit zwei Fingern an, zwingt mich, ihn anzusehen, und beugt sich dann zu mir vor. Sein Mund streicht hauchzart über meinen. Und trotzdem überkommt mich eine Gänsehaut.
"Möchtest du es auch?" "W-was?", murmle ich, nicht ganz in der Lage, irgendwas zu begreifen. "Mich kennenlernen."
Verdammt, ja!
"Ich würde dich sehr gerne besser kennenzulernen, Tristan", sage ich dann lächelnd. Er zieht mich in seine Arme, zufrieden schmiege ich mich an ihm. Genieße es, ihm endlich nahe sein zu können.
Wir werden einfach von vorne anfangen. Als hätten es die letzten Wochen nicht gegeben. Die teilweise schlimmen Worte, die wir uns gegenseitig an den Kopf geworfen haben. Vergangenheit.
"Gav?" Brummend lege ich meinen Kopf an seiner Halsbeuge und atme beruhigend seinen Geruch ein. "Dieser Travis. In welcher Beziehung steht ihr zueinander?" "Er ist mein bester Freund", erwidere ich. "Und ziemlich...furchteinflößend." "Wirklich?", ich zucke mit den Achseln, "Das kommt dir womöglich nur so vor, weil du ihn nicht kennst. Er ist die treuste Seele und der wundervollste Mensch, den es auf dieser Welt gibt. Wir kennen uns schon ewig. Wir würden füreinander sterben." "Vor allem, ähm, würde er Leute für dich töten, wenn nötig", meint er dann, was mich aufhorchen lässt.
Mit einem fragenden Blick löse ich mich von ihm. "Was meinst du?" "Er hat mich angesehen, als würde er mich umbringen wollen! Und Josh auch. Was hast du ihm denn erzählt?" Das lässt mich auflachen. Die beiden haben tatsächlich Angst vor Travis? "Glaube mir, er sieht vielleicht böse aus, ist es aber nicht." "Er hat mir gedroht." "Das hast du sicherlich falsch verstanden." "Ganz bestimmt nicht. Travis will mich fertigmachen." Um ihn zu trösten, drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange, doch er schüttelt den Kopf. "Das reicht nicht." Ein Kuss auf die andere Wange. Auf die Nasenspitze. Grinsend lege ich dann meine Lippen auf seine. "Und nun?" Er seufzt, zieht mich wieder an sich, sodass ich beinahe auf seinem Schoss sitze. "Ich glaube, das scheint zu funktionieren." "Ahja?"
Ich weiß nicht, wie lange wir so dasitzen. Wir sagen nicht viel, sondern genießen nur den Moment. Bis uns schließlich die Realität wieder einholt. "Ich sollte wieder nach vorne. Der Laden ist voll, da kann ich nicht ewig wegbleiben." "Darf ich denn an der Bar bei dir sitzen?" "Ausnahmsweise. Aber auch nur, weil du du bist." Bevor wir gehen, küsst er mich nochmal kurz. Dann verlassen wir den Personalbereich und stürzen uns in die Meute.
Wir beide sind überrascht, als wir Travis und Josh an beziehungsweise hinter der Bar antreffen. Mein bester Freund sitzt mit einer Flasche Bier in der Hand vor ihm und beobachtet ihn. Ich setze mich neben ihn, während Tris an die Arbeit geht.
Ein Zeichen von ihm reicht und Josh taucht auf. "Ein Old Cuban und noch ein Bier. Kriegst du das hin, Shorty?", motzt er ihn an, woraufhin dieser mit zerknirschten Gesicht nickt und wieder verschwindet. Ich sehe kurz zu Tristan, der mir einen eindeutigen Blick zuwirft.
"Und, habt ihr alles klären können?", fragt dann Travis. Ich wende mich ihm lächelnd zu, was für ihn wohl Antwort genug ist. "Und was ist mit seiner Verlobten?" "Sie haben sich getrennt." "Wegen euch beiden?!", ruft er deutlich verärgert aus. "Beruhige dich. Sie haben von sich aus gemerkt, dass es nicht sein soll." "Das erzählt er dir. Aber weißt du es auch sicher?" "Ich vertraue ihm", erwidere ich und meine es auch so. "Nun, ich behalte ihn aber noch eine Weile im Auge. Du bist verblendet, kannst es also nicht wirklich einschätzen." "Hahaha, wie witzig du bist. Das stimmt überhaupt nicht!" "Die rosarote Brille hat jetzt Sendepause", sagt er und sieht dann nach Josh, der noch dabei ist, unsere Bestellung herzurichten, "Shorty, bewege deinen Arsch! Da ist ja meine Großmutter schneller und sie liegt im Altenheim und strickt nur noch Pullover." "Travis, sei nett", bitte ich ihn.
Mir fallen die Flaschen, die bereits vor ihm stehen, auf. Travis erträgt so einiges, ich weiß nur nicht, ob er das hier aus Genuss tut oder um Josh zu tyrannisieren.
Der Sunnyboy stellt sein Bier und meinen Cocktail vor uns hin und entschuldigt sich kleinlaut, dass es länger gedauert hat. Wir haben vielleicht zwei Minuten gewartet. Bei dem Trubel, der im Club herrscht, ist das nicht schlimm.
"Hast du irgendwas gegen Josh?", frage ich meinen Freund, der seelenruhig an seiner Flasche Bier nippt. "Man muss dem Kerl zeigen, wer hier der Boss ist."
Ein Neuanfang für Tristan und Gavin! ❤
Endlich können sie ihr Glück genießen, weil nichts mehr zwischen den beiden steht...
Und: wer hat Mitleid mit Josh? 😯😂
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The Wedding Planner [manxman] | ✔
Romance*beendet* "Du hast dich irgendwie in mein Herz geschlichen." Gavin und Tristan. Sie trafen sich in der Bar, wo Tristan nachts arbeitet, und erlebten eine heiße Nacht miteinander. Für Tristan war es ein One-Night-Stand. Redet er sich zumindest ein. ...