Detektiv Conan ~ Shin'ichi Kudô

~Chapter 9

-Shinichi Kudô as Conan Edogawa

Seufzend verließ ich mit meiner kleinen Truppe das Schulgebäude. 

Mal wieder habe ich einen halben Tag damit verschwendet, um mein gelerntes erneut zu wiederholen, damit ich es noch auswendiger beherrsche, als ich es so schon tue. 

Das einzige was ich mit diesen verschwendeten Tagen erreiche ist, dass mir erneut bewusst wird, wie sehr ich mein altes Leben zurück haben möchte, und alles dafür geben würde, wieder als Shinichi Kudô leben zu können, ohne, dass ich mich hinter einer Maske verstecken muss, ein anderes Land, eine andere Stadt beziehe, und ohne, dass es die Organisation je existiert hat. 

Doch diese Wünsche, werden höchstens in meinen Träumen wahr, falls ich mal eine Runde Schlaf finde, und diesen auch gemäß benutzen kann, ohne dass ich mit offenen Augen die schwarze Decke anstarre, und regelrecht darauf warte bis die Sonne am Himmel zu sehen ist, ohne dass ich Ran Nachts leise weinen höre. 

Würde ich nicht existieren, hätte mich das Gift damals getötet, würde sie jetzt nicht wegen mir leiden, beziehungsweise würde ich dies nicht mitbekommen .. 

Wer weiß .. 
Vielleicht hätte sie auch ein glücklicheres Leben mit jemanden, der sie auch wirklich verdient hat. 

Nicht einen, wie mich, der sie Rund um die Uhr nur verletzen kann. 
Was dacht' ich mir eigentlich dabei, dass ich ihr immer wieder sage, dass ich bald zurück komme? 

Ich weiß es doch noch nicht mal selbst, ob ich wieder eine ursprüngliche, alte Größe zurück bekomme. 

Ein leiser Seufzer entwich mir, während mein Blick auf den Boden haftete und ich den anderen still und einsam verfolgte. 
Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, dass nun hinter seinen Eltern gehen muss, weil es nicht auf sie gehört hat, und nur darauf wartet, bis die Strafe endlich eintrifft. 

Doch würde die Strafe daran etwas ändern? 

Oder würde es trotzdem so weiter gehen, wie es bis jetzt passiert ist? 

Das einzige was ich will, ist doch nur, dass alle in Sicherheit sind .. 
Dass ich keinen in Gefahr bringe .. 

Dass sie in Sicherheit ist .. 
Dass sie keiner Gefahr ausgeliefert wird .. 

Geknickt sah ich zu Boden. 
"Wieso ich .. Wieso verdiene ich kein Glück?"

Zwar nuschelte ich diese paar Wörter unbewusst, dennoch spürte ich einen Blick auf mir. Ich musste gar nicht vom Boden aufsehen, um zu wissen, dass es Ai war, die mich ansah und anscheinend nur auf eine Reaktion meiner Seite wartete, bis ich mir meine Antwort selbst gab. 

Doch darauf kann sie lange warten.
Immerhin sind das meine eigenen und ganz privaten Gedanken, die ich nun mal mit mir selbst, in meinem inneren, führe. Und das kann ihr komplett egal sein, welche Gedanken dies nun mal sind. 

Immerhin soll sie sich nicht immer und überall einmischen, wenn es um mich geht. 
Sie hat sich selbst in mein Leben eingemischt, indem sie das Gift für die schwarzen Männern erschuf, und ich es schlucken durfte. 

Danke dafür, Sherry. 

"Kommst du auch mit, zum Professor, Conan?", Ayumis Stimme ließ mich aus den Gedanken aufschrecken, und sah sie einige Sekunden erschrocken und verwirrt an, bevor ich mir ihre Worte durch den Kopf schweifen ließ. 

Ich war schon lange nicht mehr bei Professor Agasa, und wenn, dann nur als Conan oder Heiji, wenn ich mich als ihn verkleiden und ausgeben muss. 

Je länger ich damit verbrachte, in meinen Gedanken abzudriften, desto mehr Blicke spürte ich auf mir liegen, und meinen Körper nach einem ausschlagendem Detail suchen, damit sie herausfinden was passiert ist. 

Wenn sie so weiter machen, dann finden sie noch heraus dass ihr kleiner Freund, Conan Edogawa, niemals existiert hat, und ich sie Rund um die Uhr anlüge, auch nur einmal mit der Wimper zu zucken. 
Verdammt, bin ich ein schlechter Freund. 
Ein schlechter Mensch. 

"Ja, ja ich komme mit", lächelte ich sanft. 
Ich bemerkte gar nicht, wie dieser einer, kleiner Satz über meine Lippen gehuscht war. Ich hörte zwar den Satz, dennoch konnte ich mich nicht erinnern, dass ich ihn gesagt hatte. 
Es fühlt sich so an, als wäre ich nicht mehr der Herr über meinem Körper. Über meine Stimme. Über meine Entscheidungen. So, als würde ich wie an Seilen hängen, und man mich steuerte. 

Blitzschnell, wahrscheinlich nach meiner Antwort, stand Ayumi, eingehackt, neben mir, und zerrte mich wortwörtlich mit. 

Gentas und Mitzuhikos Blicke lagen auf, was mir sichtlich peinlich ist, und sich somit ein zartes Rosa auf meinen Wangen breit macht. Aber nicht nur bei mir befindet sich diese Farbe auf den Wangen, denn bei Ayumi befindet sich dies auch. 

**

Von weitem sah man das Haus vom Professor, und endlich konnte ich mich aus Ayumis Griff befreien, aber nicht ohne eine kurze Enttäuschung in ihren Augen zu erblicken. 

Tut mir leid Ayumi, aber ich fühle nicht das gleiche, wie du für mich .. 

Meine Hände waren tief in meinen Hosentaschen vergruben, mein Blick -wie schon so oft an dem Tage- zu Boden gerichtet. Erneut ging ich etwas abseits von den anderen, damit sie nicht bemerkten, wie ich stehen blieb, und mein Blick sich auf ein Haus haftete.

Meines ..

Wie lange war es schon her, dass ich es mit meiner alten Größe, mit meinem alten Leben betreten hatte ? 
Viel zu lange. 

"Conan, immer wenn wir zum Professor gehen, bleibst du vor diesem Haus stehen.. Ist mit dem Haus irgendetwas spezielles?"

Erst als Mitzuhikos Stimme zu mir durchdrang, schaffte ich es, den Blick vom Haus zu nehmen, und sah ihn an. 

Wenn er wüsste ..

"Nein, nein. Nur .. es sieht so aus, als wird es nicht mehr wirklich benutzt, ich finde das schade."

"Du musst wissen, dass Haus gehört Shinichi Kudô, diesem Oberschüler-Detektiv.."

Dass weiß ich bereits, Genta.
Dass weiß ich.. immerhin bin dass ja auch ich, gefangen in einem verdammten Kinderkörper!

"Eines Tages ist er spurlos verschwunden, ist nirgends zu finden und meldet sich kaum mehr. Nicht mal bei Ran! Dieser Hirnie, musste ja unbedingt einem Fall nachlaufen, und hat Ran im Tropical Land sitzen lassen, kannst du dir das vorstellen, Conan?

Jedenfalls, ist er an dem Tag verschwunden, und taucht nun -wie schon gesagt- nicht mehr auf. Und wenn, dann nur für eine kurze Zeit, wegen eines Falles und verschwindet wieder, bevor Ran auf ihre Fragen antworten bekommt. 

Echt unverantwortlich von ihm!"

Leicht senkte ich meinen Kopf, und schluckte.

Wie Recht du doch hast, Genta .. 

"Leute! 
Wo bleibt ihr denn? Der Professor wartet auf uns!"

Ich musste meinen Kopf nicht heben, um zu erkennen dass Ayumi nach uns schrie, und dass mich der Professor ansah. Ich spürte es, und ich wusste es. 

Als hätte man nach einem Hund gerufen, rannten die beiden Grundschüler auf sie zu. 
So ist das halt, wenn man verliebt ist. 

Man macht alles, was das Mädchen verlangt, egal wie dumm und unmöglich diese Sache sein könnte. 

Mein Blick schweifte erneut über das Haus.

Dort werde ich wohl nie wieder Leben können .. 
Und wenn, dann nur als Conan Edogawa .. 

"Na komm, Ai. 
Der Professor und die Kinder warten auf uns ..", meine Worte waren nicht mehr als ein geknicktes Hauchen, und erneut konnte ich mich nicht daran erinnern, dass ich diese Wörter aussprach. 
___________

x8.Dezember2018