>20<

835 46 5
                                    

Doch als Jimin keine Anwort erhält, beschleicht ihn die Angst, dass Suga trotzdem abgehauen ist. Als er aber ins Wohnzimmer kommt, sieht er Suga. Zusammengekauert und zitternd in der Ecke zwischen den zwei Sofas.

"Suga?! Oh mein Gott!! Was ist passiert?" ruft Jimin entsetzt und stürmt auf ihn zu.

"Suga? Komm schon, sag etwas" fordert Jimin den Hybriden hysterisch auf. 

Neben dem zitternden Häufchen kniend, überlegt der Orangehaarige fieberhaft, wie er Suga helfen kann. Trotz der offensichtlichen Aufforderung, gelangt über Sugas Lippen keine einzige Ton. Einzig und allein sein Katzenschwanz zuckt hektisch hin und her und lässt die innere Unruhe nach außen. 

"Was ist passiert?" fragt Jimin deutlich einfühlsamer noch einmal nach, nach dem er mehrere Male tief ein und ausgeatmet hat. Vorsichtig legt er seine Hand auf den Stoff des Pullies, der Sugas Rücken bedeckt und macht beruhigende Kreisbewegungen. Jedoch erzielt dies genau den gegenteiligen Effekt. Suga zuckt heftig zusammen und ein leises, gequältes Wimmern entkommt ihm. 

"Hey, alles gut. Du bist hier doch in Sicherheit. Ich beschütze dich. Hier wird dir keiner etwas tun. Komm, setzt dich auf" redet Jimin mit sanfter Stimme auf Suga ein.

Doch Suga rührt sich nicht. Einzig allein sein Kopf hebt er leicht an und blickt Jimin mit schmerzerfüllten Augen an. 

"W-was ist passiert? Erzähl es mir" flüstert Jimin leise mit erstickter Stimme. 

Von den Erinnerungen, was ihm noch vor ein paar Stunden passiert ist überflutet ändert sich Sugas Ausdruck von purer Verzweiflung in komplette Panik. Heftig fängt er wieder an zu zittern, obwohl er seit Jimins Gerede aufgehört hatte. 

"Schon gut! D-du musst nichts sagen. Aber bitte setz dich wenigstens auf die Couch, dort ist es bequemer und ich kann dich besser trösten." versucht Jimin Suga sofort wieder zu beruhigen. 

Jedoch schlägt auch dies gewaltig fehl. Suga schlingt seinen Katzenschwanz fest um seinen Bauch und legt seine Öhrchen ganz nah an seinen Kopf an. Jedoch gehen die Öhrchen in dem Wirrwarr von Haaren sowieso unter, da diese in allen Richtungen abstehen. Trotzdem fällt keine Silbe über Sugas Lippen, nur ein leises, gequältes Wimmer verlässt seinen Mund.

"Ok, schon gut. Tut mir leid. Du musst nicht aufstehen oder so. Sag mir einfach, wie ich dich beruhigen kann, ja. Ich will dir helfen! Bitte, lass mich dir helfen! Ich will dir wirklich nur Gutes! I-ich weiß nur nicht, was ich tun soll. Sag mir, was ich tun soll, damit es dir besser geht! Bitte, Suga" fleht Jimin Suga an und sieht ihn verzweifelt an. Er will ihm unbedingt helfen. Er kann es nicht mit ansehen, wie sehr Suga leiden muss.

Einige Sekunden lang starrt Suga unsicher und verzweifelt in Jimins Augen, bis er schließlich langsam nickt. Während Jimins Rede hat sein Zittern aufgehört und auch seine Ohren haben sich wieder interessiert aufgestellt. Hoffnungsvoll blickt der Orangehaarige zurück und hält Suga seine Hand hin, um ihn aufzuhelfen. Wieder starrt Suga minutenlang einfach nur die Hand an, bevor er schließlich zögerlich seine eigene hebt und sie stockend in Jimins legt. 

Aufmunternd lächelnd hilft Jimin Suga hoch und führt ihn langsam in sein Zimmer. Vorsichtig legt der Orangehaarige einen Arm um seine Schultern, um ihm einen besseren Halt zu geben. Zwar zuckt Suga heftig zusammen, unternimmt aber sonst keinen Versuch den Arm abzuschütteln. Jimin fragt sich insgeheim besorgt, ob Suga die Berührung nur zu lässt, da er keine Kraft mehr hat, um sich dagegen zu wehren oder weil er den Halt wirklich braucht und Jimin so weit vertraut, dass er weiß, dass er den Halt in Jimin findet. Er hofft auf Letzteres, aber kann sich das bei Sugas herzzerreißenden Zustand nicht wirklich vorstellen. 

Sugas stumpfe, ausdruckslosen Augen machen Jimin besonders Sorgen. Was ist bitte in der Zwischenzeit passiert? Was hat den Kleinen nur so gebrochen? Nicht einmal als er Suga das erste Mal gesehen hat, hatten seine Augen diesen Ausdruck. Dort war immer noch dieser kleiner Schimmer zu sehen, der zeigte, dass der Hybrid noch nicht komplett aufgegeben hatte, noch nicht ganz die Hoffnung verloren hatte. Anderes als jetzt. Jetzt sind Sugas Augen einfach nur Leer und ohne Hoffnung. 

Im Zimmer angekommen, lässt Jimin Suga aufs Bett gleiten, wo sich dieser ohne Widerstand einfach hinlegt und einrollt. Ohne irgendetwas zu sagen oder zu tun. Suga starrt einfach nur teilnahmslos gerade aus und merkt gar nicht richtig was um ihn herum alles passiert. 

Er ist immer noch gefangen in seinen Erinnerungen, die immer wieder das Geschehene abspielen. Dadurch aufgewühlt, mischen sich alte Erinnerungen auch noch unter die Neuen und lassen den Neko umso mutloser und kraftloser zurück. 

Jimin hat Sugas Hand immer noch nicht losgelassen. Er kann einfach nicht. Irgendetwas hält ihn davon ab. Er kann Suga jetzt einfach nicht alleine lassen. Nicht wenn es diesem so offensichtlich miserabel geht. Wenn er doch nur den Grund dafür wüsste, dann könnte er ihm helfen. Dann wüsste er was er tun müsste und er muss etwas tun. Da war er sich ganz sicher!

Delicate Trust || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt