16//Regen

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46. Jacobs Sicht

Ich war irgendwie wach und lag im Halbschlaf in meinem Bett, als mein Handy klingelte. Mit geschlossenen Augen griff ich nach meinem iPhone. Luna hatte mir eine Nachricht geschickt. „Lust auf einen Kaffee?" Las ich mit einem einzigen halbwachen Auge die Kurznachricht. Am liebsten wäre ich noch barfuß im Pyjama zu ihr nach unten gegangen und hätte mich zu ihr ins Bett geschmiegt. Auf meinen Lippen lag unmittelbar ein Lächeln. Geschmeichelt kratzte ich mich am Kopf und stand schließlich auf. Was sollte ich ihr nur schreiben? Ich musste das unbedingt mit Julie klären. Langsam wurde es unfair zwischen uns, denn sie hatte mir mittlerweile schon eine Nachricht geschickt, dass sie ihre Sachen haben wollte. Mein Kopf aber war nur noch bei Luna und ich wollte unbedingt Zeit alleine mit ihr verbringen. Sie hatte mir zu spüren gegeben, dass sie keine Frau war die man einfach erobern konnte sondern wenn man Luna an seiner Seite wissen wollte, dann musste man um sie kämpfen. Wenn ich an Luna dachte, beschleunigte sich mein Herzschlag für ein paar Takte und diese dämlichen Schmetterlinge in meiner Magengegend versuchte ich schon seit Tagen zu ignorieren. Doch sie waren nun einmal da und das zeigte mir, dass meine Entscheidung mit Julie irgendwie Schluß zu machen richtig war, also fischte ich nach meinem Handy. „Kann ich erst noch duschen?" Schrieb ich ihr. „Klar... Meld dich!" Schrieb sie mir zurück, ich zog mich aus, ging duschen und machte mich fertig. Nach einer halben Stunde ging ich nach unten und Christian schien immer noch zu schlafen. Es war auch noch nicht sonderlich spät, als ich bei Luna klopfte. Die junge Frau machte mir auf, nervös schaute ich zu Boden. Als sie mir ins Blickfeld kam, trug sie schwarze Overknee-Strümpfe, die ihr knapp bis übers Knie reichten. Dazu trug sie derbe braune Lederstiefel. Dann kam dieses unwiderstehliche nackte Stück Oberschenkel. Dazu hatte sie einen karamellfarbenen Pullover -  dieser hatte so einen weiten Ausschnitt, dass er ihre nackte Schulter entblößte. Sie sah ehrlich gesagt zum Anbeißen aus, was ich aber versuchte zu ignorieren. „Komm rein!" Bot sie mir an und ich folgte ihr in ihr Zimmer. Als ich das hohe Bett mit dem cognacfarbenen Lederteil sah, kamen mir unanständige Dinge in den Kopf. Ich stand im Türrahmen und blickte Luna genau auf den wohlgeformten Hintern. Wie gerne hätte ich sie einfach aufs Bett gehoben und ihren Pullover nach oben geschoben. Einen Augenblick fragte ich mich welche Art von Unterwäsche die junge Frau wohl trug. Wenn ich nur daran dachte, wie sie vor mir hocken würde, jagte mir hunderte zeitgleiche Schauer über den Rücken. „Wollen wir keinen Kaffee trinken gehen?" Fragte ich sie, um mich von dem Gedanken abzulenken wie ich mit meinem Kopf zwischen ihren Schenkeln verschwand. „Ich wollte nur meine Tasche holen!" Sagte sie und streckte mir niedlich die Zunge entgegen. Sie schnappte sich einen Schal und wir gingen zu meinem Wangen. „Wo willst du hin?" Fragte ich sie, als wir zu meinem Wagen gingen. „Keine Ahnung, vielleicht in der Hermannstraße?" Fragte sie mich. „Ist dass das am Phönixsee?" Wir wohnten nicht weit von dort. Allerdings war da immer eine Menge los. Ich wollte lieber ungestört und alleine mit ihr sein. Mir gefiel der Gedanke einfach nicht mit hunderten Menschen ständig gestört zu werden. „Da versteht man doch sein eigens Wort nicht..." Brummte ich. „Außerdem ist schönes Wetter." Fügte ich hinzu. „Dann such dir.... such du dir was aus!" Schmollte sie. „Lass dich überraschen." Versicherte ich ihr und wir fuhren ein paar Meter, als mir ein Lokal auswärts von Dortmund einfiel. Dort war es schön ablegen und ruhig. Es war ein typisches Ausflugslokal. Die großen Fenster luden zum verweilen ein und man konnte herrlich in der Sonne sitzen ohne zu frieren. Also fuhren wir die paar Kilometer. Luna erzählte mir von ihren Eindrücken vom gestrigen Derby und ich freute mich mehr über den Sieg, als ich das gestern Abend getan hatte. Als wir endlich in dem Café angekommen waren, gingen wir wie magisch angezogen zu dem großen Fenster im hinteren Bereich. Luna setzte sich mir gegenüber. In diesem Moment gab es nur sie und mich. Sie hatte diese Aura an sich, die mich zum schwärmen brachte. Ich wollte mit ihr ins Kino, oder sonst irgendwas mit ihr unternehmen und ich wollte nur noch alleine mit ihr sein. Ich fragte mich inständig wie sie es schaffte mir so den Kopf zu verdrehen. Luna bestellte sich einen Kaffee und ich mir ein Wasser. „Wie kommt es, dass du was trinken wolltest?" Fragte ich sie lässig, lehnte mich in den Sessel und schaute ihr in die hübschen Augen. „Nun ich dachte heute Mal sportfrei?" Lächelte sie mich an und strich sich ihre braunen Haare lässig hinters Ohr. Ich machte es mir bequem, während Luna ihre Beine überschlug. Dabei kam sie gegen mein Schienenbein. „Tut mir leid!" Sagte sie und legte kurz ihre Hand auf mein Knie. Dabei schaute ich auf ihre schlanken Finger und legte schließlich meine Hand kurz auf die ihre. Da war es wieder, dieses Knistern, diese Anziehung zwischen uns. Ich gab es nur ungern zu, aber ich war verrückt nach ihr. Ich konnte mir vorstellen mein gesamtes Leben für sie auf den Kopf zu stellen. Ihr Telefon klingelte und vor lauter schlechtem Gewissen zuckte ich zusammen. „Sorry!" Sagte sie und schaute auf ihr iPhone. Über ihre Lippen huschte ein kurzes, verlegenes Schmunzeln. Sie hatte schon wieder Geheimnisse, an denen sie mich nicht teilhaben lassen wollte. Ich dachte an diesen dämlichen Polizisten, der ihr noch vor ein paar Tagen Angst gemacht hatte. Doch so schlau war Luna, sich weiter von ihm fern zu halten. Warum zum Teufel war ich eigentlich eifersüchtig? Ich hatte kein Anrecht darauf, doch das machte es für mich nicht besser. Ich seufzte. „Ist alles okay?" Fragte sie mich, legte den Kopf schief und schaute mir direkt in die Augen. „Ja klar..." Brummte ich. „Wo bist du mit deinen Gedanken?" „Ein wenig Heimweh." Gab ich zu. Mittlerweile war es die Universalausrede, um nicht über meine wahren Gefühle zu sprechen. Dies funktionierte im übrigen auch hervorragend bei Julie. „Ich bin froh, dass ich nicht zuhause bin!" Gab sie zu und überraschte mich aufs neue. „Ich bin die Kleinste, da ist es schwierig!" Ich lachte, es war so herrlich naiv und das obwohl es zu der toughen jungen Frau gar nicht passte. „Dich würde ich auch nicht einfach aus dem Haus gehen lassen!" Sagte ich liebevoll zu ihr. Luna wurde verlegen und genau da wollte ich sie haben. Jetzt hieß es nur noch flirten. Ich lehnte mich mit dem Kopf gegen die Scheibe und visierte sie an. Dabei ließ ich sie erzählen. Sie regte sich niedlich künstlich auf und erzählte von ihren älteren Brüdern, doch sie hätte mir auch vom ihrem Zahnarzt erzählen können. In diesem Moment war es mir ganz gleich und ich verlor mich in ihren großen grünen Augen, während sie niedlich vor sich hinplapperte. Uns wurde der Kaffee gebracht und nun ich konnte mich an dem Glas Wasser festhalten. Es war besser, als Luna einfach ungefragt anzufassen, auch wenn ich mich verdammt danach sehnte. Ich hatte die Lippen geschlossen und beobachtete, jede ihrer Bewegungen. Dabei hatte ich meine Hand an mein Kinn gelehnt und spielte nervös mit meiner Unterlippe herum. Sollte ich ihr sagen, das ich eine Freundin hatte? Ich wollte sie nicht länger anlügen. Ich wollte ihr sagen, wie gerne ich Zeit mit ihr verbringen wollte und vielleicht sogar wie gern ich sie hatte...

Neighbours  // Christian Pulisic & Jacob Bruun LarsenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt