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Malfoy war nie sonderlich gut mit den Emotionen anderer gewesen. Er war als Einzelkind im riesigen Manor aufgewachsen und hatte fast nur Kontakt zu anderen Kindern gehabt wenn er mit seinen Eltern auf einer dieser versteiften Feiern war. So hatte er nie wirklich den Umgang und das Verständnis für andere Menschen gelernt, aber er hatte es auch nie nötig gehabt.
Nur ob ein Mädchen leicht rumzukriegen war oder nicht hatte er immer schnell erkannt.
Was Harry nun dachte erkannte er nicht.
Man hätte ihn fast naiv nennen können, so hoffnungsvoll wie er zu dem Lockenschopf schaute, während er eine weitere Erinnerung in das Denkarium gleiten ließ.

Draco trug ein Glas seines Trankes vor sich her.
Der Trank war tief schwarz, so schwarz, dass man sich darin spiegeln konnte und er schwappte trotz der Bewegung nicht einen Millimeter.

Malfoy stellte das Glas auf dem riesigen Esstisch im Manor ab und tippte zweimal sachte dagegen.
Umgehend verwandelte sich die Flüssigkeit in Wein, aber er schien nicht zufrieden zu sein, tippte erneute zweimal dagegen und der Wein würde zum Kürbissaft.

Nun schlenderte der Slytherin in die große, dunkle Eingangshalle, die pompöse Treppe hinauf und einen langen Korridor entlang, ehe er auf den ersten Hauselfen traf.
Er schien sein Testobjekt wohl durch Zufall aussuchen zu wollen, da er nach keinem bestimmten Elfen gesucht hatte.

"Guten Tag, Sir", grüßte der Hauself unterwürfig.

"Hey du, du machst gute Arbeit. In der Küche hab ich ein Glas Kürbissaft stehen lassen, wenn du willst, kannst du es trinken", Draco redete in der freundlichsten Stimme die er fälschen konnte.

"Oh vielen Dank mein Herr, vielen Dank. Womit habe ich das nur verdient"

Der Hauself verschwand, Draco seufzte und ließ sich an der Wand sinken. Da bekam er wohl Gewissensbisse, dachte Harry.

Ein gellender Schrei schreckte den Slytherin, und auch Harry, auf und er rannte sofort in Richtung Küche.

Der Hauself von eben war da, das Glas Kürbissaft war auch, doch angetrunken und außerdem: Narzissa.
Die schöne Narzissa Malfoy lag mit dem Gesicht auf den kalten, dunklen Dielen.

"Mom", krächzte Malfoy, es kam kaum ein Ton aus seiner Kehle als er zu ihr hetzte und auf die Knie fiel.

Behutsam drehte er den schlaffen Körper herum und nahm seine tote Mutter in die Arme. Ihr schönes Gesicht sah schrecklich aus, entstellt, wie Harry es schon am Tatort gesehen hatte.

Leises, klägliches Schluchzen war zu hören und auch Harry war zum heulen zu Mute.

Erst eine Ewigkeit später erhob sich der Blonde wieder, den schlaffen Körper in den Armen und trug seine Mutter ins Schlafzimmer.
Er legte sie vorsichtig, als könnte ihr noch etwas passieren, ins das gigantische Himmelbett, küsste ihre Stirn und wandte sich dann ab.

Als er den kleinen Hauself in der Türe entdeckt verlor er die Fassung, schrie ihn an und trat nach ihm, befahl ihm dann sein Labor zu vernichten.

Er ging in die Küche zurück, las das Glas auf und starrte eine Weile hinein, Harry war beinahe überzeugt er würde daraus trinken, selbst wo er wusste, dass Draco noch lebte.
Aber er trank nicht, er nahm das Glas, ging in die Küche, schüttete den kostbaren Trank in den Abfluss, wusch es aus und stelle es ins Regal zurück.
Ging dann zur Vitrine mit dem Alkohol, stand eine Weile davor und ging weiter.
Setzte sich wieder an den Tisch und starrte ins Nichts.
Er schluchzte nicht mal mehr, er wimmerte nicht oder schrie, er gab keinen Ton von sich und wartete Stunden bis sein Vater nach Hause kam.

Er kam und rief nach seiner Frau, die sonst in irgendeinem Saloon saß und las, oder die Kunst im Haus neu arrangierte, oder eine Freundin eingeladen hatte.
Er ging nach oben, in das Schlafzimmer und Draco folgte ihm wortlos.

K I L L E R [drarry fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt