Kapitel 3

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Eine halbe Stunde später war Frau Reckling dann allerdings doch da. Leider.
Somit betraten wir den Klassenraum und hielten sofort wieder inne. An der Tafel prangte in schnörkeligen Buchstaben und schiefen Linien ein Sitzplan. Angespannt suchte ich nach meinem Namen. Doch zu meinem Pech saß ich nicht neben Patrick, aber auch nicht neben Micha. Rechts von meinem Namen stand Maurice geschrieben. Also nahm ich neben ihm Platz und war innerlich dankbar, dass es nicht Lola oder Kristin war.
"Lang nicht gesehen.", begrüßte mich der blonde Junge lächelnd.
Ich nickte nur und ließ mich auf den Stuhl fallen. Mit den Augen suchte ich den Raum nach Patrick und Micha ab und entdeckte sie auch schnell. Sie saßen etwas weiter hinten. Neben einander. Sehnsüchtig blickte ich zu ihnen und Micha sah mich mitleidig an. Doch als er meinen Sitzpartner bemerkte, hätte er wohl noch lieber mit mir getauscht.
Auch wenn Micha es noch nicht akzeptieren wollte, ich wusste, dass er Maurice mehr als interessant fand.
Doch da gab es etwas, was mich im Moment mehr interessierte...
"Also...woher kennst du Patrick eigentlich?", fragte ich den Blonden neben mir.
"Wir waren auf einer Grundschule, aber dann sind wir umgezogen. Also blieb uns nur der Kontakt über's Handy und hin und wieder ein Treffen.", erzählte er alles begeistert über mein Interesse.
"Und jetzt seid ihr zurückgezogen?", hakte ich nach.
"Jap.", grinste er. Sympathisch war er allemal. Das ließ sich nicht bestreiten.

Die Tage vergingen und auch wenn ich mich mit Maurice im Unterricht ganz gut verstand, hatte ich mit ihm außerhalb des Klassenraumes keinen Kontakt, geschweige denn mit Patrick.
Außerdem versuchte ich immer noch, Micha vor Augen zu führen, dass er Maurice ziemlich dolle mochte für einen Fremden, denn er verliebte sich, ohne es zu merken, Tag für Tag mehr in ihn. Das sah ich. Und wann immer er konnte lenkte er das Gesprächsthema auf den blonden Jungen.
"Manu?", rief jemand. Ich schreckte augenblicklich von meinem Platz hoch. Es war Michael, der mich gerufen hatte. Der Klassenraum war leer. Wann hatte es denn geklingelt?
"Ich geh schon mal zum Essen. Kommst du nach?", fragte er mich und deutete dabei auf meine Tischhälfte, auf welcher sich meine Schulsachen willkürlich verteilt befanden. "Äh...klar.", antwortete ich noch etwas neben der Spur.
Dann verschwand mein bester Freund und ich räumte meinen Kram in meinen Rucksack. Gerade als ich gehen wollte, steckte Frau Reckling ihren Kopf in den Raum und erblickte die Tafel und den Boden.
"So kann das hier aber nicht bleiben. Manuel, mach bitte noch etwas sauber bevor du gehst. Ist ja sonst keiner mehr da.", damit verschwand sie. Genervt seufzte ich auf. Ich ließ meinen Rucksack wieder von meinem Rücken gleiten und fing an, die Tafel ab zu wischen. Kaum war ich damit fertig, nahm ich mir den Boden vor.
Einige Mädchen hatten sich wohl wieder im Unterricht Zettel geschrieben und diese nicht ordnungsgemäß entsorgt. Gott, Putzfrauen in Schulen taten mir manchmal wirklich Leid. Teenager können so rücksichtslos sein. Ich sammelte die zerknüllten Papierstücke ein, doch bei einem stockte ich. Ich erkannte ein paar Zahlen. Neugierig faltete ich das Papier auseinander. Es war eine Telefonnummer.
"Hey.", sagte plötzlich eine Person.
Ich zuckte zusammen und steckte schnell den Zettel in meine Jackentasche. Im Türrahmen lehnte niemand anderes als der Junge meiner Träume. Arme verschränkt, ein Bein auf dem Boden, eins am Rahmen, ein Lächeln auf den Lippen, ein braunes Augenpaar, das mich musterte. Mein Atem stockte. Warum musste er so verdammt gut aussehen?

Kürbisköpfe || KürbisTumor FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt