Kapitel 5

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Die Zeit von Montag bis Freitag war noch nie so langsam vergangen und ich hatte mich noch nie so auf's Nachsitzen gefreut. Eigentlich hatte ich mich noch nie auf's Nachsitzen gefreut. Das musste ich ja bisher auch nie. Als es nun jedoch endlich Freitagnachmittag war und Herr Friedmann den dritten Block beendete, sieben Minuten nach der Klingel wohlgemerkt, denn der Lehrer beendet die Stunde, stieg mein Puls langsam an. In der Mittagspause konnte ich kaum etwas essen und wurde von Minute zu Minute aufgeregter. "Was bist du denn so hibbelig?", fragte mich Micha schließlich, als er mein Gezappel nicht mehr unkommentiert lassen konnte, "Ich dachte, du sollst nachsitzen. Du scheinst allerdings ziemlich vorfreudig." "Ich muss ja nicht alleine nachsitzen.", sagte ich etwas schüchtern, "Patrick ja auch...".
"Was? Und das erzählst du mir erst jetzt?", meinte Michael empört.
"Du könntest ja Maurice fragen, ob er sich mit dir treffen will. Wo Patrick doch nun beschäftigt ist.", zwinkerte ich ihm zu. Micha lief etwas rot an. "Kommt das nicht komisch rüber?", fragte er zögerlich. "Nein. Na los. Da vorne sitzen sie.",  sagte ich und zeigte mit dem Kopf in Richtung des Tisches, an dem unsere Mitschüler saßen. Genau in dem Moment drehte sich natürlich Patrick um und sah, dass ich in seine Richtung schaute. Nun hat nicht nur Micha einen Rotschimmer im Gesicht, dachte ich. Und dem war anscheinend auch so, denn Patrick fing an zu grinsen, während ich verlegen meinen Blick abwandte.
"Ach, Manu...", meinte Micha seufzend, "Wir haben's nicht leicht."
Ich lächelte. "Aber leicht hat's uns."

Wenig später begab ich mich dann zum Raum 106, um dort vor der verschlossenen Tür zu warten. Kaum eine Minute danach gesellte sich Patrick auch schon zu mir. "Na? Bereit für unsere Bestrafung?", fragte er mich und wackelte mit den Augenbrauen. Ich schluckte. "Hmhm.", gab ich von mir.
Mit etwas Verspätung, wie immer, traf Frau Reckling nach ein paar Minuten auch ein und verkündete sogleich unsere Strafe: "Ihr werdet den Schulgarten etwas auf Vordermann bringen.".
Somit begaben wir uns nach draußen und fingen an, Unkraut zu zupfen und zu gießen. Der Schulgarten war bescheiden. Ein paar Blumen und an der Wand jeweils eine Reihe Gurken und Tomaten. Außerdem noch ein Kürbisfeld, was wohl den meisten Platz einnahm.
Patrick war gerade dabei die Kürbisse zu bewässern, als ich über eine Hacke stolperte und ausgerechnet gegen ihn fiel. Dabei stürzte er kopfüber ins Beet. Ich stand sofort wieder auf. Weh getan hatte ich mir nicht, doch was war mit Patrick? Ich hob den Blick und bekam einen Lachanfall. Patrick war mit dem Kopf in einem schon etwas älteren, matschigen Kürbis gelandet. Dieser blieb aber gleich dort wo er war und so steckte Patricks obere Kopfhälfte nun in einem Kürbis. An seiner Wange und seinem Hals lief Kürbismatsch entlang. Am liebsten hätte ich ein Foto gemacht. Zur Erinnerung und damit ich später nochmal über diesen Anblick lachen könnte. Patrick hingegen lachte nicht. Er hob die orange Masse etwas an, sodass er darunter hervor gucken konnte. Augenblicklich hörte ich auf zu lachen, dafür fing er damit an. Lauthals. "Hätte nicht gedacht, dass mir sowas beim Nachsitzen passieren könnte." "Kürbiskopf.", kicherte ich.
"Was hast du gesagt?", grinsend kam er auf mich zu. "N-nichts...", sagte ich schnell. "Natürlich.", meinte er und hob den Kürbis von seinem Kopf runter, nur um ihn dann auf meinem zu platzieren. "Hey!", schrie ich empört, doch er legte mir einen Finger auf die Lippen. Ich errötete leicht. "Jetzt sind wir beide Kürbisköpfe.", flüsterte Patrick.

Kürbisköpfe || KürbisTumor FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt