Kapitel 15

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Immer noch Patrick.

Eine Woche...tausende Gedanken rasten durch meinen Kopf. Ich konnte nicht innerhalb einer Woche jemanden finden, um meine Freundin zu spielen oder? Und wie sollte ich das Manu erklären? Manu...Manu! Oh Gott, er würde garantiert nicht begeistert sein. Wie sollte ich ihm das nur beibringen? Kein Schauspiel...Freddie erwartete wohl Geturtel und sowas. Ich hatte schon feste Freundinnen gehabt, aber nach Manu hatte ich das Gefühl, ich würde nie wieder ein Mädchen küssen wollen. Eigentlich wollte ich nur Manu küssen...aber um ihn, unsere Beziehung und einen meiner besten Freunde zu beschützen, musste ich wohl ein Mädchen küssen...ein Schauer lief mir bei diesem Gedanken über den Rücken. Wäre es ein Junge, würde ich wahrscheinlich genauso reagieren. Außer bei Manu natürlich.
"Patrick...?", ertönte es hinter mir. Blitzschnell drehte ich mich um und blickte in die grünen Augen meines Freundes. "Alles okay...?", fragte er zögerlich. Hunderte Sätze rasten mir durch den Kopf. Millionen Antworten, die ich ihm hätte geben können, doch für die, die ich wählte, könnte ich mir heute noch in den Hintern treten.
"Manu, es tut mir Leid. Was auch immer in den nächsten Tagen passiert, ich liebe dich. Aber ich muss etwas tun für dich und für uns. Es wird alles gut, versprochen."
Schon drückte ich ihm einen Kuss auf die Stirn und rannte davon. Wohin? Der Unterricht war vorbei, also lief ich zu Brinker's. Eine ziemlich dumme Entscheidung. Es war eine Bar mit lascher Kontrolle von Minderjährigen und ich dachte, Alkohol würde mir helfen, klar zu denken. Als ich den Laden betrat, schlug mir Schweißgeruch entgegen. Die Lichter schienen grell und ich schlängelte mich zwischen den Leuten hindurch zur Theke. Doch als ich darauf wartete, meine Bestellung aufzugeben, tippte mir jemand auf die Schulter.
"Was tust du hier?", fragte das Mädchen. Ihre braunen Haare fettig und zerzaust, ihr Versuch, Make-Up aufzutragen, offensichtlich gescheitert, ihre Augenringe fast wie abgestimmt auf ihre dunklen Augen. Alles in allem sah sie ziemlich fertig aus, doch sie kam mir ungemein bekannt vor. "Wo ist Manu?", lautete ihre nächste Frage. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war das Mädchen, dass Manuel ein Alibi verschafft hatte, als diese ganze Brian-Geschichte schiefgegangen war. Als könnte sie meine Gedanken lesen fuhr sie fort mit: "Alkohol hilft auch nicht. Sonst wäre ich schon lange nicht mehr nüchtern, glaub' mir.".
"Hast du etwa auch Probleme?" Das kam abwertender rüber, als ich es wollte. Innerlich betete ich, sie würde es mir nicht übel nehmen.
"Könnte man so sagen. Aber fangen wir mit deinen an. Komm mit."
Sie zog mich mit sich in eine etwas abgelegenere Sitzecke und zwang mich, die ganze Geschichte zu erzählen. "Scheiße...", flüsterte sie und durch die laute Musik, hätte ich sie fast nicht gehört. "Und was machst du hier?", fragte ich etwas neugierig und auf einen Themawechsel hoffend.
"Hmm. Ich dachte, wenn ich unter Leute komme, hilft das vielleicht. Hat's aber nicht. Schätze es ist nur fair, wenn ich dir nach deiner Story auch meine erzähle, was?" Selbstverständlich nickte ich sofort. Sie seufzte und fing an zu berichten. "Also...vor ein paar Wochen haben wir doch diesen neuen Schüler bekommen, richtig? Dan. Vor ein paar Tagen in der Mittagspause haben mich Lola und Kristin beiseite genommen und mir gedroht...Dan ist wohl angeblich in mich verschossen." "Wirklich? Und du? Magst du ihn auch?", erwiderte ich gespannt. Etwas Ablenkung von meinem Liebesleben konnte ich gerade wirklich gebrauchen.
"Nein. Das Problem ist, Kristin schon. Sie meint, wenn ich es nicht schaffe, dass er nicht mehr an mir interessiert ist, erzählt sie allen etwas über mich..." "Was will sie denn über doch verbreiten?" Meine Neugier stieg mit jedem Satz aus ihrem Mund. "Dass ich mit einigen Jungs aus der Klasse über uns geschlafen habe. Sie will mich als Schlampe darstellen.", schoss es aus ihr heraus. Sie versuchte, ihre Wut zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht besonders gut. "Stimmt das denn?", fragte ich und hätte mich im nächsten Moment ohrfeigen können. "Nein! Natürlich nicht!", rief die Braunhaarige empört und wütend, doch beruhigte sich sogleich wieder etwas und fuhr fort, "Ich habe schon so viel versucht, um ihn loszuwerden. Ich hab mich widerwärtig beim Essen und auch im Unterricht aufgeführt, wann immer er zu mir geguckt hat, ich war gehässig zu ihm, hab ihn ignoriert. Nichts hat funktioniert!", sie pausierte kurz, "Aber du könntest meine Rettung sein, Patrick!" Ich schreckte leicht hoch. "Ich?", fragte ich verwirrt. "Pass auf.", begann sie, "Du brauchst eine Freundin, ich muss 'nen Typen loswerden. Wenn wir spielen, ein Paar zu sein, ist das eine Win-Win-Situation." Mir stockte der Atem. "Wir? Ein Paar?", stammelte ich leicht überfordert. "Genau! Du bist der beliebteste Junge des Jahrgangs und ich, naja, nicht das hässlichste Entlein im Teich, sagen wir's so. Wir können es zumindest probieren."
Ich glaube, das war der Tag, an dem ich die meisten dummen Entscheidungen meines Lebens getroffen habe, aber eine mehr oder weniger machte zu diesem Zeitpunkt für mich auch keinen Unterschied mehr, also sagte ich: "Deal.".

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