Kapitel 11

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Wir streiften händchenhaltend durch die leeren Gänge. "Meinst du, wir finden einen offenen Raum?", fragte Patrick mich nach einigem Suchen. "Weiß nicht...", antwortete ich. "Dann müssen wir wohl im Flur schlafen.", grinste er. Mein Herz hüpfte kurz. Wir würden die Nacht zusammen verbringen. Zusammen schlafen. Ich drückte unbewusst Patricks Hand stärker. "Alles okay?", fragte er und ich hörte Besorgnis in seiner Stimme. "Ging mir nie besser.", lächelte ich. Da grinste er wieder. "Gut. Dann bin ich immerhin nicht der Einzige."
Wie schaffte es dieser Junge nur immer wieder, mich so zum Strahlen zu bringen? Als wir an der nächsten Tür angekommen waren, drückte ich die Klinke runter, wie die 20 Male zuvor auch, und siehe da, sie öffnete sich! "Endlich!", rief Patrick glücklich und wir betraten den Raum. Es war ein Englischraum und an den Wänden hingen überall Karten und Poster. "Guess we're gonna stay here for the night.", sagte ich grinsend. "You're damn right.", erwiderte Patrick und lachte. Wir breiteten unsere Jacken in einer freien Ecke aus und stellten unsere Taschen neben unser 'Lager'.
"Hast du Hunger?", fragte Patrick mich, nachdem wir uns eingerichtet hatten. Ich nickte. Ich hatte schon seit Stunden nichts mehr gegessen. Wir suchten also zusammen, was wir in unseren Taschen noch essbares fanden. Das Endergebnis waren eine Packung Kaugummis, ein Apfel, eine Tüte Gummibärchen und ein Schokoriegel. "Nicht viel, aber besser als nichts.", sagte Patrick als wir Alles auf einem Tisch versammelt hatten.
Nachdem wir gegessen hatten war es bereits kurz vor 8 Uhr. Hatten wir wirklich so lange gebraucht um diesen Raum zu finden oder war es das in der Toilette gewesen, was so lange gedauert hatte? "Bist du müde?", fragte ich Patrick. Er nickte und erwiderte: "War ein ziemlich ereignisreicher Tag. Gehen wir schlafen?" Wir? Er hatte wir gesagt! Mein Herz machte einen Sprung. Hastig nickte ich. Patrick legte sich auf die Jacken und sah mich auffordernd an. "Soll ich...", begann ich, doch wusste nicht, wie ich diesen Satz weiter führen sollte. "Jetzt komm schon her.", grinste er und klopfte mit der Hand direkt neben sich. "O-ok...", antwortete ich verlegen und kroch auf die Jacken. Wenige Sekunden später lag ich nur wenige Zentimeter von Patrick entfernt. Mein Herz hatte noch nie so schnell geschlagen. "Manu..." Patrick sah mir tief in die Augen. Ich war nicht in der Lage, zu antworten. "Kannst...kannst du noch etwas näher kommen? Es ist ziemlich kalt hier so ohne Heizung...", fragte er verlegen. Ich überlegte nicht lange und rutschte noch mehr an ihn ran. Zwischen unseren Gesichtern waren nur höchstens 3 cm. Sollte ich ihn küssen? Ich wollte es so sehr. Mehr alles andere. Aber wollte er es auch? "Manu...ich...ich muss dir etwas beichten." Leicht verängstigt vor dem Folgendem, aber dennoch neugierig sah ich ihn an. "Ich bin Brian." Ich erstarrte. Es war, als würde die Zeit stehen bleiben. "Ich...wollte herausfinden, ob du...mich magst.", fuhr er fort. Ob ich ihn mag? Natürlich mag ich ihn! Aber er hatte mich angelogen. "Es tut mir Leid, dass ich dich deswegen belogen habe. Ich hatte nur Angst, du würdest...meine Gefühle nicht erwidern." Seine Gefühle? Sollte das etwa heißen...
"Manu, ich liebe dich.", sagte Patrick und ergriff meine Hand. Ich fühlte mich, als wäre ich ein Geist. Gleichzeitig strömten alle möglichen Hormone durch meinen Körper.
"Ich wollte wissen, ob du genauso fühlst. Deshalb habe ich für jemand anderen ausgegeben, als du mich angeschrieben hast. Seit dem Vorfall im Schulgarten stand ich irgendwie auf dich. Es fing an, als du gelacht hast. Ich habe noch nie so ein wunderschönes Lachen gehört. Danach hatte ich jedes Mal Herzklopfen, wenn ich dir begegnet bin. Ich...ich war noch nie in einen Jungen verliebt. Ich habe Angst und ich bin unsicher, aber...aber ich möchte nicht mehr ohne dich sein. Es ist mir egal, was die anderen denken. Solange wir zusammen sind, können sie mich ruhig alle verlassen." Ich hatte Tränen in den Augen. Niemand hatte je etwas so schönes zu mir gesagt und das alles aus seinem Mund zu hören, war schöner als ich es mir je erträumt hatte. "Bitte wein nicht.", sagte er und wischte mir sanft über die Wange. "Patrick...ich liebe dich auch.", sagte ich leise. Patricks Gesicht entgleiten alle Züge. Er hatte wohl mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser Antwort. "E-ehrlich?", stotterte er leicht überfordert. Ich sah ihm in die Augen. Sie funkelten noch mehr als sonst. Dann bewegte ich mein Gesicht langsam auf seins zu und legte meine Lippen vorsichtig auf seine. Patrick erwiderte sofort. Es war ein sehr sanfter und vorsichtiger Kuss. Ich hatte mich noch nie so gut gefühlt. Als wir uns lösten meinte er: "Das nehme ich mal als ja." Ich lachte leicht. "Manu, möchtest du mit mir zusammen sein?" Nie hätte ich gedacht, diese Worte aus seinem Mund zu hören. "Ja.", rief ich und hielt gleich darauf eine Hand vor meinen Mund, erschrocken von meiner eigenen Lautstärke. Patrick lachte und nahm sie sachte weg, bevor er mich erneut küsste.
Damals ahnten wir noch nicht, was alles auf uns zu kam und welche Hürden unsere Beziehung überwinden werden müsste. Doch in dieser Nacht war alles perfekt und so schliefen wir glücklich, aneinander gekuschelt ein. Patrick hielt mich fest im Arm und ich spürte seinen Atem an meinem Hals, alles andere war mir egal. Aber dieses Glück hielt leider nur eine Nacht, bevor die erste Hürde auf uns zu kam.

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