Kapitel 9

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Ich verbrachte die restliche freie Zeit dieses Tages damit, nach Brian zu suchen. Doch ich fand nichts. Niemand kannte ihn, er war nicht in der 10b. Langsam dämmerte es mir. Jemand hatte mich verarscht. Es gab keinen Brian, das war mir schon eine Weile bewusst bei all den fehlenden Existenzbeweisen. Jetzt galt es nur noch herauszufinden, wer dieser Schwindler war. Aber wie sollte ich das denn nur rauskriegen? Ich schob den Gedanken an Brian erstmal beiseite. Dem konnte ich mich später noch widmen. Da fiel mir ein, dass ich ja noch meiner Mutter schreiben sollte, was sie mir vom Einkaufen mitbringen sollte. Schnell sah ich auf die Uhr; kurz vor halb drei. Müsste gerade noch rechtzeitig sein. Also machte ich mich auf den Weg zu den Jungstoiletten, denn meine Schule hatte ein Handyverbot und so nutzten die meisten es nur auf den Toiletten.
Ich sperrte also die Kabinentür ab und zog es heraus. Dann tippte ich meine Liste ein und schickte die Nachricht ab. Gerade als ich wieder aufschließen und die Toilette verlassen wollte, hörte ich zwei Jungs reinkommen. Sie unterhielten sich aufgebracht. "Wenn er nicht will, dass wir ihm helfen, soll er sich nicht so aufführen. Wenn er die ganze Zeit so traurig und verträumt guckt, muss er sich doch nicht wundern, wenn wir wissen wollen warum!", schrie der erste wütend. Diese Stimme...war das etwa Lars? Lauschen ist unhöflich, ich weiß, aber zeig mir denjenigen, der sich in meiner Situation anders verhalten hätte! Also bemühte ich mich, leise zu atmen und keinen Mucks von mir zu geben und trat vorsichtig etwas näher an die Tür. "Jetzt tut er auch noch so, als hätten wir ein Verbrechen begangen! Einen Chatverlauf zu lesen ist ja nun wohl kein Mord!", fuhr Lars mit seinem Wutausbruch fort. "Vielleicht hätten wir das ja wirklich lieber nicht tun sollen...", warf Cem etwas kleinlaut ein und sofort fuhr Lars ihn an: "Bist du jetzt etwa auf seiner Seite?" Ich vermutete, dass Cem den Kopf schüttelte. Zu hören war jedenfalls nichts. "Brian. Wer nennt sich denn schon Brian?", rief Lars und seine Schritte erklangen auf dem gefliesten Boden. Er ging wohl den Gang vor den Kabinen auf und ab. Langsam wurde ich nervös. Wenn er nun bemerken würde, dass eine zu war. Panisch suchte ich nach einem Ausweg. Schließlich bemühte ich mich, mich so leise wie möglich auf den Toilettendeckel zu setzen. Das klappte ganz gut. Die wenigen Geräusche, die dabei erklangen, wurden von Lars' Geschreie übertönt. Dann hob ich die Füße an und stemmte sie gegen die Kabinentür. Nun würde er zumindest die nicht mehr sehen können, sollte er nachgucken. Doch obwohl ich jetzt sicherer war, drückte mir doch noch etwas auf den Magen. Die beiden hatten den Chatverlauf gelesen. Das bedeutete zum einen, dass 'Brian' nichts verraten hatte und zum anderen, dass sie wussten wer er war. Gespannt hörte ich weiter zu, in der Hoffnung, sie würden seinen Namen fallen lassen. "Mal etwas anderes...glaubst du wirklich Patrick ist schwul?", fragte Cem Lars. Mein Herz setzte kurz aus. "Weiß nicht.", sagte Lars emotionslos, "Auf jeden Fall hat Freddie da so eine Andeutung gemacht. Ich hoffe aber nicht." "Warum?" Cem sprach aus, was ich mich fragte. Lars lachte, bevor er erklärte: "Möchtest du mit einem Schwulen befreundet sein? Also ich sicher nicht." "Was? Bist du homophob oder was?" "Nein.", erwiderte er, "Aber ich mag halt Schwule nicht und vor allem will ich keinen zum Freund." "Was quasi die Definition von homophob ist nur ohne Lesben." Gut so Cem, dachte ich und grinste. Ich hätte ihm gar nicht zugetraut, sich so gegen Lars aufzulehnen. "Alter, wenn ich mir sowas anhören wollen würde, würde ich mit Patrick reden!" Dann stürmte jemand raus. Wahrscheinlich war es Lars und gleich daraufhin rannte auch Cem hinaus. Ich hörte noch, wie er ihm hinterher rief: "Jetzt warte doch mal, Mann!" Erleichtert atmete ich aus. Jetzt fühlte ich mich wieder vollkommen sicher, doch da ertönten wieder Schritte und ich hörte die Tür aufschwingen. Jemand ging an meiner Kabine vorbei und dann ertönte ein Geräusch, als hätte jemand etwas auf den Boden geschmissen. Ich wollte nur noch raus hier, doch was wenn es Cem oder Lars war. Sie waren erst vor höchstens einer Minute weg und es wäre doch höchst verdächtig, wenn ich jetzt einfach hier raus spazierte oder? Da hörte ich ein Schluchzen.

Kürbisköpfe || KürbisTumor FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt