12.Kapitel - hurt feelings

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Ganz vorsichtig hob ich meine Hand wieder an, um so wenig Schaden wie möglich jetzt anzurichten. Doch natürlich musste sich Harry genau in diesem Moment seufzend auf den Rücken drehen und mir in voller Pracht sein, nun ja, Prachtstück präsentieren. Ich schluckte. "Okay, er schläft. Noch hast du die Chance, aus dieser Sache heil wieder rauszukommen", flüsterte ich mir selbst ermutigend zu, doch wenn ich ehrlich sein sollte, half das kein Stück weiter. Ganz zu schweigen davon, dass Harry so unruhig schlief wie ein Kleinkind! Wie oft wollte der Typ sich noch von einer Seite auf die andere drehen?

Und wie hätte es auch anders kommen sollen, drehte sich Harry prompt wieder in meine Richtung und kuschelte sich dicht an meine Brust. Als wäre ihm nicht schon warm genug in meinem dicken Pulli. Nicht wirklich wissend, ob ich mich ihm nun zuwenden und vielleicht so etwas tun sollte, wie etwa seinen Kopf zu kraulen oder ihn ganz einfach "im Schlaf" so schroff wie möglich von mir weg zu stoßen und zu hoffen, das Problem in seiner Hose so zu beseitigen, entschied ich mich nett wie ich nun mal war für Variante Nummer eins. Ich meine, ich war auch mal siebzehn, richtig?

Leider führte aber Variante eins auch gleichzeitig dazu, dass Harry - in den Genuss meiner Kraulkünste gekommen - näher an mich heran rutschte und somit sein kleiner Harry genau gegen meinen Oberschenkel presste. Dass dem Lockenkopf vor mir dabei immer wieder leise Seufzer über die Lippen wichen, entspannte die Situation leider auch nicht gerade. Aber hey, wir oft war ich schon in Liams Zimmer gekommen, als er gerade die Hand in der Hose stecken hatte? Für Kumpels war so etwas kein Problem, immerhin lag das in unserer Natur. Oder so ähnlich. Das redete ich mir jedenfalls ein.

Also biss ich einfach die Zähne aufeinander und fuhr stets fort, Harrys Locken zu streicheln und seine Kopfhaut ein wenig zu massieren. Jedenfalls so lange, bis mein Handywecker in abnormaler Lautstärke mein Lieblingslied von Billie Eilish abspielte und Harry förmlich kerzengerade im Bett hochschoss. Und dieses Mal nicht nur sein kleiner Freund in der Hose. Abgesehen davon hatte ich mir bei seiner abrupten Bewegung den Kopf an meinem Bett angestoßen, doch das war ja nebensächlich.

"Was hab ich verpasst?", lautete die erste Frage dieses Morgens also. Naja, eigentlich war meine vorher dran gewesen und klang eher nach "wie entferne ich meine Hand von der Erektion meines Kumpels, ohne dass er aufwacht oder abspritzt". Aber lassen wir das. "Dir auch einen guten Morgen, Harry", teilte nun auch ich ihm meine besten Morgengrüße mit. Jetzt ging es nur noch darum, wie lange Harry brauchte, um zu bemerken, dass er ein klitzekleines Problem hatte. Wobei, wenn ich mir das ganze genauer ansah, dann -.

"Louis", presste Harry mühsam hervor und es klang ebenso gezwungen, wie ich mich am Riemen reißen musste, keinen Blickkontakt zu ihm aufzubauen, "sag mir nicht, dass mein Traum nicht nur ein Traum war." Was für ein Traum? "Was meinst du, H?", erkundigte ich mich, während nun auch ich mich nervös in meinen Bergen von Kissen aufsetzte. "Ich hab geträumt, dass mich jemand angefasst hat. Da unten, du weißt schon. Und es hat sich sehr real angefühlt, weshalb ich auch-", Harry räusperte sich und sprach nicht weiter. Doch jetzt wollte ich es wissen.

"Weshalb du auch was?" Nun konnte ich nicht mehr anders, ich musste Harry einfach ins Gesicht schauen. "Weshalb ich der Berührung nicht gerade ausgewichen bin, wenn du verstehst was ich meine", gab er mit geknirschten Zähnen zu, worüber ich erst ziemlich amüsiert war. Doch dann fiel mir auf, was genau Harry da gerade eigentlich von sich gab. "Also, wusstest du, oder hast geahnt, dass ich es war, der dich berührt? Ich dachte, du hast geschlafen", stellte ich verwirrt fest. "Also hast du mich angefasst!", entgegnete mir Harry allerdings sofort, was mich ziemlich aus der Bahn warf. "Was? Ich? Niemals. Ich bin nicht schwul!" 

Harry starrte mich für einen kurzen Moment. Ich dachte, das wäre der schlimmste Moment, der ganzen Szene. Sein Starren. Nicht im Stande zu sein, was Harry gerade dachte. Was er von mir dachte. Gott, ich war so ein Idiot. "Hey, Harry", ich fasste ihn am Handgelenk, wollte ihn dazu zwingen, mir wieder in die Augen sehen zu müssen. Wer einem in die Augen sah, konnte unmöglich lügen, ohne erwischt zu werden, sagte meine Nana immer. "Was?" Seine Stimme klang eisig. Erneut hatte ich das Gefühl, ihn zu verlieren. Den warmen, smarten, soften Harry. Der, der mit mir reden konnte. Über echte Gefühle. Ohne den Harry im Hinterkopf, der immerzu und andauernd fühlte und das viel zu stark, um damit klar zu kommen.

"Du hast das nicht so gemeint, hm? Ist es das, was du sagen willst? Ist es dir rausgerutscht, huh? Weil Gemma Lottie erzählt hat, dass ich auf Schwänze stehe und du jetzt Angst um dein NoHomo-Label hast? Oh fuck, ich hab den Penis einen Schwulen berührt, hilfe, Gesellschaft, aber ich bin nicht schwul, ich verspreche es!" Harry redete sich immer mehr in Rage. Ich sah, wie seine Halsschlagader pulsierte, seine Haut überall ganz rot anlief. Harry war nicht sauer, er war wütend.

"Harry, bitte", versuchte ich ihn aufzuhalten, versuchte ich einen weiteren emotionalen Ausbruch zu verhindern. Ich wusste, dass das nicht Harry war. Nicht sein konnte. Doch Harry hatte keinen Topf, den man so lange anfüttern konnte, bis er explodierte. Harrys Topf war immer und zu jederzeit randvoll und so brauchte es nur ein kleines bisschen, was diesem Volumen zu viel war, und der Topf lief über. Explodierte.

"Wir können darüber reden", schlug ich ihm mit sanfter Stimme vor, doch ich sah ihn nicht an. "Ich hab das wirklich nicht gesagt, weil ich was dagegen habe, dass du schwul bist oder weil wir uns im Schlaf vielleicht etwas näher gekommen sind." Harry schnaubte verächtlich und stand auf. Doch ich ließ mich nicht davon beirren. Gerade wollte ich ansetzen weiter zu reden, da fiel mir Harry ins Wort: "Weißt du was, Louis? Lass einfach stecken. Ich will das gerade nicht hören. Ich kann nicht. Ich denke, ich werde zur Schule laufen. Danke, dass wir heute Nacht hier sein durften." Die Ruhe in seiner Stimme verunsicherte mich. Ich hatte mit einem Vulkanausbruch, mit einem Tornado gerechnet. Aber nicht mit einem so gesammelten Harry nach einer so unüberlegten Aussage meinerseits.

"Wir sehen uns dann in der Schule, Lou." Er nahm seinen Rucksack, setzte ihn auf und lief Richtung Türe. Dort angekommen hielt er allerdings noch einmal kurz inne. Er blieb stehen und drehte sich auf der Stelle um, bis er mich direkt ansehen konnte. "Ich weiß, dass du nichts von all dem böse gemeint hast. Zumindest weiß das der klar denkende Teil in mir. Aber manchmal, Lou, manchmal ertrage ich es einfach nicht mehr. Und dann weiß ich, wenn ich jetzt nicht Raum und Zeit für mich haben kann, dann würde ich in wenigen Sekunden alles zerstören, was mir noch bleibt." Er senkte den Kopf, dachte kurz nach, dann zog er die Türe auch schon hinter sich zu.

Na wenn das mal nicht ein hervorragender Tag werden würde.

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Hello x

Einen wunderschönen guten Abend euch x
Ich hoffe, ihr genießt eure Ferien und auch dieses Update hier (:

Meinungen? Würde mich sehr interessieren, eure Gedanken zu hören!

All the Love. L x

Love Me Like Christmas (larry stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt