39.Kapitel - caught in the act

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Diesen Morgen fuhren Harry und ich wieder einmal gemeinsam in meinem Auto auf den Parkplatz unserer Schule, Gemma und Lottie auf der Rücksitzbank. Die beiden Quälgeister plapperten zwar in einer Tour und beschwerten sich ständig, nicht über die Musik mitbestimmen zu dürfen, doch irgendwie blendeten Harry und ich die beiden ausnahmsweise einfach mal aus. Es war, als würden wir in unserer eigenen kleinen Bubble leben. Nach dem gestrigen Abend waren verstohlene Blicke und verlegenes Lächeln an der Tagesordnung gewesen. Immerhin hatte Harry mal wieder die Nacht in meinem Zimmer verbracht, nachdem wir uns beide nach etlichen Filmen und den ganzen Keksen einfach nicht mehr bewegen wollten.

Davon abgesehen war Harrys Anblick in meinem Tommy Hilfiger Hoodie mehr als drollig gewesen und als er dann auch noch im Bett ein Kissen zwischen uns gelegt hatte, damit mich die Situation nicht überforderte, war mein Herz vor Zuneigung fast geplatzt. Fast wäre ich sogar soweit gewesen, das Kissen einfach zu entfernen, doch es beruhigte mich doch, zu wissen, dass ich mir Zeit lassen konnte. Dass Harry mir all die Zeit gab, die ich brauchte, um klarzukommen, herauszufinden, es zuzulassen. Als uns der Wecker heute Morgen gerade zum Sonnenaufgang aus den Federn schmiss, fiel mir allerdings auf, dass zwischen uns rein gar nichts gelegen hatte. Wenn überhaupt hatte ich mehr auf Harrys Bettseite als auf meiner eigenen geschlafen.

"Sagt mal, was ist nur los mit euch? Wenn man euch nicht kennen würde, könnte man meinen, ihr seid zwei frisch verliebte Turteltauben!" Lotties Spruch holte uns augenblicklich zurück in die Realität. Nun ja, Harry vielleicht nicht ganz so sehr wie mich. Er lächelte mich noch immer sanft an, doch ich saß nun angespannt in meinem Sitz und konzentrierte mich ganz darauf, exakt rückwärts in eine freie Parklücke zu rangieren. "Jaja, schon gut ihr zwei. Ab mit euch in die Schule. Lottie, vergiss nicht wieder zu essen und zu trinken vor lauter Jungs." Etwas strenger, aber durch und durch liebevoll verabschiedete ich mich mit einem letzten Blick nach hinten von meiner Schwester in den Tag und winkte nach einem Augenrollen ihrerseits auch noch Gemma zu, die jedoch nur kicherte und ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange drückte, ehe beide Mädels ausstiegen und im Schulgebäude verschwanden.

"Hey, alles okay?" War ja klar. Harry hatte sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte. "Ja, alles gut", erwiderte ich zögerlich. So ein blöder Ausdruck. Ich sollte mir das abgewöhnen. "Also du weißt schon - nicht alles, aber passt schon. Solche Aussagen erwischen mich halt immer." Schulterzuckend ließ ich meine Hände vom Lenkrad sinken, woraufhin Harry sogleich meine rechte ergriff. Verunsichert sah ich langsam in seine Richtung, wo mich schon ein aufmunterndes Lächeln erwartete. "Ist okay." Sanfter Druck auf meiner Hand unterstrich seine Aussage und mir wurde langsam aber sicher warm ums Herz. "Danke", flüsterte ich leise. "Wollen wir reingehen? Perrie, Liam und die anderen warten bestimmt schon auf uns. Und unsere Briefe müssen wir auch noch abholen."

Mit einem Nicken bejahte ich seine Aussage und holte mir mit einem letzten tiefen Atemzug noch einmal neue Energie für den bevorstehenden Tag. Am Ende würde alles gut werden. Ich musste nur dran glauben. Und selbst auch ein kleines bisschen dafür tun.

***

"Louis,

manchmal sind die Wintertage einfach etwas schwerer. Schon allein dadurch, dass die Dunkelheit schier unendlich scheint. Im Winter werden meinem Playlists ernster und der Geruch meiner Duftkerzen schwerer. Gefühle nehme ich mindestens dreimal so stark wahr und jeder spricht nur noch von Extremen. Entweder war das Wochenende supergeil oder eine Vollkatastrophe. Wo ist das Mittelmaß? Und wie soll ich meines finden, wenn alle in Hochs und Tiefs ersticken?

Generell bin ich nicht der Typ, der alles komplett negativ sieht. Ich bemühe mich wirklich. Wenn du mich fragen würdest, könnte ich dir aus dem Stegreif fünf Dinge nennen, die ich echt an mir mag. Aber manchmal fühlt es sich einfach so an, als würde mein Kopf all das vergessen und nur noch die Bahn für schlechte Gedanken freigeben. Das ist echt anstrengend. Ich weiß sehr wohl, dass in meinem Leben und auch in meinem Kopf vieles echt messed up ist. Aber auch ich erinnere mich gerne mal daran, trotz allem ein Mensch zu sein. Und schließlich haben wir ja auch mehr als 90 Billionen Neuronen in unserem Schädel. Krank viel, richtig? Ist es schlimm, dir zu gestehen, dass sich bestimmt fünf Prozent davon nur mit dir beschäftigen? Kannst dir ja ungefähr überschlagen, wie viel das in der Menge ist, obwohl es sich so mickrig anhört.

Wenn ich ehrlich bin, fühlt es sich so an, als könnte ich gar nicht mehr aufhören an dich zu denken. Schließlich sehe ich dich ja auch ständig. Aber du siehst mich kein bisschen. Zumindest nicht auf dieselbe Weise. Ich meine, das ist okay. Ich traue mich ja auch nicht, wirklich auf dich zuzugehen. Also ist es wohl auch meine Schuld. Vielleicht raffe ich vor Weihnachten und vor allem vor den Ferien mal meinen Mut zusammen und gebe dir ein Signal. Vielleicht. Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr. Aber ein wenig Druck hat noch niemandem geschadet. Naja, Ansichtssache.

Weiterhin eine besinnliche Zeit, Louis. Du machst das toll mit den Briefen, ich hab schon einige Mitschüler miteinander reden sehen, die vor wenigen Wochen noch nicht mal einander eines Blickes gewürdigt hätten. Das ist wirklich wunderschön mit anzusehen.

Bis bald.

H."

Keine Ahnung, ob mein Mund geöffnet war, als ich den Brief vollständig durchgelesen hatte. Es war ja nicht so als hätte ich bisher noch nie einen Gedanken an meinen Briefeschreiber verschwendet. Viel eher das Gegenteil. Aber aus diesen Zeilen konnte ich mir einfach keinen Reim machen. Ja, ich hatte natürlich Wunschvorstellungen von der Person, die mir diese Zeilen schrieb, doch wie groß müssten die Zufälle dafür sein? Und die Eier dazu nachzufragen hatte ich auch nicht. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was geschehen würde, würde sich meine Vermutung als falsch herausstellen.

Seufzend faltete ich das Papier zusammen und steckte es in die Seitentasche meines Rucksacks. Als ich aufsah, wurde ich stutzig. Nur noch im Augenwinkel nahm ich war, wie sich jemand hastig umdrehte und in einem Seitengang verschwand. Als hätte man diese Person gerade bei etwas ertappt. Als hätte ich sie bei etwas ertappt. Und noch dazu hatte diese Person definitiv keine braunen, schulterlangen Haare. Nein, sie waren rot. Ein strahlendes, natürliches Kupfer. Das ich so vorher noch nie hier gesehen hatte.

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Zufall oder nicht?😌
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Habt eine schöne Woche <3
All my Love. Lilly x

Love Me Like Christmas (larry stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt