Ein Wollknäuel hatte sich in meinen Mund verirrt. Das dachte ich zumindest in dem Moment, in dem ich langsam wieder aufwachte und mein Mund sich komisch pelzig anfühlte. Meine Zunge tastete sich achtsam durch meine Mundhöhle, doch es kamen mir so viele Haare in den Weg, dass ich sofort zu husten anfing. "Bah, wie eklig." Erneut musste ich husten, allerdings gelang es mir dieses Mal tatsächlich, mich von dem Bündel in meiner Mundhöhle zu befreien. "Was zur Hölle", nuschelte ich, während ich mich langsam aufrichtete, um Harrys schlafenden Körper auf mir wiederzufinden. Also waren es seine Locken gewesen, die in meinem Mund waren. Sehr appetitlich.
Ich seufzte. Dann schob ich ihn sachte von mir runter und rutschte langsam von der Sofakante. Meine Augen scannten den Raum nur mühsam, zu dunkel war es mittlerweile hier drin geworden, die einzige Lichtquelle, die wir noch hatten, war das schwache Licht, das der Fernsehbildschirm abstrahlte. Ächzend stand ich auf und spürte meine Gliedmaßen schwach protestieren. Wie viel Uhr wir wohl hatten? Automatisch tasteten meine Hände meine Hosentaschen ab, doch eine Ausbeulung durch mein Handy war nicht zu spüren.
Ganz toll. Ich sah mich suchend um, doch es war unmöglich, hier in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Ein Stöhnen ließ mich zusammenzucken. Mein Blick überflog ein weiteres Mal die schlafenden Körper, die über und vor unserer gesamten Sofalandschaft verteilt waren, doch wirklich zu orten war das Geräusch nicht. Dann, wieder ein Seufzen. Nun klang der Laut schwächer, fast schon elend. Harry wand sich unter mir von einer Seite zur anderen. Seine Beine zuckten unter der dünnen Decke, in die sie gehüllt waren.
"Harry", wisperte ich, "Hey, Harry. Wach auf. Du träumst." Sanft versuchte ich ihn an der Schulter wach zu rütteln. Sein Kopf flog zur Seite, hinterließ eine tiefe Mulde in dem Kissen, auf dem er lag. "Scheiße." Mein Fuß hatte sich mit seiner Decke verheddert, die bis zum Boden hinuntergerutscht war. Ich kam weder vor noch zurück. Also ließ ich mich vorsichtig wieder auf der Couch nieder. Genau zu dem Zeitpunkt, zu dem Harrys Hand auf meinem Oberschenkel landete. Es klatschte laut und ich befürchtete schon, die Kleinen seien dadurch aufgewacht, doch alles blieb still. Bis auf ein leises Wimmern, das stoßweise Harrys Mund verließ.
Was zum Teufel sollte ich nun tun? Das einzige Mal, dass ich je mitbekommen hatte, wie jemand einen Alptraum hatte, war, als ich selbst noch klitzeklein war. Und was, wenn Harry gar nicht so einen Traum hatte, sondern an was schönes dachte?
Er winselte wieder leise. Gut, doch kein schöner Traum. "Harry, nun beruhig dich doch endlich", flehte ich hilflos und fühlte mich dumm zugleich dafür, dass ich mit einer Person sprach, die mich sicherlich keinesfalls hörte. Also seufzte ich, überwand meinen inneren Schweinehund und schlüpfte in die mir so ungewohnte Mary-Sue-Rolle - oder war es Gary Stu? -, indem ich Harry eng an meinen Körper zog.
"Sh, alles gut, ich hab dich", nuschelte ich beruhigend in sein dichtes Haar, welches mir eben noch den Schlaf geraubt hatte. Doch es schien zu wirken, und das war alles, was gerade für mich zählte. Harry erschlaffte in meinen Armen und ehe ich mich versah, hatte sich sein Atem wieder normalisiert. Bis sein Handy klingelte und er dermaßen erschrocken in die Höhe schoss, dass ich mich vermutlich mehr erschreckte als er selbst.
"Hey, ganz ruhig. Du wirst bloß angerufen", meinte ich behutsam, als mir bewusst wurde, wie stark Harrys Körper unter Spannung stand. "Soll ich für dich nachsehen?" "Nein, nein, schon gut", winkte er ab und friemelte nervös in seinen Hosentaschen, bis er ein Handy zum Vorschein brachte. Es war ein altes Modell, eines, das ich auch einmal besessen hatte. Vor sehr langer Zeit.
"Hallo?" Harrys Stimme klang gleichermaßen leer wie aufgebracht. Es versetzte mich in eine innere Aufruhr, mit der ich kaum umzugehen wusste. Besorgt musterte ich erst Harry, der mit jedem Wort, das in der Leitung gesprochen wurde, stiller wurde und sich weiter von mir entfernte, in dem er aufstand und sich räumlich distanzierte. Seufzend fiel mein Blick auf meine Schwestern. Sie lagen noch immer eng aneinander gekuschelt mit Gemma zwischen Couchtisch und Sofa, ihr Atem ging nach wie vor flach. Sie schliefen tief und fest.
"Wir müssen jetzt gehen." "Wieso das? Wer war das eben am Telefon?", entgegnete ich Harry sofort besorgt, doch der ging nicht auf meine Fragen ein. Stattdessen beugte er sich hinunter zu seiner Schwester und rüttelte sie fest am Arm. "Komm mit, Gems, wir müssen gehen. Jetzt." Sein Ton klang bestimmt. Wäre ich seine Schwester, würde ich ihm so niemals widersprechen. Nicht, wenn Harry so sprach. Deshalb nickte wohl auch Gemma bloß wortlos, noch immer fast im Halbschlaf, und folgte sofort seiner Anweisung. Dabei wurden natürlich auch meine Geschwister wach, die sofort zu maulen begannen und sich gegenseitig anzickten. Harry hingegen war schon längst dabei, sich seine Jacke überzuziehen.
Schneller als ich wirklich reagieren konnte, hatte er ein flüchtiges "Tschüss" und "Danke" in den Raum geworfen, da war er auch schon verschwunden. "Oh nein, nicht mit mir", murmelte ich leise, ignorierte die Rufe meiner Schwester und folgte den beiden Styles Kindern. "Stop! Harry! Jetzt warte doch mal!", rief ich so leise wie möglich, sodass ich zwar meine Mutter nicht weckte, aber Harry mich dennoch hören konnte. Der war nämlich schon fast durch die Tür nach draußen verschwunden.
"Wo geht ihr hin? Und wieso jetzt um diese Uhrzeit? Sieh doch mal raus, Harry, es ist stockfinster, ihr könnt die Nacht auch hier verbringen", bot ich an, um ihn irgendwie davon zu überzeugen, in seinem Zustand hier zu bleiben. Egal, was es war, das ihn aufregte, es gefiel mir ganz und gar nicht. Harry sah müde aus im nur spärlich beleuchteten Windfang, seine kleine Schwester stand hilflos neben ihm und starrte mich an. "Wir können eure Mum doch anrufen, morgen früh ist Samstag, keine Schule, alles ist gut", beschwichtigte ich ihn weiterhin, doch dann tat Harry etwas, das mich gehörig irritierte.
Er lachte. Aber nicht schön hell und voller Glücklichsein. Nein. Harry lachte so, wie man es tat, wenn einem jeder Grund zur Freude vergangen war. Und das jagte mir eine scheiß Angst ein.
"Ja klar, alles ist gut", gab er voller Sarkasmus zurück, sein Blick kreuzte dabei kein einziges Mal den meinen. "Danke für deine Aufopferungsbereitschaft, aber wir müssen jetzt wirklich gehen. Vielleicht verschieben wir unsere feucht-fröhlichen Sleepover auf ein anderes Mal. Einen schönen Abend noch, Louis." Die Tür fiel hinter den beiden ins Schloss. Erschütterte die Wand so stark, dass sie erzitterte. Genau wie mein Körper.
In Harrys Stimme lag so viel Härte. So ganz anders wie zuvor, als sein Körper noch an meinen gepresst war, ganz heiß und weich unter meiner vorsichtigen Berührung. Mit nichts als Fragen im Kopf legte ich mich an diesem Abend schlafen. Gedanken über Harrys Traum, den Anruf. Nichts ergab Sinn.
Und das war sonst in meinem Leben nie der Fall, was alles nur viel schlimmer machte.
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Here you go, ein neues Kapitel! (:
Ich hoffe, euch hat es gefallen, wenn ja, lasst doch gerne ein Vote da x
Die Story macht mir wirklich sehr Spaß zu schreiben, hehe.
& eure Kommentare machen das ganze noch viel schöner, also danke euch!
Was meint ihr, wer hat Harry da eben angerufen?all the love. l x
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Love Me Like Christmas (larry stylinson)
FanficEs gibt hunderte Filme über die schönste Zeit im Jahr. Weihnachtsmärkte mit lieblich duftenden Buden schmücken die Städte und die Straßen erfüllt der Duft von Zimt. Lichterketten und Tannenbäume verzaubern die Menschen und jeder, der den Kaufrausch...