Meine Laune war an ihrem Tiefpunkt angekommen. Der Schultag zog sich endlos in die Länge und nach dem hundertsten Versuch, hatten auch Perrie und Niall aufgegeben, meine Stimmug anzuheben. Selbst Zayn, der sonst nie eine große Sache aus ernsten Themen machte, hatte mich beiseite genommen und ausquetschen wollen. Als mein Blick dann allerdings sofort zu Harry geschnellt war, der am anderen Ende der Cafeteria saß und mehr in seinem Essen herumstocherte als es zu verspeisen, ließ auch er meine Laune und das ganze Thema generell in Frieden, was mir recht gut in den Kram passte. So viel zum Thema angenehme Vorweihnachtszeit voller Besinnlichkeit und Liebe. Klar, die Briefe, die ich bekam, waren süß, aber auch sie konnten mich heute nicht aufmuntern.
Es war wirklich zum Mäusemelken. Ich konnte nicht einmal mehr etwas essen, so sehr lag es mir im Magen, dass Harry heute seinen verflixten Freund - like actual boyfriend - wiedersehen und vermutlich einen Tornado an Gefühlen für ihn verspüren würde und was mich fast noch ein bisschen mehr schmerzte - das Abendessen mit Mums neuem Lover.
Gar keine Frage, ich freute mich für sie, sehr sogar, doch ich als Ältester von all meinen Geschwistern hatte am meisten und hautnah miterlebt, wie sehr es sie zerstört hatte, als mein Dad sie verlassen hatte. Sie war ein Wrack gewesen. Und ich war es, der die Trümmerteile wieder zusammenkleben musste, während ich auch noch die Erziehung meiner Geschwister fast gänzlich übernahm und natürlich auch nicht in der Schule ablosen durfte. Klar, jeder hatte nun mal sein Päckchen zu tragen, doch meins war ein regelrechter Reisekoffer und meine Schultern konnten nicht viel länger diese Last so leichtfertig tragen.
Als die Schulglocke schrillte und sich allmählich eine Traube an Schülern versammelte, um ihre Lunchpause zu verlassen, konnte ich nicht anders, als sitzen zu bleiben. Meine Freunde schickte ich fort, etwas in mir wehrte sich partout dagegen, ihnen von meiner Mutter zu erzählen. Und sie über meine Gefühle aufzuklären, war für mich selbst einfach noch zu viel. Generell schien mir alles zu viel zu werden. Es war für mich unerklärlich, woher auf einmal diese ganzen Emotionen kamen, doch ehe ich mich versah, hatten sich meine Augen mit Tränen gefüllt und brannten höllisch, da ich sie mit so viel Mühe zurückhielt. Keine Schwäche zeigen. Wenn mir die Liebessituation meiner Mutter eines gelehrt hatte, dann war es das.
"Fuck", fluchte ich leise, als mir schließlich doch eine Träne aus dem Augenwinkel kullerte und wischte mir flink mit dem Ärmel übers Gesicht. In diesem Moment war ich wirklich froh, der Letzte hier zu sein und dass bis auf die Kantinen-Ladys niemand sonst mehr da war. Lehrer gaben Gott sei Dank auch nicht mehr den Fuck, den sie bei den Kleinen gaben. Sonst wäre das wirklich ultra peinlich für mich gewesen.
"Jetzt reiß dich zusammen", versuchte ich mich also selbst zu motivieren, die Hände angespannt zu Fäusten geballt, den Kiefer aufeinandergepresst. "Louis?" Nein. Lieber Gott im Himmel, bitte nicht. Nicht er. Für heute hatte ich wirklich schon mit zu vielem zu kämpfen gehabt. "Müsstest du nicht schon längst in der Bücherei sein?", stellte ich also eine Gegenfrage und nutzte die Zeit, die mir blieb, um mir erneut über das Gesicht zu wischen.
"Ich wusste gar nicht, dass du meinen Stundenplan auswendig weißt." Ein dumpfes Geräusch war zu hören, dann ein anderes. Harry hatte seinen Rucksack neben meinem abgestellt und mir gegenüber Platz genommen. Seine Unterarme und Hände lagen locker auf der Tischplatte auf und mir fiel auf, wie gepflegt seine Fingernägel waren. Ich könnte sogar schwören, Klarlack auf ihnen festgestellt zu haben, doch vielleicht trogten mich auch meine nassen Augen. "Ich auch nicht", meinte ich bloß schroff und wandte meinen Blick ab. So viel Kontakt mit Harry, diese ganzen kleinen Details, die ich mittlerweile an ihm feststellte und wusste - es tat mir nicht gut. Ich wünschte, ich könnte sagen, er tue mir nicht gut, aber das wäre eine Lüge. Obwohl er nicht immer einfach zu handhaben war, war Harry eine Person, die mich unwahrscheinlich erdete.
"Willst du mir vielleicht einfach verraten, weshalb du mutterseelenallein in der Cafeteria sitzt und heulst oder soll ich dir Löcher in den Bauch fragen, bis ich die Antwort weiß?" Wirklich jetzt? Sein Ernst? Boshaft blickte ich auf, direkt in seine Augen und hob meinen Rucksack vom Boden auf. "Ich muss zu Englisch und du in die Bücherei, Harry", versuchte ich das Gespräch zu beenden, doch Harry war schneller und hielt mich an meinem Rucksack zurück. "Glaub ja nicht, dass ich dich so davonkommen lasse." Ich spürte seinen Atem an meinem Nacken, was mir eine unangenehme Gänsehaut bereitete. Ich war verdammt kitzlig an dieser Stelle.
"Bitte, Harry, lass mich einfach gehen", startete ich einen neuen Versuch, doch Louis ließ sich nicht beirren. "Nein, Louis, rede mit mir. Was ist los?" Ich spürte neue Tränen aufsteigen, mein Hals wurde kratzig und ich musste schlucken, um wieder zu Atem zu kommen. Niedergeschlagen schüttelte ich meinen Kopf. Ich konnte es ihm nicht sagen, konnte ihm nicht von meinen Gefühlen erzählen. Das ging einfach nicht. Also atmete ich durch, schluckte die Tränen runter und während ich einen Schritt von ihm wegtrat und mich umdrehte, sagte ich:" Meine Mutter hat einen Kerl kennengelernt und heute Abend hat meine Familie ihr erstes Date mit ihm." Möglichst unbeteiligt zuckte ich mit den Schultern, als wäre mir das alles gleichgültig, und ich wusste genau, wie wahnsinnig schlecht meine Schauspielkünste waren, weshalb ich es Harry hoch anrechnete, dass er mich nicht dafür rügte.
"Lass mich raten, du fühlst dich nicht bereit dazu?" "Bereit wozu?" Mein Herz begann augenblicklich zu pochen, doch dann fügte Harry hinzu, dass ich nicht bereit war, ihn kennen zu lernen und in unser Leben zu lassen und prompt war mein Herzschlag wieder so schwach, dass er mir ganz fremd wurde. "Klar", stimmte ich banal zu und schulterte meinen Rucksack wieder richtig. "Hör zu, ich muss jetzt wirklich los. Danke für das Gespräch. Und", ich stoppte kurz, doch dann beschloss ich, reinen Tisch zu machen, "ich verurteile dich nicht für deine Sexualität. Ich wünsche dir und Dylan von Herzen das Beste." So konnte ich mir wenigstens keine Vorwürfe machen, dass wir im Streit auseinander gegangen waren. "Wenn es das ist, was du willst", waren aber dennoch die Worte, die anschließend auch noch leise meinen Mund verließen, ehe ich so schnell wie möglich aus der Cafeteria verschwand.
Sobald ich draußen war, änderte ich meine Richtung und lief Richtung Parkplatz davon. Scheiß auf Schule, scheiß auf Harry, scheiß auf meine Gefühle, dachte ich mir, als ich mich mit tränenüberströmten Gesicht auf den Fahrersitz meines Autos fallen ließ. Ohne mich überhaupt richtig anzuschnallen, verließ ich die Parkbucht und gerade, als ich blinken wollte und auf einer Höhe mit dem Ein- und Ausgang der Schule war, blickte ich in ein Paar tiefgrüne Augen, die so viel Schmerz in ihnen trugen, dass sie mich noch bis nach Hause verfolgten.
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Hallo, ihr Lieben xx
Ich weiß, ewig kam nichts. Das hat jedoch private Gründe gehabt und ich hoffe, ihr versteht, dass ich andere Prioritäten als Wattpad hatte.
Doch jetzt sind die Updates zurück. Das nächste Kapitel wird auch glaub ich richtig gut, i'm excited xWas denkt ihr, wird noch geschehen?
All my Love. Lilly x
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Love Me Like Christmas (larry stylinson)
FanfictionEs gibt hunderte Filme über die schönste Zeit im Jahr. Weihnachtsmärkte mit lieblich duftenden Buden schmücken die Städte und die Straßen erfüllt der Duft von Zimt. Lichterketten und Tannenbäume verzaubern die Menschen und jeder, der den Kaufrausch...