A Taker (Newt Scamander)

Episkey

"Episkey" -  Ein Heilzauber

Gemeinsam gingen Newt und Leta also zu ihrem Lehrer, um sich einen Bowtruckle für ihre Partnerarbeit zu holen. Manche der Schüler, die in diesem Augenblick in jene Richtung schauten, stießen ihre Mitschüler an und lachten.
Leta Lestrange musste ausgerechnet mit dem schüchternen kleinen Bruder von Theseus Scamander zusammen arbeiten?
„Der Ärmste.", sagten sie, die meisten ohne tatsächlich Mitleid mit dem Hufflepuff zu empfinden. Sie erwarteten eher hoffnungsvoll, dass sich aus der Konstellation später irgendwelche Geschichten erzählen lassen würden. Als gäbe es nicht schon genug umher gehende Geschichten über ihre ungeliebte Mitschülerin. Aber das Schuljahr fing gerade erst an und das letzte Gerücht war daher zu lange her. Ob Theseus Scamander sich wohl einschalten würde, falls die Lestrange-Tochter seinem hilflosen Bruder etwas antat? So viele spannende Ereignisse könnten aus dieser erzwungenen Partnerarbeit entstehen!

Newt und Leta blieben unwissend über das Getuschel um ihre Person. Leta war inzwischen gut darin sowas auszublenden, oder, um es anders zu sagen, daran gewöhnt und Newt seinerseits war noch zu geplättet darüber, dass er tatsächlich seinen Mut zusammengebracht hatte, um auf sie zu zugehen und viel mehr, dass er auch noch erfolgreich damit gewesen war. Außerdem freute er sich auf die Bowtruckles. Er hatte diese Wesen besonders gern, sie hatten einen eigenartigen Sinn für Humor.

Professor Kettleburn händigte dem Paar einen Käfig aus, in dem sich das kleine Geschöpf befand. Sobald sie wieder zurück an ihrem Platz waren, öffnete Leta den Käfig und betrachtete den Bowtruckle argwöhnisch. Von Weitem hätte man ihn leicht mit einem verwinkelten Zweig verwechseln können, doch von Nahem war deutlich eine körperliche Struktur zu erkennen. Ärmchen und Beinchen, fast so wie bei einem Menschen und zwei winzige schwarze Kulleraugen, die das Mädchen eingehend anblinzelten.

„Und dieses Geschöpf soll bösartig sein?", fragte Leta zweifelnd. Der Bowtruckle sah ihrer Meinung nach eher harmlos aus, da hatte sie in den Gärten ihrer Familie schon Gefährlicheres gesehen.

Ihr Partner biss sich auf die Lippen. „Laut Professor Kettleburn ist er das.", stotterte er leicht. Immer noch argwöhnisch, streckte Leta Lestrange ihre Hand aus, um den Bowtruckle aus dem Käfig zu nehmen, doch ehe sie es sich versah, spürte sie ein schmerzhaftes Zwicken an jener Hand. Reflexartig entfernte sie sich und sah auf ihre Hand hinunter. Rotes Blut tropfte von ihrem Zeigefinger auf den Boden.„Das Ding hat mich gebissen!", stieß sie aus. Es tat viel mehr weh, als das man es so kleinen, dünnen Geschöpfen zugetraut hätte. Leta verfluchte den Bowtruckle während sie ärgerlich ihre Wunde unter die Lupe nahm.

Anstatt Mitleid mit seiner Mitschülerin zu haben, sah Newt sie verärgert an.

Leta Lestrange hin oder her, sie hatte kein Recht den armen Bowtruckle dafür zu beschuldigen, dass er sich vor ihrer unvorsichtigen Bewegung gewehrt hatte! 
„Natürlich hat es dich gebissen, du hast ihm ja auch Angst gemacht! Wie würdest du reagieren, wenn plötzlich ein Riese ungewarnt nach dir greift?" Der Hufflepuff-Schüler war sichtlich aufgebracht, was Leta kurzzeitig von ihrer Verletzung ablenkte. 
Hieß es nicht der kleine Bruder von Theseus Scamander war ein zurückhaltender Junge? So wirkte er nämlich gerade eher weniger.

Nun beobachtete Leta noch etwas Sonderbares, nämlich wie Newt sich zu dem Bowtruckle wandte und behutsam auf ihn einflüsterte. „Hey, alles gut, niemand hier möchte dir etwas tun, okay? Verzeih uns die Störung. Möchtest du auf meinen Arm kommen?"
Leta traute fast ihren Augen nicht, doch tatsächlich näherte sich der Bowtruckle langsam dem jungen Zauberer und kletterte auf seine ausgestreckte Hand. 
Newt lächelte. Es war keineswegs ein selbstgefälliges Lächeln darüber, dass er es geschafft hatte das kleine Biest zu besänftigen, oder dass er erfolgreicher als seine Partnerin damit war, sondern ein wahres, von Freude erfülltes Lächeln. Das Lächeln galt dem Bowtruckle auf seiner Hand und Leta ertappte sich bei der Frage, ob sie je zuvor ein so aufrichtiges, ja ein so schönes Lächeln gesehen hatte. 
Schnell verwarf sie den Gedanken und funkelte ihn an.„Belohnst du das Biest jetzt auch noch dafür, dass es mich gebissen hat?!"