Kapitel 14

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Amalia Pov.:

Unruhig und in Gedanken versunken lief ich im Haus umher. Seit dem Ereignis heute früh im Wald, konnte ich nicht mehr aufhören darüber zu philosophieren, ob Sebastian inzwischen über mich Bescheid wusste. Seltsamerweise war ich ihm seitdem auch nicht mehr über den Weg gelaufen. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Diese Tatsache beängstigte mich nur noch mehr, denn was wäre wenn mein letztes Stündlein schlug, wenn ich ihm begegnete? Dämonen machten bekanntlich kurzen Prozess mit denen die einen zu großen Risikofaktor beinhalteten oder ihnen zu nahe kamen. Noch ehe ich das zu Ende denken konnte lief ich in jemanden hinein. Wie erstarrt blieb ich stehen. Die Person war ziemlich groß und ich blickte auf schwarze Lackschuhe. Leise fluchend sah ich an ihm hoch: "Verdammt...wenn man vom Teufel spricht...". Wie vermutet war es niemand anderes als der dämonische Butler, der mich von oben herab geheimnisvoll angrinste.

Schwer schluckte ich, das aufkommende Gefühl von Panik herunter.

"Ah, gut das ich sie gefunden hab Mylady. Ich würde sie bitten mich zum Büro zu begleiten", formulierte er wie immer höflich sein Anliegen.

Meine Antwort viel karg mit einem Nicken aus und während ich neben ihm herlief fühlte ich mich als würde ich zum Henker geführt werden.

Hoffentlich war das Gefühl unbegründet, denn sonst sähe es schlecht für mich aus.

Der Gang kam mir unendlich lang vor und als wir endlich vor der Tür von Ciels Arbeitszimmer standen, drohte mir mein Herz aus der Brust zu springen. Nachdem Sebastian geklopft hatte traten wir ein.

Unruhig von einem Fuß auf den anderen tretend, stand ich mitten im Zimmer und wartete bis die zwei, die inzwischen leise etwas beratschlagten, sich an mich wandten und ihr Anliegen formulierten.

Kurz darauf stand der kleine Earl auf und stellte sich direkt vor mich.

"Lady Amalia, ich habe sie hierher gebeten, weil wir heute Abend wegen des Jack the Ripper Falles unterwegs sein werden. Da sie mit eingeweiht sind, wollte ich sie vom neusten Stand in Kenntnis setzen", unterrichtete er mich über den Grund.

Erleichtert atmete ich aus. Jedoch war ich immer noch skeptisch. Mir war aufgefallen das sie mich gerade wieder siezten, ob das nun am Geschäftlichen lag war dahinzustellen, aber ich spielte einfach mal mit. "Vielen Dank, für euer Vertrauen. In Ordnung was ist bei den Untersuchungen neues herausgekommen?"

Während sie mir alles vorlegten was sie hatten, musterte ich sie gründlich, um herauszufinden ob ihr Verhalten mir etwas über ihre Intentionen verriet. Kurz vor Schluss unseres Meetings erhaschte ich noch einen Blick auf einen kleinen Zettel mit einem Straßennamen. Das musste der Ort sein wo sie ihm auflauern wollten.

Soweit ich ihren Plan verstanden hatte, sollte ich hier bleiben. Doch da hatten sie sich geschnitten, das wollte ich auf keinen Fall verpassen!

Als ich den Raum verließ war es schon später Nachmittag. Es blieb nicht mehr viel Zeit bis zu dem Zeitpunkt an dem sie loswollten. Zügig ging ich in mein Zimmer um alles zusammenzupacken was ich vielleicht brauchen könnte.

Ich kam zu dem Schluss, dass es in dieser Situation besser wäre nicht allzu viel mitzuschleppen und dass ich etwas brauchte um mich zur Not zu verteidigen. Somit holte ich aus dem Schrank meine Reisetasche und öffnete das Geheimfach darin. Zum Vorschein kam ein Stoffbündel in dem ich einen Dolch eingewickelt hatte.

Er war etwas länger als normal, hatte einen Silbernen Griff und bedeutete mir die Welt. Er war das einzige richtige Andenken das ich von meiner Mutter hatte. Bis jetzt hatte ich ihn in Ehren gehalten und nie genutzt, doch ich glaube jetzt wird es Zeit dies zu ändern.

Ich zog mir ein paar enganliegende Hosen an und ein langärmliches schwarzes Shirt, über das ich später noch meinen dunklen Mantel ziehen würde. Meine Haare flocht ich mir in einem festen Zopf zusammen und steckte sie hoch, damit sie mich nicht stören konnten, falls es zu einer Auseinandersetzung kam. Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel. Nachher musste ich mich nur noch unbemerkt hinausschleichen und zu den Stallungen gelangen. Es gab hier nicht viele Pferde, aber drei standen dort immer bereit, falls sie mit ihrer eigenen Kutsche fahren wollten.

Ich würde mir einfach eins davon ausleihen und ihnen dann hinterher reiten. Es war zwar Ewigkeiten her seit ich auf einem Pferd gesessen hatte, doch wie jeder Adlige hatte ich es lernen müssen. Das war noch bevor ich endgültig im Haus eingesperrt wurde.

Ehe meine Gedanke weiter abschweifen konnten, rief ich mich zur Beherrschung. Ich konnte es mir gerade nicht erlauben abzudriften. Hinter meiner Gardine positionierte ich mich am Fenster, damit ich sah wann die zwei gingen. Nach einer halben Stunde war es soweit. Mein Blick flog zur Uhr. Genau 17:55Uhr. Bis sie in der Stadt sein würden mit der Kutsche würde es 18:30Uhr sein. Dann noch das laufen zum Tatort berechnen, weil sie nichts riskieren wollten und ein Umgebungscheck. So circa 19:00Uhr würde ich sagen das sie fertig sind. Da ich sowieso einen kleinen Umweg machen musste, um mein Pferd loszuwerden, würde ich etwa eine viertel Stunde später eintreffen. Vor 22Uhr würde sowieso nichts passieren, also konnte ich mir Zeit lassen.

Flink huschte ich die Gänge entlang zur Hintertür und dann direkt zu den Stallungen. Ich nahm mir den erstbesten Sattel und das Zaumzeug, ehe ich mich einen mittelgroßen hellbraunen Hengst näherte.

Beruhigend sprach ich auf ihn ein: "Hallo mein Großer, ich muss dich jetzt für einen kleinen Ausritt fertig machen. Bleib bitte ruhig." Etwas unbeholfen zurrte ich alle Riemen fest, ehe ich die Box öffnete und aufsaß. Langsam trabte ich mit ihm heraus und steigerte langsam mein Tempo.

Da ich mich recht sicher fühlte ritt ich in einem schnellen Trab, der dann langsam in Galopp überging.

Es war ungewohnt auf diese Art und so schnell unterwegs zu sein, doch ich genoss das Gefühl. Es war so als würde ich fliegen. Die Landschaft preschte an mir vorbei und nach einiger Zeit kam die Silhouette von London in Sicht. Mein Pferd band ich vor einer kleinen Bar an, die nicht weit entfernt von dem Ort wo ich hinmusste war.

Ein paar Minuten später war ich auch da. Vorsichtig lugte ich um die Ecke und sah das sich Sebastian und Ciel in der Seitengasse an der Wand positioniert hatten. Gelangweilt wartete ich nun bis endlich etwas geschah. Gerade spielte ich an meinem Dolch herum, den ich an einem Beinholster unterm Mantel trug, als ein spitzer Schrei von einer Frau ertönte. Rasant wandte ich mich um und sah gerade noch wie Ciel von Sebastian von der nun offenen Tür weggezogen wurde.

Doch ich konnte einfach nicht glauben was ich da sah, denn die Person die da gerade aus dem Haus trat in dem der Mord geschehen war, war mir nur allzu bekannt.

Visionen (Black Butler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt