Kapitel 34

839 37 5
                                    

Undertaker Pov.:

Die letzten Tage hatte ich mich in Arbeit vergraben. Ich wollte nicht über Amalia nachdenken und schon gar nicht darüber was ich empfand. Somit hatte ich mich sogar um den lästigen Papierkram gekümmert.

Gerade machte ich mit einer Dame die Leichenschau ihrer toten Schwester, als ich die Ladentür vorne aufgehen hörte. Ein fröhliches "Hallöle Undertaker!" wurde hereingerufen, das ich nur durch mein gutes Gehör so deutlich verstehen konnte. Die kleine war einfach famos, einfach so in ein Bestattungsunternehmen zu stürmen als wäre es ein Vergnügungspark. Doch das war etwas was ich sehr an ihr mochte. Ich beschloss die Beratung so schnell wie möglich zu beenden, um diese nervige Lady loszuwerden. Seit sie hier war schluchzte und schniefte sie durchgehend, Pech für sie war das ich schon so lange in diesem Business das sie mich nicht täuschen konnte. Sie trauerte nicht wirklich, was schon ihre Antworten zu der Beerdigungsplanung gezeigt hatten. Sie hatte keine Ahnung was ihre Schwester mochte und wollte alles billig und zügig über die Bühne gebracht haben. Wie ich solche Leute verabscheute. Sie hatten weder Respekt für die Lebenden noch für die Toten. Schlussendlich hatte ich alles in Rekordzeit geschafft und schmiss die Tür hinter ihr ins Schloss, ehe ich mich zu Lia umdrehte.

Sie erzählte mir von ihrer kleinen Reise mit dem Phantomhive Haushalt und schien ganz in den Erinnerungen zu versinken, doch bei der Information mit dem Höllenhund blieb mir mein Herz fast stehen. Ich hatte schon mit solchen Biestern zu tun gehabt und die Vorstellung das Lia so einem begegnet war und was alles hätte passieren können, schaltete sich mein Verstand ab. Ich war wütend darauf dass sie so unvorsichtig gewesen war, aber auch auf mich weil ich sie nicht hätte beschützen können. Ich hatte gedacht ich könnte sie von all dem Unheil fernhalten, der um uns herum geschah aber das war eine Sache der Unmöglichkeit und auch Beschützen konnte ich sie nicht, es bedarf nur einen Moment der Unachtsamkeit und das wärs für sie gewesen.

Immer weiter redete ich mich in Rage und merkte dabei gar nicht, dass ich ihr wehtat. Erst als sie mir eine Ohrfeige verpasste realisierte ich was ich getan hatte. Überrascht schaute ich ihr hinterher als sie stürmisch den Laden verließ. Verdammt! Ich war zu weit gegangen. Meine Gefühle hatten mich überrannt und ich hatte die Kontrolle verloren. Genau das sollte man meinen sollte mir nach all den Jahren nicht mehr passieren! Aber nein, sie brachte alles durcheinander. Unruhig lief ich auf und ab. Sollte ich ihr hinterher und mich entschuldigen? Ich war noch nie gut in solchen Sachen gewesen. Langsam fing es an zu dämmern und ich beschloss sie zu suchen. Wenn sie im Eastend herumirrte bei Dunkelheit würde da nicht gut ausgehen und das würde ich mir nie verzeihen. Also lief ich durch die Straßen, bis ich auf die Dächer wechselte um einen besseren Überblick zu erlangen. Da nahm ich ganz leise einen Ruf wahr. Bei näheren hinhören erkannte ich meinen Namen. So schnell ich konnte folgte ich dem Hilferuf, der immer lauter wurde, bis er abrupt verstummte. Ich musste ganz in der Nähe sein! Da sah ich sie. In einer abgelegenen Gasse standen drei Männer, die ein Mädchen bedrängten. Ohne jeden Zweifel handelte es sich dabei um Amalia. Diese Idioten hatten sich eindeutig das falsche Opfer gesucht! Damit würden sie nicht davon kommen. Rasend vor Wut, sprang ich vom Dach und landete nur einige Meter von ihnen entfernt. Der erste der sich eben noch Lia aufgedrängt hatte kam jetzt auf mich zu. Somit hatte sein letztes Stündchen geschlagen. Ich hob ihn hoch und ließ ihn Bekanntschaft mit der Steinmauer links von mir machen. Er war sofort tot. Auch die anderen Zwei wollten sich jetzt mit mir anlegen und ich ließ meine Todessense erscheinen. Gekonnt tötete ich auch sie und wischte das Blut von der Klinge. Damit war der Weg frei.

Je näher ich Amalia kam desto mehr zog sie sich zurück. Anscheinend fürchtete sie sich vor mir. Ein schmerzender Stich durchfuhr mich bei dieser Erkenntnis. Auch wenn sie wusste was ich war, hatte sie nicht gewusst zu was ich fähig war. Von mir aus hätte das auch so bleiben können, doch jetzt war die Katze aus dem Sack, schließlich hatte ich gerade drei Personen vor ihren Augen gekillt. Sanft hob ich sie hoch und drückte sie gegen meine Brust, wie einen Schatz den man auf gar keinen Fall verlieren wollte. Zu meinem Erstaunen hörte sie auf zu zittern und drückte sich noch näher an mich, bis sie in meinen Armen einschlief. Ich wurde aus ihr einfach nicht schlau. Sie hatte keine direkte Angst vor mir und selbst nachdem was ich getan hatte schien sie mir nah sein zu wollen.

Vorsichtig ohne sie zu wecken legte ich sie in ihr Bett in der Villa, doch sie hielt mich davon ab zu gehen. Im Halbschlaf murmelte sie dass ich bei ihr bleiben sollte und ich konnte einfach nicht anders als zu ihr ins Bett zu kriechen und sie in den Arm zu nehmen.

Die ganze Nacht lag ich wach und betrachtete sie im Schlaf während ich darüber nachdachte was wohl so besonders an ihr war und wie ich sie auf dem Ball beschützen könnte. Ich wollte sie um keinen Preis verlieren. Im Morgengrauen strich ich ihr noch einmal sacht eine Haarsträhne hinters Ohr, ehe ich mich vorsichtig aus dem Bett erhob und rausschlich. Es wurde Zeit das ich ging und mal ein ernstes Wörtchen mit dem Hauseigenen Dämon sprach.

Sicher war er schon im Bilde und mit etwas Glück würde er mir helfen sie zu verteidigen. Ich war zwar nicht gerne auf seine Hilfe angewiesen aber für sie nahm ich sie gerne in Kauf. Solange ich es nur schaffen würde das ihr kein Leid wiederfuhr, würde ich mit dem Teufel zusammenarbeiten. Mein Kopf war noch nicht auf dem neusten Stand aber mein Herz hatte es längst begriffen. Ich liebte dieses Mädchen und würde alles für sie tun, sogar mit meinem Leben würde ich sie verteidigen.

Visionen (Black Butler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt