Kapitel 21

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Amalia Pov.:

Ich war heilfroh, als Grell sich bei mir entschuldigte und mir seine Motive erklärte. Natürlich musste er mir versprechen, dass er so etwas nie wieder tat, doch nahm ich seine Bitte ihm zu verzeihen nur allzu gerne an. Ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Unsere Umarmung genoss ich in vollen Zügen. Endlich hatte ich ihn wieder, ohne dass irgendetwas zwischen uns stand. Dabei kuschelte ich mich ganz nah an ihn ran. Er strahlte eine angenehme Wärme aus, die ich halb erfroren wie ich war, gut gebrauchen konnte. Jedoch zog er sich wieder zurück und schimpfte mich erstmal für meine Nachlässigkeit aus. Wie befohlen zog ich mir danach etwas anderes an und fühlte mich gleich besser. Jetzt konnten wir uns in Ruhe unterhalten.

Während er erzählte, betrachtete ich sein Aussehen genauer. Seine Haare waren jetzt leuchtend rot anstatt braun und er trug sie offen. Auch seine Augen waren jetzt heller und hatten diese bestimmten Farben mit ihren Übergang der für die Shinigami so typisch war. Außerdem trug er jetzt eine rote Brille mit kleinen Totenschädeln. Der Rest seines Outfits war auch komplett in Rot gehalten, aber ich fand dass es ihm stand. Ihn so zu sehen war noch etwas befremdlich, aber es passte zu ihm und jetzt wusste ich auch endlich wieso er sich so untypisch verhielt für sein Geschlecht. Ich fand es nicht verwerflich, dass er lieber eine Frau wäre, jeder sollte das tun was er sich am meisten wünschte.

Dann war ich dran mit erzählen und klärte ihn über alles auf was mich betraf. Er hörte gespannt zu und schien begeistert über meine Fähigkeiten zu sein. Liebenswürdigerweise versprach er mir etwas im Archiv des Dispatches zu recherchieren was es damit auf sich hatte.

Unsere Plauderrunde wurde jedoch jäh unterbrochen, als Sebastian das Zimmer betrat. Er schien nicht sehr erfreut darüber zu sein den Todesgott zu sehen und verlangte von ihm dass er verschwand. Auch wenn ich deutlich an seiner Aura spüren konnte das er sehr genervt und wütend war, konnte ich nicht anders als Grell zu verteidigen. Er war schließlich mein Freund und hatte jedes Recht mich zu besuchen!
Doch ehe wir weiter diskutieren konnten ging er dazwischen und verabschiedete sich. So wie es klang hatte ihm dieser 'Will' eine Frist auferlegt.

Nachdem er gegangen war stand ich Sebastian schweigsam gegenüber, bis ich seufzend das Wort ergriff: "Verdammt, schau mich nicht so an! Ich mag Grell. Können wir für uns behalten dass er hier war?"
Mit großen Hundeaugen schaute ich zu ihm auf.

Der Butler schien die Vor- und Nachteile kurz abzuwägen, ehe er mich anlächelte und seinen Zeigefinger erhob: "Gut, fürs Erste bleibt das unter uns."

Glücklich lächelte ich ihn an: "Danke Sebastian!" Am liebsten hätte ich ihn für seine Verschwiegenheit umarmt, doch im letzten Moment entschied ich mich dagegen. Zwar hatte er sich anscheinend beruhigt und seine Aura ähnelte jetzt nur noch einem Schatten, doch wusste ich nicht ob das überhaupt angebracht wäre.

Da viel mir ein das ich mich eigentlich noch bei Undertaker bedanken wollte, dafür das er mir geholfen hatte. Nach kurzer Überlegung fragte ich Sebastian: "Könnte ich morgen mal wieder kurz die Küche nutzen? Und Nachmittags in die Stadt?"

Sogleich beantwortete er die Frage: "Sie können gerne die Küche verwenden, solange sie mich nicht stören und es ordentlich bleibt. Doch den Ausflug müssen sie mit meinem Herrn absprechen, dafür darf ich ihnen keine Erlaubnis geben."
Dann verbeugte er sich kurz, wünschte mir eine gute Nacht und ging aus meinem Zimmer.

Seufzend schmiss ich mich wieder in mein Bett. Es nervte mich das er mich jetzt wieder siezte! Ich hasste es wenn Leute das taten. Morgen müsste ich wohl oder übel mit Ciel reden, um einiges klarzustellen und um seine Erlaubnis einzuholen.

Früh am nächsten Morgen machte ich mich fertig und marschierte die langen Gänge entlang zur Küche.
Freudig wurde ich von den Bediensteten begrüßt. Zusammen mit ihnen Frühstückte ich, ehe ich mich an die Arbeit machte und begann zu backen. Da ich nicht genau wusste über was sich Undertaker freuen würde, bug ich einfach Plätzchen und zwar viele verschiedene Sorten. Von den normalen über Zimtplätzchen bis hin zu welchen mit Marmeladenfüllung war alles dabei.
Hoffentlich würden sie ihm schmecken. Diesmal hatte ich sogar den Ofen verwendet und nicht den Flammenwerfer, obwohl ich mir eingestehen musste, dass das mehr Spaß gemacht hatte.
Während ich in der Küche hantierte, war die Zeit rasend schnell vorbei gegangen und so musste ich schneller als erhofft mit Ciel sprechen.

Mit einem Teller voller Kekse stand ich vor der Tür und atmete noch einmal tief ein, ehe ich anklopfte und das Arbeitszimmer des jungen Earls betrat. Dieser saß über einem großen Stapel von Papierkram und schien ziemlich genervt davon zu sein.
Leise trat ich zu ihm heran und warf einen Blick auf die Unterlagen. Es handelte sich um Rechnungen, Auftragspapiere und einige Sachen von seiner Firma. Da er mich anscheinend nicht bemerkt hatte stellte ich den Teller vor ihm ab und räusperte mich kurz, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

"Entschuldigung dass ich störe, aber ich würde gerne etwas mit dir besprechen."

Mit Absicht benutzte ich wieder das 'du', denn so würde er es vielleicht auch verwenden. Ich wollte dass wir wieder ganz normal miteinander sprachen, so wie wir es getan hatten bevor er mein Geheimnis erfahren hatte.
Tatsächlich schien ihn das nicht zu stören und nutzte es auch: "Was möchtest du denn besprechen?", er schien erleichtert zu sein einen Moment Auszeit von seiner Aufgabe zu bekommen und griff sich begeistert einen meiner Kekse.
"Nun ja, ich wollte fragen ob ich heute Nachmittag kurz in die Stadt fahren dürfte. Außerdem wollte ich mich endlich bei dir bedanken, dass du mich nicht weiter in die Mangel genommen hast und mich hier weiterhin wohnen lässt. Stehen demnächst irgendwelche Aufträge an? Ich würde dir wirklich gerne helfen."

Nachdenklich schaute er mich über seinen Papierberg hinweg an, ehe er erwiderte: "Jaja schon gut, du kennst ja meine Motive und jetzt da du es erwähnst, wir haben demnächst tatsächlich etwas Neues vor, aber darüber unterhalten wir uns später.
Du kannst gehen, aber pass auf dich auf. London ist nicht gerade der Ort wo eine Frau alleine herumlaufen sollte und schon gar nicht die Gegend wo du hinwillst. Sei bitte vor Einbruch der Nacht wieder hier oder teile mir mit wenn du außerhalb bleibst."

Überglücklich bedankte ich mich und machte mich sofort auf den Weg um meine Sachen zusammen zu suchen. Kurz darauf setzte ich mich auch schon in die Kutsche, um zu dem verrückten Bestatter zu gelangen.

Visionen (Black Butler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt