Kapitel 20

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Grell Pov:

Seit der Nacht in der Madame Red und ich als Jack the Ripper aufgeflogen waren, hatte ich Innendienst. Wenn William mich nicht aus dem Kampf mit Sebastian herausgeholt hätte, hätte es schlecht für mich enden können. Ich hatte meinen Bassy unterschätzt. Nächstes Mal sollte ich aufpassen ihn nicht bis zur Weißglut zu bringen, obwohl er schon ziemlich heiß war wenn er wütend war. Doch das ich fast draufgegangen wäre war das kleinere Problem. Amalia hatte uns gesehen und das ließ mein Herz schmerzen. Ich hatte die Kleine wirklich liebgewonnen in der Zeit. Sicher dachte sie jetzt das schlechteste von mir und wollte mich nie mehr wiedersehen. Irgendwie musste ich das wieder geradebiegen. Sie war die Einzige die mich nicht seltsam angeschaut hatte als ich mein wahres Ich etwas durchblitzen gelassen habe. Es hatte mich noch nie jemand so akzeptiert wie ich war. Ich wusste, dass meine Art anstrengend sein konnte und sie hatte mich auch noch nicht vollständig kennengelernt, aber so wie ich sie kennengelernt hatte, würde sie mich akzeptieren. Doch dafür müsste ich mich erst einmal mit ihr aussprechen.

Jedoch saß ich hier in der Shinigamiwelt bis zum Ende meiner Strafe fest. Es sei denn ich fand jemanden der mir kurz Ausgang gewährte. Ein diebisches Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Ich würde einfach William darum anflehen! Mit federndem Schritt machte ich mich auf den Weg zu seinem Büro.
"Ohh, Will!", rief ich fröhlich als ich seine Tür öffnete. Der Angesprochene sah genervt von seinen Unterlagen auf: "Was wollen sie Sutcliff?!"

"Könntest du mir biitteee einen kleinen Ausflug in die Menschenwelt ermöglichen?", ich setzte einen bittenden Blick auf, "Bitte das ist mir wirklich wichtig!"

Doch er schnaubte nur ein abfälliges: "Auf keinen Fall!"

Mit dramatischen Gesten, diskutierte ich weiter mit ihm, bis er nachgab und mir 1h und 30min gab um mein Anliegen zu klären. Wenn ich auch nur eine Minute zu spät zurück war, das schwor er mir, dann würde er noch zwei weitere Wochen an die Strafe dranhängen lassen.

Glücklich das ich mein Ziel erreicht hatte umarmte ich ihn stürmisch, ehe ich aus den Raum stürmte um zu Amalia zu gehen.

Vor dem Anwesen angekommen lief ich erst einmal unentschlossen im Kreis. Was wenn sie mich gar nicht sehen wollte? Was wenn sie mich so sehr hasste, dass sie Sebastian auf mich hetzte? Im Prinzip hatte ich nichts dagegen dem ansehnlichen Dämon zu begegnen, aber das würde gerade meine eigentlichen Pläne ruinieren. Nach zehn Minuten überwand ich mich endlich und sprang auf ihr Fensterbrett. Hoffentlich hatte ich nicht schon zu viel Zeit verschwendet, sodass der Dämon mich geortet und dabei war mich vom Grundstück zu entfernen.

Zaghaft klopfte ich gegen das Fenster und dann noch ein zweites Mal etwas lauter als sich nichts tat. Endlich öffnete Amalia den Vorhang und blickte mich schockiert an. ~Ich wusste es, sie hält mich für ein Monster!~, dachte ich mir traurig. Doch zum Glück öffnete sie das Fenster, damit ich rein konnte.
Leise trat ich ein und schloss das Fenster wieder, ehe ich näher zu ihr hintrat.

Sie sah nicht sehr gut aus. Ihre Augen waren leicht gerötet, als hätte sie geweint, ihre Haare waren nass und sie zitterte leicht. Das weiße große Shirt was sie dazu noch trug ließ sie sehr klein und zerbrechlich erscheinen. Endlich überwand ich mich und entschuldigte mich:

"Amalia, es tut mir wirklich leid, dass du das in der Gasse sehen musstest. Das alles wird dich sehr geschockt haben, sowohl das ich getötet habe, als auch unser Auftreten. Ich wollte nicht das du mich so siehst, denn ob dus glaubst oder nicht, ich hab dich echt gerne und ich hoffe das du mir vergeben wirst. Ich möchte dass wir Freunde bleiben."

Nachdem ich fertig war lächelte ich sie traurig an. Hoffentlich würde sie es verstehen.

Nach einer Weile reagierte sie endlich: "Grell, dein Auftreten hat mich am wenigsten geschockt. Ich habe schon vorher die Vermutung gehabt das du ein Shinigami bist, doch das Töten war das letzte. Vor allem du als Todesgott solltest wissen wie viel Wert das Leben ist und nicht so leichtsinnig mit dem Tod spielen! Doch, wenn du mir versprichst, dass du so etwas nie wieder machst dann verzeihe ich dir. Du bedeutest mir nämlich auch viel."

Wild nickend willigte ich ein: "Ja, ganz bestimmt! Für dich mach ich das." Dann schmiss ich mich für eine lange Umarmung auf sie. Wir umarmten uns innig, doch ich war es der sie unterbrach.

"Da jetzt alles wieder gut ist, zieh dir bitte was wärmeren an, Liebes! Dein Shirt ist ganz feucht von deinen Haaren. Du wirst noch krank.", scheuchte ich sie vom Bett. Lachend stand sie auf und zog einen dicken Pulli und eine Hose aus dem Schrank, die sie sich im Bad anzog.

Als sie zurück war machten wir es uns auf ihrem Bett bequem und ich musste ihr alles von Anfang an erzählen. Zuerst fühlte ich mich dabei etwas unwohl, weil ich Angst hatte das sie mich für meine Gründe verurteilen würde, aber sie schien Verständnis zu haben. Sie akzeptierte es, genauso wie mich. Das machte mich verdammt glücklich.

Nun war sie dran mit erzählen und sie berichtete mir woher sie von uns Übernatürlichen wusste und was sie alles betraf. Ich versprach ihr in der Bibliothek nachzuschauen, ob ich etwas über ihre Fähigkeiten herausfinden konnte.

Langsam kamen wir zu alltäglichen Themen und wir tratschten einfach nur über alles was uns gerade einfiel. Wir lachten zusammen und ich genoss es mich nicht verstellen zu müssen, damit mich jemand verstand.

Doch unsere heitere Atmosphäre würde jäh unterbrochen als Sebastian erst klopfte und dann das Zimmer betrat. Wütend trat er zu uns herein: "Jetzt reicht es! Ich habe sie seit sie herkamen beobachtet. Nur weil sie anscheinend nichts Böses vorhatten, habe ich sie erst einmal in Ruhe gelassen, aber jetzt ist genug. Verschwinden sie ehe ich es mir anders überlege und aus ihnen Kleinholz mache!"

Amalia hatte sich schützend vor mich gestellt und wandte sich mit einen scharfen Ton an den Dämon:
"Grell ist ein guter Freund von mir und wir unterhalten uns nur. Also lass ihn in Ruhe und verzieh dich!"

Ehe es ausarten konnte umarmte ich sie und flüsterte ihr in Ohr: "Schon in Ordnung. Ich muss sowieso los. Wenn ich zu spät komme schickt mich Will direkt in meine eigene Hölle."

Ich gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange. "Tschüss, Kleines! Wiedersehn, Bassy~!", rief ich ihnen noch zu, ehe ich aus dem Fenster sprang und in die Nacht verschwand.

Visionen (Black Butler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt