Kapitel 6

1.6K 57 3
                                    

Amalia Pov.:

Die nächsten Tage verliefen recht ereignislos. Doch häuften sich bei mir die Vermutungen, dass in diesem Haus etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Und all diese Ungereimtheiten schienen bei dem Butler zusammen zu laufen. Ich beschloss ihn näher unter die Lupe zu nehmen und verbrachte einen Teil meiner Zeit damit ihm hinterher zu schleichen. Wenn ich das nicht tat half ich etwas im Haushalt aus oder stand mal wieder in der Küche. Ciel schmeckten meine Kreationen immer, deshalb machte ich heute eine Prinzregententorte. Ich hatte festgestellt dass er Schokolade liebte und diese Torte würde seinen Geschmack sicher treffen. Sie war typisch deutsch und erfreute sich in meinem Heimatort einer großen Beliebtheit. Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich fertig mit der aufwendigen Backware. Zusammen mit dem Tee servierten Sebastian und ich sie dem Earl zum Nachmittagstee. Wie erhofft liebte er sie und befahl seinem Butler gleich sich das Rezept geben zu lassen. Ohne Umschweife schrieb ich es ihm auf, ehe er wieder verschwand um seinen Pflichten nachzukommen. Ich sah wieder einmal meine Chance darin Sebastian unauffällig zu beobachten. Leider war er zu schnell für mich, sodass ich in der Eile eine Treppenstufe übersah um stolperte. Ich machte mich schon für den schmerzhaften Aufprall bereit, landete jedoch in zwei starken Armen. Als ich aufblickte sah ich in zwei rot-braune Augen. Da traf mich eine meiner Visionen wie ein Schlag. Ich sah ihn und den jungen Herrn wie sie einen Vertrag schlossen. Deutlich waren seine leuchtend roten Augen, spitze Zähne und eine Dunkelheit die ihn unheilvoll umwaberte zu sehen. Jetzt spürte ich auch seine Aura und wie gefährlich sie war. Als ich aus dem Strudel von Bildern auftauchte zuckte ich bei der Erkenntnis zusammen. Sebastian war ein Dämon der einen Pakt mit Ciel hatte! Kurz stockte mir der Atem als mir bewusst wurde das ich immer noch in den Armen des Teufels lag. Ich versuchte so gut es ging ruhig zu bleiben, doch zitterte meine Stimme leicht als ich ihn bat mich runterzulassen.

Skeptisch hakte er nach: "Sicher das bei dir alles in Ordnung ist?"

Verwundert dass er mich das erste Mal duzte, konnte ich nur nicken. Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und lief in die Bibliothek. Dort ließ ich mich auf einen der gemütlichen Polstersessel im hintersten Bereich fallen und begann Löcher in die Luft zu starren. Wie sollte ich mit meinem neuen Wissen nur umgehen? Werden sie mich aus dem Weg räumen wenn sie es herausfinden? Eigentlich sind beide höflich, freundlich und fast schon liebenswert auf ihre eigene leicht kühle Art, wenn Ciel nicht gerade seine Arroganz raushängen ließ. Jedoch wusste ich aus meinen Büchern und Recherchen dass man Dämonen nicht trauen konnte, da sie meist verlogen, hinterhältig und brutal waren. Sebastian wirkte aber nicht im Ansatz wie die beschriebenen Höllenwesen. Vielleicht gehörte das alles zu seiner Tarnung, doch würde ein Bösewicht so viel Engagement in den Haushalt investieren? Langsam setzten sich bei mir die Puzzelteile zusammen. Die Seltsamkeiten die mir aufgefallen waren, entstanden durch seine übernatürlichen Fähigkeiten. Reinigen, kochen, herrichten und vieles mehr schaffte er so mit Leichtigkeit. Auch die Tatsache dass der Earl die mysteriösen Fälle so fix aufklären konnte lag an ihrem Zusammenspiel.

"Wie das wohl so genau läuft mit dem Pakt? Und ob sie noch andere übernatürliche Kreaturen kennen?", fragte ich mich aufgeregt.

Von jetzt an würden die zwei mich erst Recht nicht mehr loswerden.

Meine anfängliche Angst war verflogen und war meiner Neugierde und Wissbegierde gewichen.
Ich würde erst ruhen wenn ich eingeweiht war in alles was sich hier abspielte!

Feuer und Flamme begann ich die Bibliothek nach Büchern über übernatürliches zu durchsuchen.
Schnell wurde ich fündig und blätterte es durch. Leider gab es nicht sehr viel über diese Themen und auch sonst brachten sie mir kaum neue Erkenntnisse ein. Doch das störte mich nicht, schließlich kannte ich die wichtigsten Fakten schon aus früheren Recherchen. Durch meine 'unnatürliche' Begabung hatte ich schon früh damit angefangen alles über Magie, Übernatürliches und Wesen aller Art zu studieren, um den Grund dafür zu finden warum ich anders war. Unglücklicherweise hatte ich nie das Glück die Antwort darauf zu finden oder zumindest eine Lösung. Auch deshalb biss ich mich an der Sache fest. Vielleicht war das endlich eine Möglichkeit mehr über meine Visionen herauszufinden.

Spät am Abend verließ ich leise die Bibliothek um mich in meinem Zimmer schlafen zu legen. Schon während des Lesens war ich dauernd eingenickt, weil mich die Müdigkeit übermannt hatte. Auf dem Weg musste ich an Ciels Büro vorbei, wo noch Licht brannte. Als ich seine und Sebastians Stimme durch die nur angelehnte Türe wahrnahm, kam ich nicht drum rum zu lauschen. Nachdem was ich so heraushören konnte, hatten sie einen neuen Auftrag von der Queen erhalten. London wurde zurzeit von einer großen Mordserie erschütterte.

Jack the Ripper, wie sich der Killer nannte war zurzeit in aller Munde und in jeder Zeitung war etwas über seine Vergehen zu lesen. Schon des längeren verfolgte ich seine Taten mit großem Interesse und nun wo der Wachhund der Königin den Auftrag hatte ihn zu fassen, sah ich meine Chance. Der Fall würde mir sowohl mehr Einblick auf die übernatürlichen Geschehnisse, als auch endlich die nötige Spannung in meinen langweiligen Alltag bringen.

Ohne einen Mucks von mir zu geben ließ ich den Raum hinter mir und huschte in mein Zimmer. Dort schmiss ich mich in das große Himmelbett und kuschelte mich in die Kissen. Der morgige Tag würde einiges mit sich bringen und während ich mir in Gedanken ausmalte was alles passieren könnte, schlief ich ein.

Visionen (Black Butler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt