XIX. Liste

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Jimin P.o.V

Die Tür schwang leicht auf.

Grinsend blickte ich zu Jin und wollte bereits vor Freude in meine Hände klatschen, doch Jinnie umgriff meine Handgelenke sanft, ehe ich dies tun konnte. Sachte legte er einen Finger an seine Lippen und deutete mir somit ruhig zu sein, während auch er selbst breit lächelte. "Wir wollen doch nicht, dass Yoongi uns beim rumschnüffeln erwischt, Jiminnie", erklärte er leise und ließ meine Hände wieder runter, als ich zu verstehen schien. Meine Augen wurden rund und ich hauchte sanft mit offen stehendem Mund. Daran hatte ich ja gar nicht gedacht! Jinnie war so schlau! Ich nickte vor freudig und klatschte meine Hände dann so langsam gegeneinander, dass kein Geräusch entstand. Stolz stemmte ich die anschließend an meine Hüfte. Lächelnd strich Seokjin mir durch mein wuscheliges Haar, dann öffnete er die Tür einen spaltbreit und schlüpfte mit mir im Schlepptau in den endlich offenbarten Raum. "Nur ein Arbeitszimmer...", murmelte Seokjin enttäuscht. 

Neugierig blickte ich mich um. Der Raum war recht groß und schien tatsächlich ein normales Zimmer zu sein. Zwei große, langgezogene Fenster ließen die spärliche Sonne hinein und beleuchteten einen großen, weißen Schreibtisch an der linken Wand, auf welchem verschiedene Stifte und Papier lag. Der Boden war komplett schwarz, während die Wände weiß gestrichen wurden. Ein hellbrauner Schrank bedeckte fast die gesamte rechte Seite des neu entdeckten Zimmers. Augenblicklich schwang mein Katzenschwanz freudig hin und her, während ich langsam auf den riesigen Möbel zu schritt, während Jinnie zum Schreibtisch marschierte. "Warum sollte er denn ein ganz normales Arbeitszimmer so unglaublich gut sichern?", flüsterte ich verwirrt, als ich die erste Tür des Schranks aufmachte. Zum Vorschein kamen zig hölzerne Ablagen, auf welchen sich verschiedene Fotos von Menschen undeinige Beschriftungen befanden. Interessiert nahm ich ein Foto hinunter. Es zeigte verschwommen eine Frau von vielleicht 60 Jahren mit grauem Haar. Was Yoongi wohl mit diesen Bildern anfing?

"Keine Ahnung... Andererseits, er arbeitet doch bei der Polizei, nicht? Vielleicht muss er seine Dokumente einfach in Sicherheit wissen", gab Jinnie zu bedenken. Das klang logisch. Ich nickte leicht und legte das Bild wieder zurück. Nun nahm ich das darunter liegende Dokument zu Hand. Allerdings hatte ich nie lesen gelernt und konnte somit herzlichst wenig mit dem Papier anfangen. Hinter mir zischte Seokjin erschrocken auf. Verwirrt wirbelte ich herum und flitzte zu dem schwarzhaarigen Hybriden. "Was ist los?", erkundigte ich mich vorwitzig und blickte in die Schublade, welche der Junge gerade eben geöffnet hatte. "Warum hat... Braucht man in der Polizei sowas?", verwundert runzelte ich die Stirn und wollte eine der mit Flüssigkeiten gefüllten Spritzen hochnehmen, doch Jin schlug rasch meine Hand weg. Panisch blickte er zu mir und schloss die Schublade schnell wieder. "Fass das nicht an. Das ist Gift. Dort stand drauf 'Würfelquallen-Extrakt' das ist tödlich, Jiminnie!"

Was war denn Fürwelquellen-Exakt? Und warum war es tödlich?! Ich riss ängstlich die Augen auf und riss meine Hand sofort wieder an meinen Körper. "Tödlich?", hauchte ich panisch und begutachtete die Schublade nun misstrauisch. Warum hatte Yoongi denn sowas bei sich? "A-Aber... Bei der Polizei bringt man doch keine Leute um, oder, Jinnie?" Polizisten waren doch die Guten! Der Hybrid starrte mich stumm an. Seine Schnurrhaare zitterten nervös und die Ohren legte er aufgeregt an. "Nein... Normalerweise bringt man bei der Polizei niemandem um. Und sogar falls doch, dann sind das Unfälle oder Notreaktionen. Aber doch nicht gezielt mit Gift! Außerdem bin ich mir fast sicher, dass das Gift illegal ist...", entrüstete sich Seokjin und zog mich ein wenig von dem Schreibtisch weg. "Warum... Hat Yoongi das denn sonst?", flüsterte ich, während ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ich hatte Angst. Irgendetwas war komisch mit Yoongi. Irgendetwas war... Nicht richtig. "Ich weiß es nicht... Vielleicht finden wir ja eine Erklärung...", seufzte der Ältere und strich mir beruhigend über den vor unterdrückter Panik zitternden Rücken. "Du fasst bitte nichts an, mein Schatz. Ich suche weiter."

Ich nickte verstehend und umschlang meinen Körper mit meinen beiden Armen, wobei sich mein fluffiger Schwanz auch noch um mein Bein wickelte. Irgendwie hatte ich jetzt doch ein ungutes Gefühl, was dieses Zimmer anging. Vielleicht hätten wir auf Joonie hören sollen und nicht hineinkommen sollen... "Was zur Hölle...", schnell wandte ich mich an Seokjin, welcher mit gerunzelter Stirn und blassem Gesicht eines der weißen Dokumente in den Händen hielt, dass ich vorher schon gesehen hatte. "Was? Was hast du gefunden, Jinnie?", meine Fingerspitzen kribbelten vor Aufregung und mein Körper spannte sich unwohl an, als ich die aufgerissenen Augen Jins sah. "I-Ich... Ich glaube nicht, dass Yoongi bei der Polizei arbeitet", hauchte er so leise, dass ich ihn fast nicht verstanden hätte. Jin war kreidebleich, um die Nase herum fast grün und der Katzenschwanz stand wie elektrisiert von ihm ab. Mit zitternden Fingern hielt er mir ein Bild entgegen.

Von mir.

Das Foto war ein wenig unscharf doch ich erkannte definitiv mein dreckiges Gesicht und meinen abgemagerten Körper. Mein Mund stand sperrangelweit offen, während ich mit bebenden Händen das Bild an mich nahm. "Warum hat er ein Foto von mir?", hauchte ich vor den Kopf gestoßen und sah entgeistert zu Jinnie. Man bemerkte, dass der Fotograf versucht hatte, das Bild unauffällig zu schießen. War Yoongi mir etwa hinterher spioniert? Was passierte hier gerade?! Jin zog ein weiteres Dokument von dem ordentlich gestapelten Haufen, sein Blick glitt über das Papier, es schien irgendeine Liste zu sein. Ein erstickter Schrei entwisch seiner Kehle und ehe ich mich versah, hatte Jinnie mich bereits hochgehoben und presste mich fest gegen sich. "Wir müssen sofort verschwinden", seine Stimme wackelte und eine Träne kullerte an seiner Wange runter. Panik flimmerte in meinen Augen, als ich bemerkte, wie aufgelöst Seokjin war. "Was?! Wieso?", ich klang viel zu schrill. Jin schluckte laut und schüttelte den Kopf. "I-Ich...", er seufzte unterdrückt und drückte mich noch fester an sich. Sofort umschlang ich seine Taille mit meinen dünne Beinchen und versteckte meinen Kopf in seiner Halsbeuge. "Yoongi ist kein Polizist. Er... bringt glaube ich... Leute um.", sein glasiger Blick streifte meinen.

"Und dein Name steht auf seiner Liste."

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Yoongis P.o.V

Seufzend räumte ich das Geschirr vom Esstisch und wischte über diesen. Mittlerweile waren alle meine Gäste wieder gegangen. Während dem Essen hatten Jin, Namjoon und aus irgendeinem mir unbekannten Grund, Jimin uns verlassen, da Seokjin ganz vergessen hatte, dass er heute noch einen Kuchen liefern sollte. Warum er dafür sowohl Namjoon wie auch Jimin brauchte, blieb mir weiterhin ein Rätsel. Jin hatte merkwürdig aufgelöst gewirkt und Jiminnie hatte mir nicht einmal in die Augen gesehen. Wahrscheinlich war der Kuchen bloß eine Ausrede gewesen, damit die drei sich über Jimins Verhalten heute unterhalten konnten. Denn Jimins Verhalten hatte mich um ehrlich zu sein auch ein wenig schockiert. Ich schloss sanft die Augen und wie automatisch fuhr mein Finger über meine Lippe. Fast hatte ich das Gefühl, dass ich Jimins Mund noch an meinem spüren konnte. Weich, sanft und so unglaublich liebevoll. Seufzend wrang ich das nasse Tuch mit welchem ich sauber gemacht hatte über dem Waschbecken aus. Heute Abend würde ich bei Jin vorbei schauen und Jimin wieder mit mir nach Hause bringen. Ich konnte das Risiko nicht eingehen, ihn so lange allein zu lassen.

Oben hörte ich Holly irgendetwas zerfetzen. Fluchend legte ich das Tuch bei Seite und rannte die Treppen hoch. Was hatte der Pudel denn jetzt schon wieder erwischt? Bitte nicht erneut meine Hosen! Die mochte Holly aus irgendeinem Grund ganz abgöttisch. Alsbald man ihn für drei Sekunden in mein Zimmer ließ, bediente der Hund sich meistens an meinen Jeans oder an meinem Kissen. Manchmal auch beide gleichzeitig. Seufzend kam ich im oberen Stockwerk zum stehen und suchte den Boden nach Kleidungsfetzen und Holly ab. Keine Spur von dem kleinen Pudel. Verwirrt blickte ich nun die Türen entlang. Hatte ich etwa eine Zimmertür aufgelassen? Suchend schweifte mein Blick durch den Flur. Vor meinem Arbeitszimmer saß mein Hund. Holly sah fröhlich zu mir hoch und kaute weiterhin auf irgendetwas herum. Murrend schritt ich zu dem Pudel und entfernte das nasse Papier aus seiner Schnauze. Augenblicklich stockte mein Atem und mein Herz blieb stehen. Holly kaute auf dem Bild von Jimin herum. Mein Blick schnellte nach oben.

Die Tür stand einen spaltbreit offen.

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So, jetzt wissen Jin und Jimin also endlich bescheid! Was sie nun wohl tun? Morgen geht bei uns die Schule wieder an, also wird wahrscheinlich wieder unregelmäßiger geuplaodet werden... Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1420 Wörter

The Killer's Kitten ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt