XLIII. Krankenhaus

3.9K 316 16
                                    

Yoongis P.o.V

Meine Hände schwitzten unglaublich während ich in das Krankenhaus schritt. Ich wollte nicht hier sein. Ich hasste Krankenhäuser. Es stank nach Desinfektionsmittel und Medikamenten. Der Geruch von Tod mischte sich mit dem von frischer Wäsche. Mir wurde fast schlecht davon. Doch ich musste das tun, ich musste hier durch. Für meinen Jiminnie. Laut schluckte ich, als sich die gläsernen Türen hinter mir schlossen. Augenblicklich brach mir Angstschweiß aus und ich verlor jegliche Farbe. Zittrig presste ich meine Jacke fester an meinen Körper und senkte den Blick. Der Boden zu meinen Füßen war blitzblank weiß. Ich konnte sogar schemenhaft meine Silhouette darin erkennen. Tief durchatmend schritt ich auf die Rezeption zu. Ich würde das schaffen.

"Hallo, ich wollte gerne Park Seonghun besuchen kommen", ich blickte der älteren Dame hinter dem Tresen nicht in die Augen. Diese tippte bloß wortlos etwas in ihren Computer ein und beäugte mich anschließend skeptisch. "Und sie sind?" Mein Hals schnürte sich zu. Alles erinnerte mich an damals. "Min Yoongi, ein enger Freund", log ich wie gedruckt. Meine Gedanken kreisten während dessen unaufhaltsam, während längst vergrabene Erinnerungen sich an die Oberfläche kämpften. Min Yoongi, ihr Sohn. Ich schüttelte hektisch den Kopf und versuchte somit die Stimme eines 17-Jährigen Ichs zu vertreiben. Die Dame verengte leicht die Augen und nickte dann. "Er liegt im 2 Stock, Zimmer Nummer 203, links vom Fahrstuhl."

Ich bekam gerade so noch ein Danke rausgewürgt, ehe ich mich von ihr abwandte und bemerkte, dass meine Finger leichte Schweißspuren am Tresen hinterlassen hatten. Ich versuchte mich zusammen zu reißen und schritt auf den Fahrstuhl zu, welcher rechts vom Eingang stand. Schnell stieg ich in diesen und bemerkte, dass niemand bei mir war. Um meine gereizten Nerven zu beruhigen zog ich mein Handy dort heraus und starrte den Bildschirm an. Mein Hintergrundbild war ein Bild von Jimin, wie er strahlend auf Namjoons Schoß saß. Sofort entspannte ich mich ein wenig und betrachtete das Foto. Mein Kätzchen trug einen meiner Pullover, welcher ihm viel zu groß war und hielt einen angeknabberten Keks in der Hand. Das Bild hatte ich im Café Sweetheart gemacht. Minnie hatte damals noch blondes Haar gehabt, welches ihm wild vom Kopf abstand. Rund um den Mund des Hybriden befanden sich Krümel der Leckerei und Namjoon hatte den Kopf im Nacken liegen und schien entweder zu schlafen oder nachzudenken.

Die Tür ging mit einem leisen 'Ding' auf. Ich steckte mein Handy wieder ein und trat zögerlich in den Flur. Ein Arzt eilte aus einem Zimmer auf mich zu und drückte mich hastig zur Seite, um die Treppen runter zu rennen. Kurz blieb ich einfach still stehen und starrte alles um mich herum an. Die weißen Wände. Der spiegelnde Boden. Das grelle Licht. Alles war mir viel zu bekannt. Mein Herz schlug mir praktisch bis zum Hals und mein Magen fühlte sich an, als wäre er verknotet. Ich wollte hier raus. Doch ich musste das durchhalten. Ich trat einen Schritt nach vorne und sah mir die hölzerne Zimmertür 203 an. Sanft klopfte ich an. "Mr. Park?" Mom? Dad? Ich biss mir fest auf meine untere Lippe, um die Erinnerungen zu unterdrücken. Es erklang keine Antwort.

Als ich die Tür öffnete, wehte mir bereits der Duft nach starken Medikamenten entgegen. Ungewollt hielt ich die Luft an. Ich blickte mich kurz im Raum um. Links an der Wand stand ein Bett, in diesem lag ein älterer Herr von vielleicht 50 Jahren. Er war an etliche Tuben und Monitoren angeschlossen. Als er zu mir sah, verkrampfte ich komplett. Er glich Jimin so unglaublich. Der Mann hatte blondes Haar, welches stumpf und verknotet schien, büschelweise schien es sogar zu fehlen. Seine braunen Augen, welche die selben Sprenkel wie mein Minnie hatten lagen tief in seinem Gesicht. Und er hatte Katzenohren. Auch diese wiesen mehrere kahle Stellen auf. Er glich meinem Hybriden wirklich. Und das machte mir Angst. Ich wollte nicht schon wieder jemanden den ich liebte im Krankenhaus sehen. Mir traten Tränen in die Augen, doch ich blinzelte sie schnell weg.

"Seonghun Park?", meine Stimme kam als heiseres Krächzen raus. Der Blonde bedachte mich eines verwunderten Blickes, nickte jedoch bestätigend. "Ja, und sie sind?", mein gesamter Körper verkrampfte sich. Sogar seine Stimme klang meinem Engel viel zu ähnlich. "M-Min Yoongi, ich arbeite bei der Polizei", zittrig steckte ich meine Hand in meine Tasche und zog einen falschen Ausweis hervor, welchen ich mir vor Jahren machen lassen hatte. Augenblicklich sackte der Mann in sich zusammen. "Wenn es wieder um mein Erbe geht. Ich weiß, dass mein Sohn verschollen ist, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Es bleibt in meinem Testament stehen bis zu meinem Tod, wenn er dann nicht auftaucht, gehört das Geld der Regierung." Der Mann klang hoffnungslos und verloren. Ich nickte bloß leicht. "Eure Frau, wieso steht die nicht im Testament, Sir?", ich versuchte professionell zu klingen, doch mein verschwommener Blick wollte sich einfach nicht klären.

"Oh, das tut sie. Sie steht dort als Erbe meines Hauses und meines Wagens. Es war unsere gemeinsame Entscheidung gewesen, unserem Jimin das Geld zu vererben. Jedenfalls bis ihr Polizisten hier aufgetaucht seid und mir erzählt habt, ich könne nicht warten, bis man ihn fand. Mein Erbe soll nach meinem Tod sofort ausgehändigt werden." Meine Luftzufuhr schnürte sich zusammen. Yoongi, du sollst meine Firma erben, hoffentlich machst du mich stolz, Junge. Ich musste hier raus. "Aha. Also gibt es keine anderen Erben? Wenn Jimin nicht auftaucht geht das Geld sofort an den Staat?" Das würde dann meine Theorie vernichten, dass es vielleicht ein Familienmitglied sei. Der Blonde nickte leicht. "Ich habe keine Familie mehr. Nur noch ich und meine Frau. Und ich bezweifle, dass noch irgendjemand auftauchen wird von meiner Seite." Ich strich mir mein verschwitztes Haar aus der Stirn. "Wie meinen sie das, Sir?", krächzte ich ungenau.

"Ich wurde enterbt, da ich ein Hybrid bin. Ich hatte seit Jahren zu keinem mehr Kontakt aus meiner alten Familie. Meine Eltern sind mittlerweile tot. Geschwister habe ich soweit ich weiß auch nicht." Mein Kopf dröhnte. Ich hielt das nicht mehr aus. Außerdem hatte ich meine Antwort bereits bekommen. Es schien niemand hinter dem Erbe hinterher. Wenn er tatsächlich keine Familie mehr hatte, dann konnte sich niemand das Erbe stehlen. "V-Vielen Dank", schon drehte ich um und rannte praktisch die Treppen runter. Ich hatte keine Zeit um auf den Aufzug zu warten. Ich musste sofort raus. Ich sprintete an der Rezeption vorbei und lief fast gegen die Tür, als diese nicht schnell genug aufging. Als ich endlich aus der Klinik hinaus war rannte ich noch weiter. Ich blieb erst stehen, als ich das Gebäude nicht mehr sah und näher an meinem Hotel war, in welchem Jimin gerade auf mich wartete. Außer Atem beugte ich mich nach vorne und stützte meine Hände gegen meine Knie. Mein Handy vibrierte sanft.

"Hallo?", nach Luft schnappend nahm ich den Anruf entgegen. "Hey, Yoongi!", die fröhliche Stimme Seokjins erklang auf dem anderen Ende der Leitung. Ich versuchte mich ein wenig zu beruhigen und öffnete die Tür des Hotels. "Oh, hey Jin. Was gibt's?", es raschelte ein wenig und ich hörte sein sanftes Lachen. "Namjoon hatte heute seine erste Operation", erklärte er glücklich. Toll. Noch mehr Krankenhäuser. Genau was ich gerade hören wollte. Ich schüttelte meinen Kopf um die negativen Gedanken los zu werden. "Und wie ist es gelaufen?", erkundigte ich mich interessiert, joggte derweilen die Treppen hoch zu unserem Zimmer. "Toll! Jungkook ist ja so ein begabter Chirurg! Er muss nur noch einmal untersucht werden in einer Woche und dann kann er in zwei Monaten hoffentlich wieder normal gehen", ich konnte mir Seokjins breites Grinsen praktisch vorstellen. "Das ist toll, ich freu mich für euch!" Jin kicherte leise.

"Wir danken dir, Yoongi. Ohne dich wäre das alles nie passiert!"

*********************************

Obwohl gestern schon ein Kapitel hochgeladen wurde von unserer liebsten Melly, hatte ich auch Lust eins zu schreiben, also hier, bitte sehr xD Hoffentlich hat es euch gefallen! Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1310 Wörter


The Killer's Kitten ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt