XLVII. Fesseln

4.4K 319 80
                                    

Yoongis P.o.V

Ich erwachte, als ich ein leises Geräusch hörte. 

Seufzend drehte ich mich zur Seite und rieb mir verschlafen übers Gesicht. Dann kuschelte ich mich tiefer in meine warme Decke. Erneut erklang ein schabendes Geräusch, gefolgt von einem Wimmern. Ich murrte leise und öffnete verschlafen ein Auge, um zu sehen, was hier den ganzen Lärm veranstaltete. Mein Zimmer war komplett dunkel. Der Mond schien blass durch die weißen Gardinen hindurch und erhellte mein Bett. Langsam blinzelnd sah ich an mir runter. Vielleicht musste Holly pinkeln und kratzte an der Tür? Laut gähnend setzte ich mich auf. Mein Pudel schabte tatsächlich an der Tür. Leise jaulte der Hund auf und schabte erneut über das Holz. "Shhh, sei leise, Holly. Du weckst noch...", meine Hand tastete neben mir das Bett ab.

Leer.

"...Jimin", irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen. Wo war mein Kätzchen hin? Vielleicht aufs Klo? Kurz darauf fluchte ich jedoch unterdrückt und schwang meine Beine aus dem Bett. Minnie ging in der Nacht nie allein ins Bad. Er weckte mich immer auf, um ihn zu begleiten, oder nahm wenigstens Holly mit, wenn er das Zimmer verließ. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Langsam fiel die Müdigkeit von mir und wisch hektischer, brennender Nervosität und schneidender Angst. "Minnie?", rief ich laut, wartete auf eine Antwort. Es kam jedoch nichts- 

Ein Geräusch. Es kam von unten. 

"Verfluchte Scheiße.", es war definitiv etwas nicht richtig. Mein Hybrid würde niemals nachts einfach runter gehen. Er fürchtete sich ja schon davor nur ins gegenüberliegende Bad zu gehen! "Holly, bleib", befahl ich kühl, während ich auf meinen Nachttisch zu schritt. Der Pudel flitzte zu mir und setzte sich vor meine Füße. "Braver Junge", meine Hand suchte ein wenig in dem Schränkchen, bis ich fand was ich suchte. 

Ich umgriff die Spritze mit der süß riechenden Flüssigkeit fester, während ich in meiner anderen Hand ein Messer umgriff. Rauschende Panik erfüllte mich. Ich torkelte nach vorne, spürte Tränen in meinen Augen. Unbeschreibliche Angst schnitt mir den Atem ab. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Auch wenn ich niemals gewollt hatte, dass mein kleiner Engel diese Person zu Gesicht bekommen müsste. Ich atmete tief durch, ließ meinen Kopf abschalten. Als ich die Augen wieder öffnete, waren nicht länger Tränen zu sehen. Sondern nur kalte Leere. Suga grinste breit, als er die Kontrolle an sich riss. Und Yoongi sich verabschiedete.

Meine Füße setzten sich so präzise auf den Fliesen ab, dass man mich gar nicht hören konnte. Mein Atem war ruhig, geregelt. Die Spritze zwischen meinen Fingern glänzte leicht im Mondlicht, als ich die Treppen hinunter schlich. Ein sanftes Schmunzeln umspielte meine Lippen, als ich daran dachte, mein Merkmal heute benutzen zu können. Der gläserne Behälter mit der spitzen Nadel enthielt nämlich Blausäure. Verstärkt mit Zucker, da ich irgendwann herausgefunden hatte, dass dies dem verräterischen Mandelgeruch des Giftes entgegenwirkte. Meine linke Hand umschloss das Messer fester, als ich auf der letzten Stufe zum Halt kam.

In der Küche war ein Licht an.

Und ich hörte definitiv ein unterdrücktes Maunzen.

Jiminnie.

Ich rannte nach vorne. Obwohl Suga gerade die Kontrolle über mich hatte, konnte ich mich nicht zurück halten. Ich musste mein Baby retten. Also dachte ich nicht nach. Stürzte einfach kopfüber in meine Küche und atmete hektisch ein und aus, während Adrenalin meine Nerven reizte. Vor mir saß mein Kater. 

An einen Stuhl gefesselt.

Heiße Tränen liefen an seinem Gesicht herunter, zwischen seinen Lippen steckte ein Tuch und er schluchzte fürchterlich laut, was jedoch nur stumpf hervor kam. "Minnie!", schreiend rannte ich auf ihn zu und legte meine Waffen auf dem Tisch nieder. Das Heulen meiner Katze verstärkte sich. Seine Augen waren rot und aufgedunsen. Das Gesicht nass von den Tränen, die Nase rot. Zitternd schüttelte er den Kopf und schrie mir mit verzerrtem Gesichtsausdruck etwas zu, doch ich verstand ihn nicht. "Baby, oh mein Gott, wer war das?!", mittlerweile liefen auch mir Tränen übers Gesicht, während ich mich daran machte, seine Füße aus den Fesseln zu befreien. Sein Schluchzen und Heulen ließ mich wieder hochblicken und ich stockte komplett.

The Killer's Kitten ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt