I. Wunden

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Jimins P.o.V

Fluchend hielt ich eine vor Kälte bebende Hand gegen meine Wange gepresst, während die andere krampfhaft die wenigen, kühlen Münzen zwischen meinen Fingern umklammerte. Meine nackten Füße rannten derweilen hektisch über den kalten Boden. Ich pustete sanft eine Strähne meines dreckigen, blonden Haares hoch, als diese in meine Sicht fiel. Mein Gesicht pochte unangenehm und ich spürte, dass ein wenig warmes Blut aus der Wunde an meiner linken Backe hinunter rann. Am ganzen Körper zitternd steckte ich das Geld in die Tasche meines ausgeleierten Pullovers und hastete weiter die enge, dunkle Gasse entlang. Hinter mir hörte ich immer noch die festen Schritte meiner drei Verfolger, welche sich wohl einfach nicht abhängen lassen wollten. Na warte... "Bleib stehen, verdammtes Mistvieh!", schrie einer der bulligen Kerle mir hinterher, doch ich ignorierte dies gekonnt. Die Sonne war gerade dabei unterzugehen, sodass der Weg vor meinen braunen Augen immer dunkler wurde. Sehr gut. Meine Katzenaugen erkannten auch noch im Dunkeln alles klar und deutlich, während meine Verfolger mittlerweile fast blindlings durch die schwarze Nebenstraße torkelten. Als ich einen grünen Müllcontainer an der linken Wand bemerkte, sah ich meine Chance kommen.

Schnell ging ich in die Hocke und sprang flink auf die Mülltonne, welche dabei leise quietschte, dann rammte ich meine ausgefahrenen Krallen in das vertrocknete Efeu des grauen Gebäudes, neben welchem die Tonne stand und hievte mich ächzend auf den kleinen Dachvorsprung hinauf. Geschickt stellte ich mich wieder auf die Beine, rannte nun an der eisernen Dachrinne entlang und legte mich flach auf die von der untergehenden Sonne leicht gewärmten Ziegel, sodass die Männer mich nicht mehr sehen konnten. Grinsend legte ich die blonden Katzenohren an und wickelte meinen flauschigen Schwanz um mein linkes Bein. Langsam robbte ich etwas näher an den Vorsprung und wagte einen Blick auf die finstere Straße. Drei stämmige Kerle in schwarzen Hemden blickten dort verwirrt zu allen Seiten, wobei natürlich niemand von ihnen auf die Idee kam, hoch zu sehen. Ich musste ein leises Kichern unterdrücken, als einer der Männer sich verwirrt über das schwarze Haar strich und misstrauisch die Umgegend musterte. "Wo ist er hin?", grollte er und stemmte die Hände frustriert in die Hüfte. Grinsend kroch ich weiter über das Dach, bis ich schließlich auf der anderen Seite runtersprang. Lautlos landete ich auf meinen aufgeschürften Füßen und spazierte gemächlich den Gehweg entlang, wobei das gestohlene Geld in meinem Hoodie leise klimperte.

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"Jinnie?", ich schielte neugierig durch die beschlagenen Fenster der alten Bäckerei und mein Blick schweifte suchend durch den leeren Raum. Mein warmer Atem beschlug dabei das dreckige Glas und meine knochige Gestalt presste sich nahe an die Fenster um besser hineinsehen zu können. Es schien niemand mehr in dem kleinen Café zu sein. Sanft löste ich mich von der verschmierten Fensterscheibe und trat einen Schritt nach hinten. Ein kaltes Zittern erfasste mich dabei und meine Zähne fingen an aufeinander zu klappern. Die Bäckerei vor mir sah heruntergekommen und recht alt aus. Die rote Farbe, welche das Gebäude zierte war durch die Kälte bereits staubtrocken geworden und fing an langsam runter zu blättern. Die krummen, schwarzen Buchstaben, welche einmal 'Sweetheart', der Name des Ladens, buchstabiert hatten hingen ziemlich schief und vorne fehlte das 'S'. Jins Bäckerei war nicht mehr im besten Zustand, doch das interessierte mich herzlich wenig. Ich liebte sein Café und würde es gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen. Ich mochte die alte Klingel, welche mittlerweile rostbraun und nicht mehr gold war. Mich faszinierte der Sprung in dem linken Fenster, welcher die Form einer Schneeflocke hatte und vor allem, hier lebten Namjoon und Seokjin.

Und das war ja wohl Grund genug, um die Bäckerei zu vergöttern.

Ein flackerndes Licht ging an und tunkte den kleinen Raum in warmes, oranges Licht. Das Licht gab den Blick auf einen gläsernen Tresen mit einigen Leckereien und drei runden Tischen frei um welche sich grüne Stühle sammelten. Jin erschien aus der schlichten Tür hinten im Gebäude, welches in das kleine Schlafzimmer von ihm und Joonie führte. Augenblicklich legte ich die blonden Katzenohren an und fummelte nervös am Saum meines weinroten Pullovers, welcher die beißende Kälte eher schlecht als recht aufhielt. Hatte ich Seokjin etwa geweckt? Das hatte ich nicht gewollt! Mein Blick glitt kurz hinter mich zum blassen Mond, welcher hoch am Himmel stand und erneut zitterte ich heftig. Es war bereits späte Nacht, das wusste ich. Aber wir hatten mittlerweile Anfang Oktober und die Nächte kamen immer schneller und blieben viel zu lang. Ich hasste den Winter. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder in die Bäckerei. Seokjins große Gestalt kam zögerlich auf den Eingang zu, doch als er mich entdeckte, fing sein schwarzer Katzenschwanz an fröhlich hin und her zu wippen, während er die Tür aufschloss. Jinnie war auch ein Katzenhybrid und kümmerte sich ein wenig um mich, seit ich ausgesetzt wurde. Das Schloss der Tür klickte leise. Kurz darauf streckte er den schwarzen Schopf bereits aus der Tür und zog mich hastig am Handgelenk hinein.

"Jimin! Ich dachte du würdest erst morgen-", seine braunen Augen weiteten sich erstaunt und er riss den Mund auf, als er die blutende Wunde in meinem Gesicht bemerkte. Augenblicklich schlugen Seokjins Mutter-Instinkte zu. "Was ist passiert?", hastig hob er mich unter den Armen hoch und drückte mich fest an sich, während er schnell mit mir in sein Zimmer stob. Seine angenehme Körperwärme vertrieb dabei die frierende Kälte der Straße. "Ich bin hingefallen und jetzt tut meine Wange ganz doll weh!", erklärte ich kurzangebunden und kuschelte mich seufzend in die beschützende Umarmung des Älteren. Sanft wurde ich auf seinem Bett niedergelassen, wo ich neben mir eine andere Gestalt ausmachen konnte. Verschlafen richtete diese sich auf und blinzelte gegen das flackernde Licht. Ein träges Grinsen erschien auf dem Gesicht Namjoons, als er mich erkannte. "Hey, Kleiner..."murmelte er halb im Schlaf und robbte etwas näher zu mir, damit ich ihn begrüßen konnte. "Hallo!", erwiderte ich lächelnd. Wie selbstverständlich küsste ich die rechte Wange Joonies und wandte mich dann wieder an Jin, welcher hektisch im Raum herum wuselte. Beine schwingend sah ich ihm dabei zu und bemerkte nebenbei, dass Namjoon schon wieder leise schnarchte.

"Du musst unbedingt besser auf dich aufpassen, Jiminnie!", seufzend ließ sich der Schwarzhaarige vor mir nieder und fuhr mir sanft durch das blonde, schmutzige Haar. Ich nickte verstehend und fing an leise vor mich hinzusummen, als Jin meinen Kopf drehte und einmal hastig mit seiner rauen Zunge über die frische Wunde fuhr. Natürlich brachte diese Geste nicht fiel, was Jinnie auch wusste, aber als Hybrid drückten sich bei uns beiden manchmal die tierischen Instinkte durch, wie jetzt gerade. Sofort spross ein breites Grinsen über mein Gesicht. Dass Seokjin mir so versuchte zu helfen bewies eigentlich nur, dass er sich tatsächlich für meinen Vater, respektiv bei ihm eher Mutter, hielt die ihr Kleines umsorgte. Schnell desinfizierte der Ältere meine Wunde und klebte dann ein breites Pflaster drüber. "So, das müsste für den Anfang reichen!", dankend küsste ich auch Seokjin auf die rosige Wange und hüpfte schwungvoll vom kleinen Bett, wobei ich fast gegen Namjoons alten Rollstuhl stieß. Dass Namjoon nicht mehr gehen konnte war auch der Grund gewesen, warum er mit der Arbeit aufhören musste, sodass Jin nun allein das Geld beschaffte. Joonie saß bereits im Rollstuhl, seit ich ihn kennen gelernt hatte, was mittlerweile schon 14 Jahre her war. Jedenfalls, Seokjin nach. Ich wusste es nicht wirklich, da ich mich erstens nicht viel daran erinnern konnte und zweitens nicht rechnen konnte. Aber Jin hatte mir vor kurzem erzählt, dass ich jetzt ungefähr 17 vielleicht auch 18 Jahre alt sein müsste.

"Willst du noch etwas essen, hm?", lächelnd nahm Jin meine Hand und zog mich aus dem Schlafzimmer, welches wieder erfüllt von Joonies Schnarchen war. Ich schüttelte leicht den Kopf. "Schon gut, Jinnie. Ich habe keinen Hunger.", das war natürlich eine blanke Lüge, doch ich wusste, dass Seokjin nicht viel verdiente. Er sollte sein Essen ruhig für sich und Joonie behalten. Seokjin seufzte leise und nickte dann verstehend. "Na gut. Und etwas zu trinken?" Auch das verneinte ich vehement. Ich schritt flink zur Tür, wobei ich meine viel zu große Hose einige Male hochziehen musste. Die blaue Jeans hatte mal Namjoon gehört, doch dieser hatte sie mir geschenkt. Allerdings war ich viel kleiner und um einiges magerer als der Brünette, sodass ich ein Seil um das Kleidungsstück geschlungen hatte, damit es mir nicht von der knochigen Hüfte fiel. An der Tür angekommen drehte ich mich erneut um und schloss Jin kurz in meine Arme. Der 28-Jährige schlang dabei sanft seinen fluffigen Katzenschwanz um mein Handgelenk. "Ich komme morgen zurück. Man sieht sich dann!" Der Schwarzhaarige nickte und strich über mein blondes Haar, ehe er sich wieder von mir löste. "Bis dann und sei vorsichtig!" Nickend entwand ich mich aus seiner Umarmung.

Wobei meine klimpernden Münzen unauffällig in seiner Hosentasche verschwanden.

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Jap, wir schreiben wieder eine neue Story! Yaaaas! Ich hoffe das erste Kapitel war nicht allzu langweilig, aber wie ihr wahrscheinlich wisst sind die ersten Kapitel immer ein wenig ereignislos. Makel, Bemerkungen oder was auch immer gerne hier lassen! Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

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1510 Wörter

The Killer's Kitten ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt