XXXVII. Suga

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Yoongis P.o.V

Der Plan war einfach. Ihn auszuführen würde ein Klacks werden. Mein Opfer war ein ungefähr 40 Jähriger Mann. Braunes Haar mit einigen grauen Strähnen, gütige grüne Augen und viele Lachfalten um das Gesicht. Man könnte ihn tatsächlich für einen netten, herzensguten Menschen halten. Doch ich wusste es besser. Leise vor mich hin summend folgte ich dem älteren Herren die Straße entlang. Mittlerweile war es ungefähr zehn Uhr am Abend und ich wollte schleunigst zurück nach Hause. Jimin hatte ich bei Jin und Namjoon gelassen, damit er nicht so lange allein auf mich warten musste. Ich zog mir die graue Mütze ein wenig tiefer in mein Gesicht und richtete die weiße Atemschutzmaske. Ich schlenderte gemütlich die verlassen Straße entlang, hatte dabei eine Hand unauffällig in meiner Jackentasche stecken, Kopfhörer in beiden Ohren und schien komplett entspannt.

Doch der Anblick täuschte. Meine Hand umklammerte nämlich gerade eine Spritze voller Maitotoxin. Einem Gift, das ich erst vor kurzem gekauft hatte und ich hatte wirklich Lust, es jetzt auszuprobieren um zu sehen ob die Wirkung wirklich so tödlich war, wie mir gesagt wurde. Die Kopfhörer in meinen Ohren waren aus, sie dienten bloß der Tarnung als uninteressierter Fußgänger. Meine entspannte Haltung schien bloß so. In Wirklichkeit war mein gesamter Körper angespannt. Um jeden Moment die Verfolgung aufnehmen zu können, sollte mein Opfer davon rennen. Ich schmunzelte sanft. Ich hoffte wirklich, das würde passieren. Ich mochte es, wenn meine Beute zu entkommen versuchte. Es war unterhaltsam. 

Jedenfalls für Suga.

Nicht unbedingt für mich.

In meinem Kopf waren Suga und ich, Min Yoongi, noch immer verschieden Personen gewesen. Natürlich nicht, als wäre meine Persönlichkeit gespalten oder geteilt oder dergleichen, sondern nur... Zweiseitig. Wie die beiden Seite einer Medaille. Wenn man mich von vorne sah, sah man den normalen Min Yoongi. Hobbys waren Basketball, schlafen und mit Freunden etwas unternehmen. Drehte man die Medaille jedoch um, so lernte man Suga nennen. Teuflisch gerissen, fast schon krankhaft unbeeindruckt von Tod und zielsicher. Wenn Suga jemanden tot sehen wollte, dann passierte das auch gefälligst. Suga und ich waren also die selbe Person, der selbe Mensch und doch anders. Suga war mein Autopilot. Ich schaltete ab, er schaltete ein. Er erledigte die Arbeit für mich.

Der Mann vor mir schielte kurz nach hinten. Erblickte mich und stockte. Er runzelte sanft die Stirn, während ich weiterhin gemütlich auf ihn zu spazierte, als würden unsere Wege sich nur zufällig kreuzen. Leise pfeifend bewegte ich mich auf ihn zu, ließ den Blick dabei über die Straße schwenken. Wir waren allein. Unter meiner weißen Maske entstand ein breites Grinsen, bei welchem man all meine Zähne bewundern konnte. Der Mann vor mir, welcher Dol Minhae hieß, weitete seine Augen. Sein Körper verspannte sich, als meine Schritte weiterhin in seine Richtung verliefen. Er schien zu realisieren, dass ich nicht nur zufällig da war. Ein letztes Mal blickte er zu mir. Dann rannte er davon. Dunkel kicherte ich und gab dem Herren einige Sekunden Vorsprung. Anschließend nahm ich die Verfolgung auf. Die Jagd hatte begonnen. Und das gefiel Suga außerordentlich.

Ich hoffte aus ganzem Herzen, dass Jimin Suga niemals zu Gesicht bekommen würde.

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"Yoongi?", die fragende Stimme Jimins riss mich aus meinen Tagträumen. "Ja, mein Engel?", leicht blickte ich zu ihm hoch, während ich einige weiße Shirts aus meinem Schrank riss und diese in unseren Koffer stopfte. "Wie fühlt es sich an jemanden umzubringen?" Ich stockte in meinen Bewegungen. Die Shirts immer noch in meiner Hand sah ich zaghaft nach links auf mein Bett, auf welchem ein Beine schwingender Jimin saß und an einer Tafel Schokolade nuckelte. Mein Herz blieb mir praktisch stehen. "Was?", krächzte ich leise. Nur um sicher zu gehen, dass ich ihn richtig verstanden hatte. Mit einem leisen, schmatzenden Geräusch zog Minnie die Süßigkeit zwischen seinen Zähnen hervor und erwiderte neugierig meinen Blick. "Wie es sich anfühlt, jemanden umzubringen, Yoonie", wiederholte er sanft.

Mein Körper versteifte sich, während meine Knöchel weiß hervor traten, als ich meine Klamotten so fest umgriff. Wie fühlte es sich an, jemanden umzubringen. Ich kannte die Antwort. Ekelhaft, grauenvoll, man fühlt sich schuldig, elend, allein und so unglaublich unwürdig. Doch mir schien diese Antwort inkomplett. Denn da gab es noch Suga. Und Suga liebte das Morden. Das Gefühl mächtig zu sein, Gott spielen zu können, diese berauschende Ekstase und der grobe Adrenalinkick. "Yoongi?", die Katze hatte aufgehört zu essen und sah nun neugierig zu mir, während sein flauschiger rosa Schwanz sich um sein Bein kringelte. Jimin sah aus diesen großen, bronzefarbenen Augen zu mir, sein leichter Schmollmund war von geschmolzener Schokolade überzogen, die süße Nase rümpfte sich leicht und die Öhrchen zitterten aufgeregt. Ich fasste in sekundenschnelle meinen Entschluss.

"Ich weiß es nicht, Minnie.", gab ich ehrlich von mir. Denn ich wusste es wirklich nicht. Wenn man mich fragte, war das Morden grausam, doch drehte man die Medaille um... War es berauschend. "Tust du das gern? Andere umbringen?", sein Beine schwingen hatte aufgehört. Der Schweif kringelte sich nicht mehr. Ich blickte auf meine Kleidung, um seinem Blick nicht begegnen zu müssen. Ich überlegte diesmal länger. Ließ mir die wenigen Worte durch den Kopf gehen. Und kam zu keinem Entschluss. "Ich weiß es nicht", murmelte ich erneut. Schämte mich für meine Wörter. Warum konnte ich ihm keine Antwort geben? Warum wusste ich nicht einmal selbst, ob es mir gefiel oder nicht? Immerhin war es mein Job. Etwas das ich tuen musste. Eine Notwendigkeit. Und ich war gut in meiner Branche. Bekam so gut wie jeden gefangen, getötet oder verletzt. Doch war nur 'Gut sein' genug um zu sagen, dass ich es mochte?

"Warum fragst du das alles?", meine Stimme kam nur als Flüstern hervor. Aufgeregt sprang Jimin vom Bett und kam hektisch auf mich zu. Er riss mir die Klamotten aus den Händen und drückte mich fest an sich. "Nicht weinen, Yoonie! Wenn du weinst, muss ich auch weinen!", maunzte der Kater kläglich und strich mir beruhigend über den bebenden Rücken. Verwirrt kniff ich meine Augenbrauen zusammen und fuhr mir mit einer Hand zaghaft über mein Gesicht. Tatsächlich. Schimmernde Tränen rannen an meinen Wangen hinunter. "Es tut mir leid, Yoonie. Ich werde dich nicht mehr danach fragen, versprochen", flüsterte Jimin sanft und blickte aus kugelrunden Augen zu mir hoch. Er stellte sich auf Zehenspitzen und beugte sich ein wenig nach vorne, um meine Tränen mit seiner rauen Zunge abzulecken, wie Jinnie es immer bei ihm tat. "Schon gut, Minnie", murmelte ich leicht, erwiderte seine Umarmung und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Doch die Frage blieb unbeantwortet.

Mochte ich es zu töten?

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So, ein kleiner Lückenfüller, nur damit man ein wenig mehr Einsicht auf Yoongis 'Job' und dessen Persönlichkeit im großen ganzen bekommt^^ Ich hoffe es hat euch gefallen! Wie gefällt euch die Story überhaupt bisher? Irgendwelche Make? Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1130 Wörter

The Killer's Kitten ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt