Taehyung war echt stärker als man denken würden, wenn man ihn das erste Mal sah. Damit meinte ich zwar nicht körperlich, aber dafür mental. Wenn man mich so rumschubsen würde, dann würde ich wahrscheinlich ziemlich schnell anfangen wie ein Baby zu flennen.
Taehyung stolperte schließlich zu Boden, woraufhin alle zu lachen begannen.
„Was ist Fettwanst? Ist dir das zu anstrengend geworden?," lachte Jongin und trat auf Taehyung zu. Er blickte zu ihm herunter und man sah ihm deutlich an, dass es ihm Spaß machte Taehyung so zu erniedrigen. Ich wusste schon, wieso ich Jongin schon nicht mochte, seitdem er mir das erste Mal hier aufgefallen war.
„Steh wieder auf Fetti, wir sind hier noch nicht fertig."
Jetzt reichte es mir. Ich kämpfte mich in den Kreis vor und stand nun Jongin und Taehyung mehr oder weniger gegenüber.„Jungkook, das ist ja eine Überraschung. Willst du etwa mit machen?," fragte mich Jongin mit seinem ekelhaftem Grinsen.
„Gerne," erwiderte ich, was Jongin überrascht die Augenbrauen hochziehen ließ, da er mit dieser Antwort nicht gerechnet zu haben schien. Taehyung hingegen sah mich ängstliche von unten an. Dieser Anblick sorgt für einen Kloß in meinem Hals. Der Junge konnte einem einfach nur Leid tun.Ich machte zwei große Schritte auf den grinsenden Jongin zu, packe ihm am Kragen seines Oberteils und machte mit ihm einen weiteren Schritt nach vorne, sodass Jongin eher unsanft gegen die Spinde hinter ihm knallte.
„Du bist ein echter Drecksack Jongin! Wie kann man nur so ein furchtbarer Mensch sein? Wie kannst du es lustig finden, andere Menschen so runter zu machen? Was stimmt nicht mit dir?!"
Mit meinen letzten Worten zog ich ihn an mich ran, nur um ihn anschließend wieder mit voller Wucht gegen die Spinge zu drücken.
Sein Grinsen war inzwischen aus seinem Gesicht verschwunden. Stattdessen wurde es von lodernder Wut geziert.Im nächsten Moment hatte er mich auch schon von sich weg geschubst und bevor ich mich überhaupt richtig fangen konnte, hatte ich auch schon seine Faust in meinem Gesicht. Ich spürte direkt, wie mir etwas feuchtes über das Gesicht lief.
„Wie kannst du es wagen, du Mistkerl? Du hälst dich besser daraus, sonst ..."
„Sonst was?," unterbrach ich ihn, was Jongin anscheinend echt gegen den Strich ging, mir aber mehr als nur egal war. „Willst du mich dann auch wie Dreck behandeln, oder was? Weißt du was? Das ist mir wirklich sowas von scheiß egal Jongin. Du tust so, als wärst du hier der King der Schule, aber soll ich dir was sagen? Du bist nicht besonderes! Also werde ich auch nicht so tun, als wärst du es und in irgendeiner Weise Respekt vor dir haben. Schon gar nicht, wenn du so mit anderen Menschen umgehst!"Ich hatte eigentlich noch mehr sagen wollen, wurde aber durch einen weiteren Schlag, mitten in mein Gesicht, davon angehalten. Anschließend folgte ein Schubser, von einem nun regelrecht aggressiv wirkenden Jongin. Danach noch ein Zweiter, welcher mir aber den Boden unter den Füßen weg riss. Ich landete unsanft auf dem Boden und knallte mit dem Kopf gegen die Wand. Jongin hatte sich inzwischen vor mir aufgebaut und funkelte mich böse an, doch er kam nicht dazu, weiter etwas zu sagen, denn ein lautes: „Kim! Jeon! Ins Büro des Direktor!" erhallte im Flur. Ein Lehrer hatte sich anscheinend einen Weg durch die Schüler gebahnt und funkelte uns böse an.
„Das ihr euch geprügelt habt, ist uns allen mehr als bewusst. Nur würde ich gerne wissen, weshalb. Oder ist Jongin auf dich losgegangen, Jungkook?"
„Auf mich?," lachte Jongin auf. „Er hat doch damit angefangen."
Der Direktor zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Vermutlich, weil ich wesentlich mitgenommener aussah, als Jongin, welcher nicht mal eine Schramme hatte. Wenn ich ehrlich war, ging es mir auch echt elend.„Jungkook?," fragte er nun trotzdem an mich gerichtet.
„Er hat einen anderen Schüler geärgert. Ich wollte nur helfen," brachte ich heraus.
„Ich wollte mich nur verteidigen!," fuhr Jongin mich an, doch ich hörte es kaum, weil es in meinen Ohren unangenehm zu rauschen begann.
„Jungkook?"
„Mir ist schlecht," murmelte ich. Ich konnte mir gerade so den Mülleimer schnappen, welcher unter dem Schreibtisch stand, bevor ich mich auch schon in diesen Übergab.Damit war das Rauschen in meinen Ohren auch wieder verschwunden, trotzdem fühlte ich mich hundeelend und ich musste mich auch gleich darauf noch ein zweites Mal übergeben.
„Ob du dich nun verteidigen wolltest oder nicht," hörte ich den Direktor nun wieder. „Einem Schüler wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung und womöglich eine gebrochene Nase zu verpassen, ist zu viel des Guten. Du wirst für die nächsten zwei Wochen suspendiert Jongin. Und du Jungkook ..."Ich sah auf und wollte gar nicht wissen, wie beschissen ich dabei aussehen musste.
„Sobald du wieder auf den Beinen bist, kommst du für eine Woche nach dem Unterricht zum Nachsitzen, verstanden? Deine Mutter müsste jeden Moment hier sein. Sie bringt dich dann ins Krankenhaus. Den Mülleimer ... kannst du ruhig mitnehmen."
Ich trottete durch die Schule, auf dem Weg zu meinem Spind. Ich war für eineinhalb Wochen krank geschrieben, damit ich mich auch wirklich von meiner Gehirnerschütterung erholen konnte. Meiner Nase ging es zum Glück gut.
Von meinen Eltern, Yugyeom und meinen Freunden konnte ich mir nach dieser Aktion erstmal ordentlich was anhören. Sie alle wollten, dass ich mich in Zukunft von solchen Sachen fern hielt.
Meine Mutter wusste es zwar zu schätzen, dass ich helfen wollte, doch sie wollte mich auch nicht wieder in so einem Zustand von den Schule abholen müssen. Wenn ich ehrlich war, erinnerte ich mich kaum noch an das, was nach dem Büro des Direktors passiert war. Aber vielleicht war das auch besser so. Ich kannte meine Mutter. In solchen Situationen wurde sie schnell ziemlich hysterisch, obwohl es schlimmer aussah, als es eigentlich war.
Yugyeom war mich noch am selben Tag zu Hause besuchen und jammerte mir die Ohren voll, wie ich nur so leichtsinnig hatte sein können und dass er mich ja gewarnt hatte. Er und die Anderen fänden es besser, wenn ich mich in Zukunft einfach raus halten würde. Es war zwar gut gemeint, aber Taehyung würde doch sicherlich auch nicht wollen, dass es mir wegen ihm schlecht ging.
Ich war mir da nicht so sicher. Sicher war er froh, dass ihm das Ganze mal für einen Moment erspart blieb, wo er es doch schon normalerweise ständig ertrug.
Trotzdem hatte ich nachgegeben. In Zukunft würde ich mich raushalten. Ich mochte es zwar nicht mit anzusehen, wie Jongin und sein dämliches Volk mit Taehyung umgingen, aber genauso wenig mochte ich es, wenn es mir so beschissen ging und sich die Menschen, die mir wichtig waren, Sorgen um mich machten, nur weil ich mich nicht zurück halten konnte.Zumindest hatte Taehyung so noch für mindestens eine halbe Woche seine Ruhe. Ich war mir ziemlich sicher, dass Jongins Anhänger ohne ihn nicht mehr als ein paar Beleidigungen gegen Taehyung los ließen. Das war immerhin besser als der Scheiß, den sie sonst so in letzter Zeit mit ihm abgezogen hatten.
Mit einem Seufzen öffnete ich meinen Spinden und sofort fiel mir etwas ins Auge. Eine kleine Schachtel, welche ich definitiv nicht hier rein gestellt hatte.
Ich sah mich um, doch mir fiel auch niemand verdächtiges auf. Also hob ich den Deckel an und zum Vorschein kamen ein paar Kekse in der Formvon Sternen. Auf den Keksen lag ein zusammen gefalteter Zettel.
Ich stellte die Schachtel wieder in meinen Spind und nahm den Zettel heraus, um ihn zu entfalten. In ordentlicher Schrift war ein schlichtes Danke darauf zu lesen.
Ich lächelte und tat den Zettel zurück in die Schachtel zu den Keksen.
Von wem die Kekse waren, konnte ich mir ja denken.„Naja, wenn du meinst," sage ich bloß.
„Sehr gesprächig heute, was Jeon," verdreht Jongin die Augen. „Komm schon, wir sind alle älter und reifer geworden. Wir haben uns alle verändert. Außer vielleicht Taehyung die kleine Schwabbelschwarte. Der ist bestimmt immer noch so wackelig wie damals," lacht Jongin.
„Sieht so aus, als würde sich nicht alles ändern," seufze ich auf seinen Kommentar hin und lasse ihn einfach stehen, um mich schließlich wirklich zu den Getränken zu begeben.
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Back then (BTS, Vkook, FF)
FanfictionFünf Jahre ist es her, dass die ganze Klasse beisammen war. Fünf Jahre in denen Jungkook die meisten seiner Klassenkameraden nicht gesehen hat. Was wohl aus diesen geworden ist? Aus seinen Freunden, mit denen seit der Schule keinen Kontakt mehr hat...