Back then (BTS, Vkook, FF)

Kapitel 6

Ich nehme mir eines der Gläser, welches mit Sekt und Orangensaft gefüllt ist und nippe daran. Ich muss immerhin später noch nach Hause kommen und zum Saufen bin ich sowieso nicht her gekommen. Das kann ich genauso gut noch morgen mit meinen Freunden machen. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht und eigentlich wurde es langsam mal wieder Zeit.
Lange bin ich aber nicht alleine. Ein groß gewachsener Mann gesellt sich zu mir und nimmt sich ebenfalls eines der bereitgestellten Getränke.
Ich schaue ihn von der Seite an und kann seinen Namen auf seinem Namensschild erkennen. Park Chanyeol. Na klasse, das hat mir ja gerade noch gefehlt. Erst Jongin und jetzt auch noch Chanyeol. Kann ich nicht auf jemanden treffen, an den ich bessere Erinnerungen habe?
„Hi Jungkook," werden meine Gedanken schließlich von Chanyeol unterbrochen.

Mein erstes Schuljahr an der Highschool war inzwischen so gut wie vorbei und das auch ohne weitere Zwischenfälle. Es tat mir zwar noch immer weh zu sehen, wie diese Vollidioten mit Taehyung umgingen, doch was sollte ich da schon machen? Meine Lektion hatte ich immerhin schon gelernt. Was bracht es also mich einzumischen? Immerhin hätte ich dann nicht nur Jongin gegen mich, sondern auch noch seine ganzen Anhänger. Es war schon krank, wie sie manchmal schon an ihm hingen. Was war er denn bitteschön? Ein einfach Schüler, so wie wir alle hier. Trotzdem wurde er von vielen behandelt, als wäre er ein König oder sonst was in die Richtung. Unverständlich für mich, besonders, weil er nun mal einfach nur ein Arschloch war.

„ ... und zwar in Partnerarbeit."
Ich horchte auf und sah anschließend sofort nach rechts, wo mir Yugyeom schon einen verschwörerischen Blick zuwarf, welchen ich direkt erwiderte. Partnerarbeit mit Yugyeom war klasse. Wir hatten Spaß, scherzten, kamen aber letzten Endes zu einem Ergebnis, womit sich arbeiten ließ. Außerdem erledigten wir die Arbeit zusammen. Es gab immerhin immer ein paar Vollidioten, die dachten es würde reichen einen die Arbeit machen zu lassen und sich darauf auszuruhen.

„Bevor hier jetzt das große Chaos ausbricht," rief unsere Lehrerin laut in die Klasse, wodurch es immerhin etwas leiser wurde. „ ... ich habe die Partner für euch schon ausgelost."

Toll, weil Schüler sowas auch gut fanden. Lehrer mussten es echt mögen, ihren Schülern das Schulleben so schwer wie möglich zu machen.

„Fangen wir an ..."
Nach einer Ewigkeit hatte Yugyeom einen eher unauffälligen Mitschüler von uns zugeteilt bekommen, Taehyung, wie ich erleichtert festgestellt hatte, arbeitete mit Lisa zusammen und ich hatte das große Los gezogen. Ich durfte mit Chanyeol zusammenarbeiten. Yay ...
Immerhin war es nicht Jongin, das war schon mal etwas. Aber ich denke, nach dem Vorfall vor vier Monaten, würden die Lehrer uns sicherlich nicht in eine Gruppe stecken. Bisher wussten sie es immerhin ganz gut zu vermeiden.

„Ihr habt jetzt den Rest der Stunde Zeit die Aufgaben zu bearbeiten. In der nächsten Stunde stellt ihr dann gemeinsam eure Ergebnisse vor. Wenn ihr möchtet, könnt ihr dafür auch in die Bibliothek gehen oder die Tische auf den Fluren nutzen. Seid nur fünf Minuten, bevor die Stunde vorbei ist, wieder hier."
Damit war eigentlich schon so gut wie die ganze Klasse aus dem Raum verschwunden. Zurück blieben Chanyeol, welcher sich bisher nicht einen Zentimeter von seinem Platz bewegt hatte, Lisa, Taehyung und ich zurück.

Ich warf Taehyung ein aufmunterndes Lächeln zu, welches er erwiderte und begab mich dann zu Chanyeol.

„Na, findest du etwa nicht den Weg, wenn dein Herrchen nicht bei dir ist?," stichelte ich ein wenig. Ich wusste, dass das nicht nett war. Aber ich konnte ihn genauso wenig ausstehen, wie Jongin und vergleichsweise war ich noch nett.

„Was meinst du Jeon?," fragte Chanyeol und lehnte sich mit verschränkten Armen in seinen Stuhl zurück.
„Ich meine damit, dass du Jongin am Arsch hängst, wie ein treuer Köter. Der braucht doch nur pfeifen und du kommst angerannt."
Chanyeol kniff die Augen zusammen und sah mich böse an.
„Das hat damit gar nichts zutun. Wir beide haben einfach nur etwas gegen bestimmte, fette Schwuchtel. Sowas bringt die Menschen halt zusammen."
„Du meinst Hass? Ja, das verbindet wirklich sehr," erwiderte ich sarkastisch.
„Wenn die Schwuchtel nicht so behandelt werden wollen würde, würde er einfach abnehmen und sich eine Freundin suchen. Aber er bleibt ja lieber fett. Falls es dir nicht aufgefallen ist, in letzter Zeit scheint er sogar nochmal zugenommen zu haben."
„Das ist auch das einzige, wonach man Menschen beurteilen sollte. Dann solltest du dich lieber mal um deine Segelohren kümmern, Yoda."
„Du kleinerMistkerl," fauchte Chanyeol mich regelrecht an, sprang auf und packte mich am Kragen meines Shirts.
„Park Chanyeol! Was glaubst du, tust du da?"
Chanyeol schien die Anwesenheit unserer Lehrerin völlig vergessen zu haben, weshalb ich ihm unauffällig ein Grinsen zuwarf, woraufhin ich einen vernichtenden Blick zurück bekam.

„Kleine Ratte," flüsterte er mir zu.
„Für das, was ihr schon so gemacht habt, mehr als verdient," erwiderte ich.
„Chanyeol, sofort zum Direktor! Ich will nicht noch ein Szenario, wie wir es bereits mit Jongin und Jungkook hatten. Los jetzt!"
Zähne knirschend verließ Chanyeol den Raum, was mich zufrieden seufzen ließ. Es war nicht so, als hätte ich mir einen neuen Feind gemacht. Chanyeol konnte mich sowieso schon nicht leiden, einfach aus dem Grund, dass Jongin mich auch nicht leiden konnte. Und wenn er schon nicht wegen Taehyung mal beim Direktor vorbei schauen musste, dann könnte ich immerhin ein wenig nachhelfen. Verdient hatten sie es nach dem ganzen Mist mit Taehyung allemal.

„Hi ...," gebe ich eher weniger enthusiastisch von mir.
„Ich hab gesehen, dass du eben schon mit Jongin geredet hast."
„Ja, erfreulich ist anders."
Chanyeol lacht leicht auf und schüttelt den Kopf. „Glaube ich dir. Jongin hat sich echt nicht verändert. Als ich ihm vorhin in die Arme gelaufen bin, hat er mich erstmal damit zugetext, wie krass sein Job als Manager wäre, dass er sich mit dem Gehalt ein „mega geiles" Haus leisten konnte, in dem er jetzt mit seiner „Schnecke" lebt."
„Ihr habt keinen Kontakt mehr?," frage ich verwundert nach, weil ich eigentlich damit gerechnet hatte. Immerhin waren sie zu Schulzeiten ganz dicke.
„Um Gottes Willen, nein. Jongin ist ein Idiot ohne Moral. Mit jemandem wie ihn möchte ich echt nichts zu tun haben. Alleine der Gedanke, dass ich in der Schule mit ihm rum gehangen habe, ist mir peinlich. Und was wir diesem einen Jungen damals alles angetan haben ..."
„Du meinst Taehyung?," unterbreche ich ihn fragend, obwohl er eigentlich nur Taehyung meinen konnten. Niemand anderes an unserer Schule wurde so dermaßen gemobbt, wie er.
„Ja, genau, Taehyung. Ich hoffe echt, dass er heute hier auftaucht. Ich kann zwar nichts davon ungeschehen machen, aber eine Entschuldigung bin ich ihm allemal schuldig."
Überrascht ziehe ich die Augenbrauen hoch. Anscheinend haben sich einige von uns doch wirklich sehr verändert, seitdem wir die Schule verlassen haben. Aber wen wundert's? Die Schule schien manchmal wie eine eigene Welt zu sein, mit eigenen Regeln. Entweder man spielte nach diesen oder man war am Arsch. Wenn jemand, der in der Hierarchie ganz oben stand, etwas gegen dich hatte, dann hatte man sowieso verloren.

Genau deshalb würde es mich nicht wundern, wenn Taehyung uns alle abgrund tief hasst. Ich hoffe,die meisten von meinen alten Mitschülern haben es inzwischen auch eingesehen. Aber Chanyeol hat recht, eine Entschuldigung würde niemals reichen, um wieder gut zu machen, was ihm damals alles widerfahren ist oder auch dafür, dass ihm nicht geholfen wurde. 

Aber auch ich würde mich wirklich gerne dafür entschuldigen, ihm nicht geholfen und alleine gelassen zu haben.