Kapitel 9

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„Yoongi?," frage ich überrascht nach, ehe ich wieder in sein Gesicht blicke. Ich hatte ihn tatsächlich nicht wieder erkannt.
„Danke auch, Hohlbirne," erwidert er Augen verdrehend, ehe er mich in eine kurze, freundschaftliche Umarmung zieht.

Yoongi war schon immer eher unnahbar gewesen, trotzdem waren wir zu Schulzeiten auf verdrehte Weise Freunde, auch wenn ich seinen Umgang mit manchen Menschen echt nicht mochte. Verschwiegen hatte ich ihm das immerhin auch nicht, nur war ihm das relativ egal gewesen. Er hatte halt einfach sein Ding durchgezogen und fertig. Nach der Schule ist der Kontakt zwischen uns aber abgebrochen. Wir konnten ihn vielleicht für ein halbes Jahr aufrecht erhalten, aber seitdem habe ich nichts mehr von Yoongi gehört.

„Achtung, Schwuchtel im Anmarsch," rief Yoongi durch die Klasse, als Taehyung den Raum betrat. Sofort zog Taehyung den Kopf ein und schlich zu seinem Platz, während die halbe Klasse zu lachen begann. Ich verstand es nicht. Was war daran jetzt bitte lustig gewesen? Yoongi verstand ich genauso wenig. Wieso zur Hölle musste er solche Sprüche immer wieder bringen? Er gehörte nicht mal zu Taehyungs typischen Mobbern. Er drückte immer mal wieder einen dummen Spruch, hielt Leute wie Jongin oder Chanyeol aber immer auf Abstand und wollte nichts wirklich mit ihnen zu tun haben. Ich verstand es nicht. Das was er sagte und wie er letzten Endes handelte, waren zwei völlig verschiedene Dinge. Ich glaubte, einen Menschen wie Yoongi würde ich wohl nie verstehen.

Yoongi und ich saßen gemeinsam beim Essen. Ich hatte echt keine Ahnung, wie die Anderen hin verschwunden waren, aber in der Cafeteria waren sie schon mal nicht. Vielleicht kamen sie auch später nach oder Yugyeom hatte mal wieder beschlossen außerhalb der Schule zu Essen, weil die nächste Stunde eine Freistunde war und er somit genug Zeit hatte, wieder pünktlich im Unterricht zu sitzen.

Yoongi erzählte gerade von irgendetwas, was in der letzten Pause los war, doch ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Aus irgendeinem Grund war Taehyung nämlich vorhin mit aufgeschlagener Lippe aus der Pause wieder gekommen. Er schien die Wunde zwar versorgt zu haben, trotzdem konnte man noch sehen, dass anscheinend irgendwas passiert war.

„ ... und dann ist er voll auf die Fresse geflogen."
„Was?"
Yoongi verdrehte die Augen, bevor er wiederholte: „Die Schwuchtel, nachdem Changmin ihm ein Bein gestellt hat, ist die Schwulette voll auf die Fresse geflogen. Das hättest du sehen müssen!"
„Du weißt schon, dass er einen Namen hat?," begann ich genervt das liebste Streitthema zwischen Yoongi und mir. Trotzdem konnte ich es nicht lassen, genauso wenig wie er. 

Na und? Schwuchtel tut es doch auch. Du weißt doch dann trotzdem, wen ich damit meine."
„Mag ja sein," erwiderte ich. „Trotzdem es ist echt asozial, wie du über Taehyung redest."
„Du willst damit also sagen, ich wäre ein Assi?," knurrte Yoongi. Jedem anderen hätte es vielleicht Angst gemacht, mir bei den ersten Malen vielleicht auch, aber inzwischen hatte ich oft genug mit ihm gestritten und vor allem eines dabei gelernt: Hunde die bellen, beißen nicht. Zumindest war das bei Yoongi der Fall.
„Nein, grundsätzlich nicht. Aber sobald du anfängst von Taehyung zu reden, mutierst du zu einem asozialen Arschloch."
Ach ja? Und was ist mit dir? Willst du die nächsten eineinhalb Jahre auch noch den heimlichen Retter in glänzender Rüstung spielen? Was erhoffst du dir eigentlich davon? Du willst doch wohl kaum, dass sich Speckie in dich verliebt?!"
„Es reicht Yoongi," rief ich und haute auf den Tisch. Das sorgte allerdings dafür, dass nicht nur Yoongi die Klappe hielt, sondern alle anderen Schüler in der Cafeteria ruhig wurden und uns neugierig musterten.
Kümmert euch um euren eigenen Scheiß," rief nun Yoongi durch den Raum und sofort wandten sich wieder alle von uns ab. Es war nicht so, als hätten sie Angst vor Yoongi, doch seine Gleichgültigkeit, die er oft an den Tag legte, konnte schon einschüchternd sein. 

„Ich frage mich manchmal echt, wieso wir eigentlich miteinander befreundet sind," redete ich nun leise weiter. „Ich will nicht, dass Taehyung Gefühle für mich entwickelt oder so. Ich will einfach nur, dass Arschlöcher wie du oder Jongin einen klaren Kopf bekommen und merken, wie idiotisch ihre dämliche Mobberei ist."
Damit stand ich auf und ließ Yoongi alleine an in der Cafeteria zurück. Ich hatte einfach keine Lust, dieses Thema weiter mit ihm aus zu diskutieren. Das hatten wir inzwischen so oft gemacht und es hatte immer noch zu nichts geführt. Yoongi und ich hielten beide an unseren Standpunkten fest. An sich war er ja ein netter Kerl, mit dem ich mich gut verstand, ansonsten wären wir wohl kaum Freunde. Aber das Thema Taehyung oder Schwule generell, sollten wir beide einfach aus dem Weg gehen, damit unsere Freundschaft nicht irgendwann doch daran zugrunde ging.

Back then (BTS, Vkook, FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt