Kapitel 9

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Erschrocken ließ Markus mich los und ich drehte mich zum Ufer um.
Es war nichts ungewöhnliches zu erkennen.

"Stören wir etwa?"
"Das wollten wir nicht."
"Nein, gar nicht",meinte Markus sarkastisch.

Die zwei Personen kamen aus dem Wald näher zu uns.

"Ihr seid so bescheuert", meinte ich und schöpfte mit meiner Hand etwas Wasser, das ich nach ihnen warf. Vanessa lachte.

"Was macht ihr überhaupt hier?",fragte Markus.
"Na was wohl? Euch suchen",sagte Leon.
"Wer's glaubt wird selig",meinte ich.

Jetzt war es Markus, der sie mit Wasser anspritzte.

"Wenn wir schon nass sind...",sagte Vanessa.

Sie lief los und zog Leon mit sich. Der war davon nicht so begeistert und stieß sie ins Wasser.

"Arsch",murmelte sie gespielt sauer.

Sie versuchte ihn ebenfalls umzustoßen, aber vergebens.

"Mehr Muskeltraining nötig?",fragte Leon spöttisch.

Vanessa sah mich hinterlistig an und ich grinste.

"Leon?",sagte ich.
"Was?,fragte er und drehte sich zu mir um.

Ich stieß ihn und während er zurück taumelte stellte Vanessa ihm das Bein. Prompt lag der liebe Herr Anführer im Wasser. Vanessa und ich lachten uns tot.

Leon warf uns vernichtende Blicke zu.

"Mehr Gehirnzellen nötig?",fragte ich schadenfroh.

Er schöpfte mit seiner Hand etwas Wasser und warf es nach mir. Um mich zu rächen,trat ich mit meinem Fuß ins Wasser als wäre es ein Ball und spritzte ihn an.

"Markus, deine Freundin ist boshaftig",brummte Leon.
"Ich weiß",meinte Markus grinsend,"und ich bin stolz auf sie."
"Warum kannst du nicht auch so süß sein?",fragte Vanessa Leon vorwurfsvoll.

Leon's wütender und geschockter Blick war unbezahlbar. Wir drei mussten erneut lachen.

"Kann's sein, dass keiner Respekt vor mir hat?", meinte Leon und wir prusterten erneut los.

"Sie's positiv.Das bedeutet, dass wir dich mögen",sagte ich.
"Oha, jetzt kannst du nicht mehr beschweren! Das war gerade ein Kompliment von Lina!", meinte Vanessa.
"Ach, halt doch die Klappe!",meinte ich spielerisch und spritzte sie wieder mit Wasser an. Sie rächte sich aber gleich darauf und ich rannte (so gut wie man im Wasser laufen konnte) weiter in den See. Sie kam mir nach und wir lieferten uns eine Wasserschlacht. Unfair war, dass Vanessa größer als ich war und während sie noch am Boden stehen konnte, hatte ich Schwierigkeiten mit meinen Füßen den Grund des Wasser zu berühren.

Als wir nach mehreren Minuten erst aufhörten uns zu attackieren und zu lachen, merkte ich, dass es unheimlich still war. Ich sah zum Ufer zurück, aber von den Jungs war keine Spur.

Plötzlich schrie Vanessa kurz vor Schreck auf und im nächsten Moment verschwand sie unter der Wasseroberfläche.

Aus Reflex trat ich im Wasser mit meinen Füßen herum.

"Jungs, ich warne euch!",meinte ich.

Dann umschlang etwas meinen Fußknöchel und zog mich in die Tiefe. Im letzten Moment schnappte ich nach Luft.

Die Hand ließ mich gleich darauf wieder los und ich tauchte auf. Gleichzeitig mit mir die anderen Drei. Ich drehte mich zu Markus um, der blöd grinste. Ich streckte ihm die Zunge raus.

"Hey,ich bin der, der gelitten hat!Du Strampelmonster!",empörte er sich.

Um mich zu rächen spritze ich ihn an.
Danach schwammen wir zurück zum Ufer. Schnell liefen wir zum Lager zurück und wickelten uns in Decken ein. Sofort verschwanden wir in unseren Zelten um zu schlafen.
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Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Heimweg. Sofort führten wir Leon's Befehle aus und holten Hütchen, Strickleitern und Hula-Hoop-Reifen.

Als dann alles vor uns lag, sah Leon leicht überfordert aus. Ich zog eine Augenbraue hoch.

"Koordinationstraining?",fragte ich.
Er nickte.

"Na gut,hört alle her! Wir bauen drei Übungen auf. Mit einem Teil der Hütchen bauen wir einen Slalomparcour auf. Dann kommt noch ein Hütchen zwei Meter weitervorne hin, um das man herumdribbeln muss. Bei der zweiten Station gibt es die Strickleiter. Kurzer Kontakt am Boden in jedem Feld. Dann bekommt man den Ball zu gespielt und dribbelt wieder um ein Hütchen. Dasselbe bei Station drei, nur dass wir Reifen statt einer Strickleiter benutzen. Alle Stationen enden mit einem Schuss auf das Tor."

Als ich mit meinem Vortrag endete, herrschte Stille. Sie alle starrten mich nur an.

"Wie kann es sein, dass er der Captain ist und nicht sie?",zischte Raban Joschka schließlich zu. Ich lachte leise.
"Es ist ein Phänomen",meinte ich.
"Los, ein paar Aufwärmrunden um den Platz und dann bauen wir auf",brummte Leon.

Wir liefen los und ich sprach mit Klette und Vanessa. Nach drei Runden drehte sich Leon um und sagte:"Lina, du läufst wie ein Mädchen".
Ich wusste er sagte das nur,um mich zu ärgern, aber für einen Moment kippte mir die Kinnlade runter.
Dann fasste ich mich wieder.

"Wenn du ein bisschen schneller laufen würdest,könntest du es auch", sagte ich selbstsicher.

Vanessa und Klette grinsten breit und schlugen mit mir ein.

Anschließend bauten wir die Stationen auf und begannen mit dem Training. Es war ungewohnt, aber machte Spaß. Wir hatten nie wirklich solche Trainingsstunden gemacht.Wir hatten einfach immer spontan gespielt. Wenn ich so darüber nachdachte, fragte ich mich wie wir überhaupt so oft gewinnen konnten.
Präzise Strategien und all das Zeug waren nicht unser Stil. Selbst ich plante lieber meine Strategien spontan, aber wir hatten es ja gesehen.... Das funktionierte nicht mehr. Jetzt mussten wir es so probieren.

Wir trainierten bis in die Nacht hinein. Anschließend setzten wir uns (jeder mit einer Flasche Apfelschorle, wie früher) hin und besprachen alle gemeinsam ein paar Taktiken.

Man merkte es uns an, dass wir erschöpft waren, aber niemand wollte es zugeben. Ich denke, dass die anderen auch ein bisschen an den neuen Methoden zweifelten.

Maxi erhob als erster seine Stimme und sagte das, was wir alle dachten. Typisch,dachte ich.

"Ist das wirklich eine gute Idee? Das sind nicht wir!"
"Und wer sind wir?",fragte Klette.
"Die Wilden Kerle!Wer den sonst?!",meinte Nerv.
"Es fühlt sich nicht mehr danach an",sagte Joschka bedrückt.

Und dann sprang Vanessa auf.
"Wo ist euer Kampfgeist?! Wir sind nicht mehr so,wie wir es früher waren, aber wir können noch einmal wild sein. Ein letztes Mal! Und dann kann niemand mehr uns unser Land streitig machen. Dann sind wir Legenden!"

Sie sah einmal durch die Runde und sprach dann weiter.

"Es wird weh tun. Wir werden all die Zeit ausnutzen,die noch bleibt. Wir müssen uns dem voll und ganz widmen. Wir müssen alles geben und uns körperlich sowie psychisch zum Maximum treiben. Es wird hart sein, aber wenn wir sie dann besiegt haben, wird es das durch und durch wert gewesen sein. Das Wilde Kerle Land ist unser Vermächtnis!Das geben wir nicht her!"

Ich sah den Ehrgeiz in ihren Augen aufflammen. Das hier bedeutete ihr viel. Hier ging es um Leidenschaft.

Es bedeutete uns alle etwas.

"Morgen. 9 Uhr. Hier", sagte Raban und wir nickten alle.
"Wir schießen die Teufel dahin, wo sie hergekommen sind", sagte Maxi.
"In die Hölle",vervollständigte Markus grinsend. (@CelineGrob 😉)

Wir standen auf.
"Einer für alle", sagte Nerv und streckte seine Hand aus. Nacheinander legte jeder seine Hand darauf.
"Und alle für einen", ergänzten wir alle zusammen.

Solange Du Wild Bist 6 - Finale Entscheidung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt